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Aschaffenburg

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Nein Mann, ich will noch nicht gehn...

... ist doch erst 2:00 Uhr Sperrstunde um 2:00 Uhr in Aschaffenburg? In gewissen Klatsch-Medien und auch vermehrt in Social-Networks sind viele Gespräche zu einer Sperrzeit in Aschaffenburg um 2:00 Uhr zu finden. Was ist wirklich dran? Was wären die Konsequenzen? Was sind die Standpunkte? stadtleben.de hat Betroffene und Verantwortliche befragt und alle wichtigen Hintergrundinfos in dieser und weiteren News zusammengetragen.

News auf der Hompage der CSU-Fraktion Aschaffenburg

Die CSU-Stadtratsfraktion beschäftigte sich auf Ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr unter anderem mit den zahlreichen Beschwerden von Bürgern über nächtliche Randale und Vandalismus. Seit dem Wegfall der Sperrzeiten für Gaststätten, die derzeit praktisch uneingeschränkt die ganze Nacht durch geöffnet sein können, gebe es vor allem an den Wochenenden erhebliche Belästigungen durch Lärm, Schlägereien und Verunreinigungen. Auf Antrag der CSU-Fraktion hat die Stadtverwaltung in einer Umfrage ermittelt, dass bereits 21 Kommunen in Bayern die Sperrzeit in der Nacht wieder auf 2.00 Uhr festgesetzt haben. Die Fraktion wird nun einen Antrag stellen, dass auch in Aschaffenburg ein entsprechender Beschluss gefasst wird. >> zum Original

Hier die offiziellen Anträge der CSU

>> Antrag der CSU vom 19.11.2010 >> Antrag der CSU vom 13.01.2011

Thematik neu?

Bereits am 21.10.2010 berichtete Merkur Online "CSU will Sperrstunde auf 3 Uhr festlegen". Inhalt des Berichtes ist die Forderung der CSU nach einer landesweiten Sperrstunde um 3 Uhr morgens. Markus Sackmann, Sozial-Staatssekretär, CSU, hält eine Sperrstunde für notwendig, auch aus Gründen des Jugendschutzes. >> Artikel Merkur Online

Verbot statt Prävention?

Ursprünglich bezeichnet Demokratie unter anderem das Mehrheitsprinzip, politische Repräsentation, den Respekt politischer Opposition, Verfassungsmäßigkeit und den Schutz der Grundrechte. Ob es nun wirklich den demokratischen Grundsätzen und Persönlichkeitsrechten entsprechen würde, sowohl Bürger bei Ihrer freien Entscheidung wann sie nach Hause gehen wollen zu befürworten, als auch gezielt Betriebe und Existenzen im Gastrobereich zu schädigen sei dahin gestellt. Durchaus nachvollziebar ist jedoch, dass sich einige Bürger in ihren Persönlichkeitsrechten eingeschränkt sehen und schon aufgrund eines Minderheitenschutzes auf eine freie Gestaltung der Ladenschlußzeiten bestehen.

Wirtschaftliche Schäden und Existenzbedrohung

Bereits durch das Nichtrauchergesetz haben Club und Gastro-Szene in Aschaffenburg stark gelitten. Nun nich nur an den Tagen mit regionalen Tanzverboten, sondern dauerhaft wandern immer mehr Gäste ins nahegelegene Hessen oder Rheinland-Pfalz aus. Gastro-Pleiten und Gastro-Krisen sind keine Seltenheit mehr. Das Nichtrauchergesetz kostete Arbeitsplätze und Existenzen. Unstreitig ist, dass sich das Nachtleben durch längere Arbeitszeiten immer mehr nach hinten verlagert. Eine zusätzliche Sperrstunde um 2:00 Uhr würde ohne Zweifel die Attraktivität des Aschaffenburger Nachtlebens weiter einschränken. "Gehen wir direkt nach Hessen, oder feiern wir vorher noch kurz in Aschaffenburg?" wäre sicher keine seltene Aussage und Konsequenz einer solchen Regelung.

Beispiel England

In England ist die Sperrstunde um 2:00 Uhr bereits seit Jahren üblich. Die Entwicklung wurde jedoch zu einer ernsten Problematik. Nicht gemütlich über den ganzen Abend verteilt feiern, sondern so schnell und intensiv wie möglich wurde die Devise. Kein Bier, sondern harter Alkohol. Keine Pause, sondern am besten gleich zwei volle Gläser in Reserve. Das sogenannte "binge drinking", also Saufen bis zum Umfallen, ist ein englisches Phänomen, das quer durch alle Gesellschaftsschichten geht. Weiter geht die Problematik zur Sperrstunde. Nicht gesittet und nicht über den Abend verteilt, sodern auf einen riesen Schlag stürmen die Mengen auf die Straße. Dadurch kommt es zunehmend zu Beschwerden über Lärmbelästigung, außerdem zu Schlägereien und Vandalismus.

Wie würde es in der Praxis in Aschaffenburg aussehen?

In Aschaffenburg haben wir eine hohe Club- und Kneipendichte. Jedes Wochenende sind viele tausend Feierwütige in Gastro, Kultureinrichtungen und Discotheken unterwegs. Wenn man nun bedenkt, dass Tausende von Personen, unterschiedlicher Gesinnung, teilweise nüchtern, teilweise alkoholisiert, aber mit Sicherheit zum Großteil verärgert, alle um 2:00 Uhr auf Sandgasse, Roßmarkt, Frohsinnstraße, etc. rumlaufen, ist es sicher fraglich, ob dies wirklich zu einer "Nachtruhe" oder zu "friedlichem Miteinander" auf Aschaffenburgs Straßen führt. Ob ein solch künstlich und unnötig provoziertes Aggressionspotential zur geforderten oder angedachten Lösung beitragen wird oder radikal scheitert, wäre sicher abzuwarten. Was wäre dann jedoch die nächste Konsequenz bei einem Scheitern der Nachtruhe? Verbot von Alkohol in Aschaffenburg? Landesweites Verbot von Clubs und Kneipen?

Online-Petition

In einer von Christian Staab aus Mainaschaff ins Leben gerufnen Online-Petition ist es seit dieser Woche möglich sich öffentlich gegen die Einführung einer Sperrstunde auszusprechen. Wir sind gegen die Einführung einer Sperrzeit ab 02:00 Uhr für Aschaffenburger Bars und Diskotheken. Begründung: Diese Sperrzeit gefährdet die Existenz eines Großteils der Aschaffenburger Gastronomie und führt zu einer kompletten Verarmung des Aschaffenburger Nachtlebens. Jeder sollte frei in seiner Entscheidung sein, bis wann er tanzen möchte. >> Zur Online-Petition Innerhalb kürzester Zeit haben sich über 1.800 Personen gegen eine Sperrzeit ausgsprochen, was durchaus eine klare Tendenz der Bürger und vor allem auch große Verwunderung und Entsetzen erkennen lässt.
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