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Aschaffenburg

🕘 Wörter: 271 • Lesedauer: max. 1 Minute

Moskau - Petuški

"Ich werde nicht daraus schlau, wer weshalb trinkt: die unten, weil sie nach oben blicken, oder die Oberen, weil sie nach unten blicken."

Die radikale, poetische Reise eines hochgebildeten Säufers von Moskau in den zum Paradies verklärten Provinzort Petuški. Eine hochprozentige Irrfahrt in den Wahnsinn, die Sauftour eines klugen Narren, eines Denkers, der das Denken verneint. Jerofejews Ich-Erzähler Venička begibt sich nach einer alkoholgetränkten Nacht aus Moskau in den Provinzort Petuški, um seine Geliebte und ihren Sohn zu besuchen. Im Zug erscheinen ihm Engel. Alle Mitreisenden und sogar der Kontrolleur sind Alkoholiker. Die Erlebnisse werden immer surrealer, Fabelwesen tauchen auf und irgendwann weiß er nicht mehr, ob er im Zug von Moskau nach Petuški oder im Zug von Petuški nach Moskau sitzt. Er findet sich am Ausgangspunkt der Reise wieder und sieht endlich den Kreml – zum allerersten Mal in seinem Leben.

Wenedikt Wassiljewitsch Jerofejew wurde 1938 in Kirowsk als Sohn eines Bahnhofvorstehers geboren. Von der Universität flog er wegen versäumter Wehrübungen. Aus der Stadt Wladimir wurde er verwiesen wegen Mitgliedschaft in der Studentenorganisation ‚Die Popen‘. Es folgten Aushilfsjobs, Alkoholismus und Schreiben, Schreiben, Schreiben. Die wenigsten seiner Werke wurden veröffentlicht, viele wurden gestohlen, vernichtet, verschwanden. Das Poem ‘Die Reise nach Petuški‘ (1970) erschien zuerst in Israel und wurde in der UdSSR erst 1988 veröffentlicht. Jerofejev starb 1990 an Kehlkopfkrebs. Zunehmend wird dieser Mann, der ein Leben als Trinker und Obdachloser verbrachte, als die Untergrundstimme einer ganzen Nation gesehen.

Nenad Šmigoc ist seit dreizehn Jahren Regisseur der Jungen Bühne Aschaffenburg. Er arbeitet als freier Regisseur und Schauspieler in Deutschland und Österreich.
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