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Trevor Sensor

Datum: Montag, 25.09.2017 Location: Privatclub Ort: 10997 Berlin Straße: Pücklerstr. 34
Trevor Sensor: Neue Folk-Poesie
zwischen Bob Dylan, Tom Waits & Bon Iver
Debütalbum „Andy Warhol's Dream“ am 16. Juni erschienen
Erste Deutschland-Shows im September
Konzerte in Berlin und Köln

Trevor Sensors
Inspirationsquellen für seinen extrem berührenden Folk sind so vielseitig wie tiefschürfend, doch sie alle haben eines gemein: Sie gehören zum großen Kanon der gehobenen Intellektualität und Kunst. Musikalisch ein spannendes Amalgam aus Traditionalisten wie Bob Dylan, Tom Waits und Woodie Guthrie im Wechselspiel mit jungen Ausnahme-Songwritern wie Bon Iver, Sufjan Stevens und Conor Oberst. Es sind neben seinen einnehmenden Songs aber vor allem seine höchst reflektierten, tiefgründigen Texte, gesungen von einer Stimme, die in ihrer brüchigen Wahrhaftigkeit sofort unter die Haut geht. Bereits seine im März 2016 veröffentlichte Debüt-EP „Texas Girls and Jesus Christ“ ließ die US-amerikanische Songwriter-Szene aufmerken. Nun, mit seinem unlängst veröffentlichten ersten Album „Andy Warhol's Dream“, wird sich Trevor Sensor daran machen, die ganze Welt mit seiner Musik gewordenen, postmodernen Straßenpoesie zu verzaubern. Eine erste Gelegenheit, seine aufrichtigen Lieder live zu erleben, wird es zwischen dem 25. und 27. September geben, wenn er zwei Konzerte in Berlin und Köln spielen wird.

Trevor Sensors Debütalbum „Andy Warhol's Dream“ ist ein perfekter Beweis für die These, dass handgemachte Musik genau dann am intensivsten und authentischsten gerät, wenn der Künstler sein Werk mit einer gewissen ungeplanten Beiläufigkeit kreiert. Denn der 23-Jährige mit den wilden Locken hatte den Gedanken an eine professionelle Musikkarriere bereits aufgegeben. Seit seiner Teenagerzeit hatte er in zahllosen Formationen gespielt, sich dabei durch Punk, Alternative Rock, Post-Hardcore und Indie gearbeitet, sich immer wieder aufgerieben an „der Ambitionslosigkeit meiner Bandkollegen und der Oberflächlichkeit der gesamten Musikbranche“ – und vor etwa drei Jahren eigentlich entschieden, dass er die Musik zugunsten von Literatur aufgibt. Er wollte stattdessen Lyriker und Romanautor werden. Zu diesem Zweck nahm er ein Studium der Philosophie und Englischen Literatur an der Universität in Pella/Iowa auf und vergrub sich ganz in den Schriften seiner Lieblingsautoren zwischen Sören Kierkegaard, Marcel Proust, Henry Miller und Dave Eggers.

Als ein paar Kommilitonen Wind von seiner musikalischen Vergangenheit bekamen – und zudem die Gelegenheit, einige seiner zu dem Zeitpunkt mehr als 70 fertigen Songs zu hören – zwangen sie Trevor Sensor regelrecht, in Bars und bei Open Mic-Nächten aufzutreten. Bei einem dieser Abende hörte ihn zufällig Dave Keuning, der Gitarrist der berühmten The Killers, der ihn davon überzeugte, doch wenigstens ein paar dieser Songs aufzunehmen. Die dabei entstandene EP „Texas Girls and Jesus Christ“ geriet zu einem atemberaubend intensiven, lyrisch extraordinär prägnanten Sittenbild seiner ehemaligen Heimat, der Gegend um Sterling/Illinois etwa 100 Meilen westlich von Chicago – einst eine prosperierende Metropole der Stahlindustrie, mittlerweile eine dieser trostlosen Gegenden des sogenannten „Rust Belt“, wo die weitreichende Arbeitslosigkeit nur noch von der generellen Perspektivlosigkeit ihrer verbliebenen Bewohner übertroffen wird.

Die Reaktionen des US-amerikanischen Feuilletons waren bombastisch; sofort sprach man von einem neuen Dylan mit der lyrischen Sprengkraft eines Jack Kerouac oder T.C. Boyle. Es schien nun unausweichlich, dass Trevor Sensor weiter arbeitet als Musiker. In Zusammenarbeit mit dem Foxygen-Kopf Jonathan Rado und dem Produzenten Richard Swift (Damien Jurado, The Lemon Twigs) sowie den Musikern von Whitney als Backing Band entstand in den legendären Electrical Audio Studios von Steve Albini nun sein erstes Album „Andy Warhol's Dream“. Auch diese Platte verfolgt lyrisch einen roten Faden, versetzt sie doch Warhols einst ausgerufenen Slogan der „15 Minutes of Fame“ in die postmoderne Welt von Casting-Shows, sozialen Netzwerken und der Manie penetranter Selbstdarstellung. Mit Trevor Sensor erreicht den Hörer also nicht nur ein neuer brillanter Songwriter, sondern ein Poet und Philosoph mit einer Stimme, die man definitiv nicht vergisst.
Vorgemerkt
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