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Akropolis Adieu: Die documenta 14 schließt in Athen

Athen/Kassel (dpa/lhe) - Nach 100 Tagen ist in Athen die documenta 14 zu Ende gegangen. Ein letztes Mal konnten Griechen und Touristen am Sonntag die weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst in der griechischen Hauptstadt besuchen. Es war das erste Mal, dass neben Kassel eine weitere Stadt gleichberechtigt Schauplatz war. Wie viele Menschen die documenta in Athen seit Anfang April gesehen haben, soll im Laufe der nächsten Woche bekannt gegeben werden.

Bis vergangenen Mittwoch klickten die Zählgeräte dort rund 320 000 Mal. Die Veranstalter sprechen nicht von «Besuchern», sondern von «Besuchszahlen», denn viele Kunstfreunde sahen sich mehr als nur einen der vielen Athener Ausstellungsorte an, sie wurden also mehrfach gezählt. Auch die Zahl verkaufter Karten ist in Athen nur ein unzureichender Maßstab für eine Bilanz: Viele Museen und auch die Musikhochschule etwa gewährten freien Eintritt.

In Kassel, wo die documenta noch bis zum 17. September läuft, hat man mit mehr als 12 000 Dauertickets den Rekord im Dauerkartenverkauf geknackt. Dort findet die documenta seit 1972 im Fünf-Jahres-Rhythmus statt, so dass die Bewohner und viele Kunstfreunde mit der Schau vertraut sind. Anders in Athen: Dort musste die documenta erst bekanntgemacht werden. Bis heute weiß nicht jeder Athener, was sich hinter dem Begriff verbirgt.

Entsprechend schwer ist es, schon jetzt zu bilanzieren, was von der documenta in Athen bleibt - abgesehen von Investitionen in die Technik und Infrastruktur mancher Ausstellungsorte wie etwa der Hochschule der Bildenden Künste. Positiv äußerte sich am Wochenende die Athener Tageszeitung «Kathimerini», die die Schau zunächst kritisch gesehen hatte: «Die documenta von Kassel und ihr künstlerischer Leiter Adam Szymczyk haben uns ein großes Geschenk gemacht. Sie haben Athen und seine zeitgenössische Kunstszene in den Fokus des internationalen kulturellen Interesses gerückt.»

Grundsätzlich wohlwollend, aber inhaltlich durchaus fragwürdig sieht hingegen die Zeitung «To Vima» die Ausstellung. Sie vergleicht die documenta 14 mit einem Floß, das zur Atlantik-Überquerung antreten wollte, dessen Kapitän aber letztlich nie die Leinen kappte und schließlich unverrichteter Dinge im Hafen liegen blieb.

Viele Menschen wollten sich kurz vor Schluss noch eine Meinung bilden. «Es war schon die ganze letzte Woche viel los, und jetzt am Wochenende erst recht», hieß es bei den Veranstaltern. Die Stimmung sei emotional und angesichts des Endes der Kunstschau auch etwas wehmütig.

Etwa ein Viertel der Gäste in Athen seien Deutsche gewesen, hieß es beim documenta-Team. Von ihnen werden wohl etliche für ein vollständiges Bild der Ausstellung auch nach Kassel reisen: Dort läuft die documenta 14 bereits seit fünf Wochen und noch bis Mitte September. Alle etwa 150 Künstler, die ihre Werke in Athen gezeigt haben, sind auch in Kassel vertreten.

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