Eines Nachts trifft Goljadkin auf einen Fremden, der ihm sehr bekannt vorkommt: Er ist sein Doppelgänger. Als ihm dieser am nächsten Tag als neuer Sitznachbar im Büro zu geteilt wird, scheint außer ihm keiner die Ähnlichkeiten zwischen den beiden zu erkennen. Vielmehr ist es so, dass sich der Doppelgänger sofort einer Beliebtheit bei Kollegen und Vorgesetzten erfreut, von der Goljadkin jahrelang geträumt hat. Die Angst, vollständig von seiner Kopie ersetzt zu werden, frisst sich von Tag zu Tag tiefer in Goljadkins Gedanken. Seine Identität verwischt immer mehr – Ist er Goljadkin oder der Andere? – bis einer der beiden in die Psychiatrie gebracht wird. Das Original oder die Nachahmung?
Bisher kennt man hauptsächlich die Fassung des "Doppelgängers", die Dostojewski 20 Jahre nach Erscheinen gekürzt und geglättet hat. Wie surreal und komisch der junge Dostojewski die Geschichte ursprünglich erzählt, bemerkt man in der Neuübersetzung Nitzbergs von 2021, die die Grundlage der Stückfassung des Theaterautors Clemens Mädge bildet. Dieser stellt mit DOPPELGÄNGER nun das "ungenügende" Individuum und den gekränkten Narzissmus des Einzelnen ins Zentrum. Ein Motiv, das so zeitlos wie aktuell ist. Besonders in unserer durchdigitalisierten Welt haben wir ständig die Möglichkeit, durch Weglassen oder Hinzufügen von Details, eine andere Version unseres Selbst zu erzeugen. Aber wann wird die Jagd auf unser "besseres" Ich zu einer Flucht vor uns selbst?
Mo2828. Nov 2022Di2929. Nov 2022Mi3030. Nov 2022Do0101. Dez 2022Fr0202. Dez 2022Sa0303. Dez 2022So0404. Dez 2022Mo0505. Dez 2022Di0606. Dez 2022Mi0707. Dez 2022Do0808. Dez 2022Fr0909. Dez 2022Sa1010. Dez 2022So1111. Dez 2022Mo1212. Dez 2022Di1313. Dez 2022Mi1414. Dez 2022Do1515. Dez 2022Fr1616. Dez 2022Sa1717. Dez 2022So1818. Dez 2022Mo1919. Dez 2022
DER DOPPELGÄNGER - nach Fjodor M. Dostojewskij
Unterhaltung