Das ist die Geschichte zweier junger Menschen, die, hineingeboren in diese Welt, durch die Kräfte des Wettbewerbs und die “laws of attraction” gezwungen werden, zu performen. Unsere jungen Charaktere müssen den richtigen Paarungsruf finden, das perfekte Outfit zusammenstellen und ihren besten Tanz tanzen - denn das Überleben ihres Genpools hängt davon ab. Der Druck, zu überzeugen, ist hoch, und es liegt an den Zuschauer:innen zu entscheiden, ob die “Birds of Paradise” das Zeug dazu haben oder ob ihre Moves für immer ausradiert werden.
Die Familie der Paradisaeidae besteht aus 42 Arten und 15 Gattungen, die im östlichen Indonesien, Papua-Neuguinea und im östlichen Australien beheimatet sind. Die männlichen Paradiesvögel haben ein einzigartiges Paarungsverhalten entwickelt, das aus der Zurschaustellung ihres bunten Gefieders, dessen Formveränderung, Paarungsrufen, Geräuschen und komplizierten Tanzbewegungen besteht. Die Tanzproduktion Birds of Paradise nutzt die surrealen, evolutionären Anpassungen dieser Vögel als komödiantische Linse, um den menschlichen Darstellungswettbewerb zu reflektieren. Als mimetisches Spiel erforscht die Tanzperformance unsere Inszenierungspraktiken und die darin verborgene Fähigkeit zur Formänderung - denn was wir tragen und wie wir das Getragene zur Schau stellen, macht einen großen Teil unserer Identität aus. Anders als beim Schwan etwa dient das surreale Gebaren der Paradiesvögel hier nicht als erstrebenswertes Vorbild für Grazie, sondern als komische Spiegelung, welche die Zuschauenden auf sich selbst zurückwirft. Dabei gerät auch unser konsumistisches Verhältnis zu Kleidung und Accessoires in den Fokus. Wenn die Tänzer*innen ihr eigenes Federkleid vor den Augen des Publikums aus recycelter Kleidung und Plastiktüten kreieren, tritt die Kehrseite der modischen Selbstverwirklichung hervor: um die immer schneller wechselnden Trends in der Modeindustrie zu bedienen, wird Kleidung unter horrendem Ressourcenverbrauch und unter katastrophalen Arbeitsbedingungen im globalen Süden (über)produziert - Stichwort Fast-Fashion. Das Stück untersucht den Zusammenhang zwischen der oberflächlichen Bindung an ein äußeres Bild als Grundlage unserer Selbstwahrnehmung und der Notwendigkeit, so stark in nicht nachhaltige Modetrends zu investieren - und dekonstruiert dabei humorvoll unser Selbstverständnis in Bezug zu unserer Kleidung und zu uns selbst und berührt darüber hinaus die Problematiken von Nachhaltigkeit und Umweltzerstörung.
Für die Stückentwicklung arbeitet die Initiative LUNA PARK mit dem australischen Choreografen Aaron Carey-Burrows zusammen, der nach seinen Abschlüssen bei der LINK Dance Company und der Western Australian Academy of Performing Arts (2017), seit fünf Jahren in Berlin lebt und arbeitet. Neben seiner Beteiligung an mehreren Produktionen der Initiative LUNA PARK ist er unter anderem für das Ballett der Deutschen Oper, das Deutsche Theater und den Choreografen Sebastian Matthias tätig.
Eine Produktion von Initiative LUNA PARK e.V., Aaron Carey-Burrows und Kosmas Kosmopoulos in Zusammenarbeit mit der Gesundbrunnen-Grundschule, unterstützt im Rahmen des Projekts „tanz(t)räume“, gefördert durch TANZPAKT Stadt-Land-Bund.
Besetzung
Konzept und Choreografie: Aaron Carey-Burrows | Performance: Cecilia Castellari, Marco Rizzi | Assistenz: Gianna Di Girolamo, Theodora Sarri | Beratung und Künstlerische Leitung: Kosmas Kosmopoulos | Musik und Komposition: Antonios Palaskas | Ausstattung: Maria Salouvardou | Technische Leitung und Lichtdesign: Dimitrios Stamatis | Text und dramaturgische Beratung: Kai Pichmann | Produktionsleitung und Kommunikation: Fee Josten, Anna Königshofer | Fotografie und Dokumentation: Giovanni Lo Curto
Die Initiative LUNA PARK e.V. wurde 2003 als offenes Kollektiv freischaffender Künstler*innen verschiedener Sparten gegründet und realisiert regelmäßig künstlerische Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und des Theaters sowie im Zusammenhang damit Projekte der außerschulischen künstlerischen Bildung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Berlin, bundesweit und in Austausch mit dem Ausland.
Di2020. Dez 2022Mi2121. Dez 2022Do2222. Dez 2022Fr2323. Dez 2022Sa2424. Dez 2022So2525. Dez 2022Mo2626. Dez 2022Di2727. Dez 2022Mi2828. Dez 2022Do2929. Dez 2022Fr3030. Dez 2022Sa3131. Dez 2022So0101. Jan 2023Mo0202. Jan 2023Di0303. Jan 2023Mi0404. Jan 2023Do0505. Jan 2023Fr0606. Jan 2023Sa0707. Jan 2023So0808. Jan 2023Mo0909. Jan 2023Di1010. Jan 2023
Birds of Paradise
Datum: Donnerstag, 22.12.2022
Location:
Tanzfabrik Berlin in den Uferstudios / Studio 5
Ort: 13357 Berlin
Straße: Uferstraße 23

Unterhaltung