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Alina Pash

Flyer
Datum: Donnerstag, 30.03.2023 Location: Fitzroy Ort: 10179 Berlin Straße: Holzmarktstr. 15
Alina Pash
Grenzgängern zwischen den Kulturen
Ukrainische Rap-Künstlerin kündigt neues Album an
Im März/April drei Shows in Berlin, Hamburg und Köln

Alina Pash ist eine kulturelle Grenzgängerin, die zwei vermeintlich gegensätzliche Elemente in ihrer Musik kombiniert: In ihrem Sound verbinden sich die geschichtsträchtigen Wurzeln der ukrainischen Folklore mit dem zeitgenössisch rauen Sound des US-amerikanischen Hip-Hop. Dazu rappt sie wahlweise auf Englisch, Ukrainisch und vereinzelt auch noch in anderen slawischen Sprachen. Sie tritt bei Konzerten häufig in traditionellen Folklore-Kostümen auf, agiert in ihrer energiegeladenen Stage-Performance zugleich jedoch wie ein wütender MC, der seine oftmals politischen Botschaften ins Mikro spuckt. Dies wirkt im ersten Moment auf viele Zuschauer recht exzentrisch, doch bei genauerer Betrachtung versteht man sehr schnell, dass Alina Pash letztlich vor allem eines ist: eine hoch authentische Künstlerin. Zwischen dem 30. März und 5. April, und damit rund um die voraussichtliche Veröffentlichung ihres vierten, derzeit noch unbetitelten Albums, kommt die 29-jährige Stimm- und Stil-Akrobatin für drei Konzerte in Berlin, Hamburg und Köln nach Deutschland.

Alina Pash, geboren und aufgewachsen in einer entlegenen Region der ukrainischen Karpaten, ist eine überaus politische und soziale Person, der vor allem ein Ziel sehr am Herzen liegt: die Geschichte und Kultur ihrer Heimat hinaus in die Welt zu tragen. Zugleich war es die Politik, die ihr ihre bislang größte Chance, genau das zu tun, vermasselte: Anfang Februar 2022 gewann sie den ukrainischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest – es war eine einmalige Gelegenheit, ihr Anliegen zusammen mit ihrer aufregend andersartigen Musik einem weltweiten Millionen-Publikum vorzustellen. Nur vier Tage später sagte sie allerdings ihre Teilnahme ab – infolge einer, man muss es so nennen, absurden Politposse: Aufgrund einer etwas unbedachten Äußerung in einer ukrainischen Talkshow wurde ein Redakteur des Senders stutzig und recherchierte, dass Alina Pash im Vorfeld einer Reise auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim versäumt hatte, ein für diese Reise notwendiges Bewilligungsformular einzureichen. Der Vorgang wurde zu einem von den Medien zusätzlich angeheiztem Politikum. Niemand interessierte sich mehr dafür, wie viel Reichweite sie als eine kulturelle Botschafterin der Ukraine auf diesem wohl bedeutsamsten internationalen Popmusik-Parkett hätte erlangen können, sondern nur noch für dieses fehlende Dokument. Nachdem sich die Diskussion innerhalb weniger Tage zu einem regelrechten Shitstorm ausweitete und man sogar begann, ihr eine Spionagetätigkeit für Russland zu unterstellen, verzichtete sie schweren Herzens auf die ESC-Teilnahme. An diesem Tag platzte für sie, so beschrieb sie es, „mein größter Traum, auf den ich acht Jahre lang hingearbeitet habe“.

Auf ihre Kreativität, Authentizität und den starken Willen, mit ihrer Musik Menschen auf der ganzen Welt für die vielschichtige ukrainische Folklore zu begeistern, hatte dieser Rückschlag jedoch keinen Einfluss. Im Gegenteil: Wer sich jüngere Auftritte von ihr ansieht, wird feststellen, dass ihre Präsenz als Künstlerin seither von einem noch dringlicheren „Jetzt erst recht“-Gefühl begleitet wird. So hielt sie anlässlich ihres Gewinns eines MME-Awards im Rahmen der Verleihung in Groningen eine flammende Rede, die allen Anwesenden noch lange im Gedächtnis blieb und laut einer niederländischen Tageszeitung „den Geist der ‚I have a Dream'-Rede von Martin Luther King in sich trug“.

So selbstbestimmt und kraftvoll, wie Alina Pash gegensätzliche kulturelle Elemente in ihrer Musik zu einem spannenden Amalgam vereint, ist auch ihr Auftritt als angehender neuer Popstar, der nach der Ukraine nun peu à peu auch die restliche Welt für sich begeistert. Noch vor Veröffentlichung ihres 2019 in zwei separaten Teilen erschienenen Debütalbums, „Pintea: Hory“ und „Pintea: Misto“, gründete sie ihr eigenes Plattenlabel; ihre Management- und Promotionarbeit übernimmt sie größtenteils ebenfalls selber. Mit Erscheinen ihres vierten Langspielers dürfte sie allerdings stärker auf unterstützende Hände von außen angewiesen sein: Durch den ESC-Vorgang hat sie international vermutlich mehr Aufmerksamkeit erlangt, als sie wohl bekommen hätte, wenn sie tatsächlich dort aufgetreten wäre und eine beliebige Platzierung irgendwo im Mittelfeld erreicht hätte.
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