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Die Rückkehr der Spannung: die Rückrunde der Fußball Bundesliga

Trotz der jahrzehntelangen Dominanz des FC Bayern München galt für die Bundesliga lange: Jeder kann jeden schlagen. Und hin und wieder konnte sich ein Überraschungsteam den Meistertitel sichern. Unvergessen: 1998 holt mit dem 1. FC Kaiserslautern mit Otto Rehhagel als Trainer zum ersten Mal ein Aufsteiger die Schale. Doch spätestens seit 2013 führte kein Weg mehr an den Bayern vorbei. Schlimmer noch: Näher als zehn Punkte kam ihnen der Zweitplatzierte in den letzten Jahren am Ende nie. Diese Saison ist die Bundesliga seit langem endlich wieder spannend.


Die Dominanz des FC Bayern München


2011/12 feierte Borussia Dortmund unter ihrem Trainer Jürgen Klopp nicht nur das Double – den Gewinn von DFB-Pokal und Deutscher Meisterschaft –, sondern gewann die Meisterschale auch zum zweiten Mal in Folge. Der letzten Mannschaft, der dies gelang – und die nicht FC Bayern München hieß – war: Borussia Dortmund. Bereits 1994/95 und 1995/96 wurde der BVB Erster in der Bundesliga. Davor schaffte es der Hamburger SV, 1982/83 den Titel der Vorsaison zu verteidigen. Borussia Mönchengladbach holte 1969/70 und 1970/71 sowie von 1974/75 bis 1976/77 jeweils mindestens zweimal hintereinander den Titel und ist damit die vierte Mannschaft, der das seit der Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 gelang. Ein Kunststück, dass dem FC Bayern München in der Bundesliga insgesamt siebenmal gelang, dreimal davon sogar mit drei Titeln in Folge. Mit 27 Meistertiteln gewinnt der Rekordmeister im Schnitt jede zweite Bundesliga-Saison. Über Jahrzehnte waren die Bayern die dominierende Mannschaft der Liga, doch nach dem Dortmunder Double-Gewinn 2012 schienen sie der Konkurrenz anschließend gänzlich enteilt zu sein: Der FC Bayern holte sechs Meisterschaften am Stück, umkämpft bis zum Schluss war keine davon.


Nicht jeder kann jeden schlagen


Jeder kann jeden schlagen: Obwohl der FC Bayern München nach der Jahrtausendwende noch dominanter wurde, galt diese Aussage als Grundpfeiler der Bundesliga, was sie spannender machte als beispielsweise die Premier League, in der zumeist Manchester United den Titel gewann oder die Primera División, in der vor Saisonbeginn lediglich nicht klar war, ob Real Madrid oder doch der FC Barcelona am Ende an der Spitze der Tabelle stünde. 2004 holte Werder Bremen bei dem Meisterschaftsrivalen in München mit einem 3:1-Sieg zwei Spieltage vor Schluss vorzeitig die Schale, 2009 räumte der VfL Wolfsburg, in der Hinrunde noch auf dem 9. Platz, die Liga von hinten auf und wurde am letzten Spieltag Meister – zwischendurch schlugen sie den FC Bayern deutlich mit 5:1. Und auch die Meisterschaften der Münchener selbst waren umkämpfter: 2001 holte der FC Bayern wortwörtlich in letzter Sekunde mit einem Unentschieden beim HSV den Titel. In Gelsenkirchen war zu diesem Zeitpunkt schon fälschlicherweise die Meisterschaft gefeiert worden, der Mythos des Meister der Herzen war geboren. Doch seit 2013 galt für die Bundesliga: Jeder kann jeden schlagen, außer die Bayern. In der Premier League spielten derweil plötzlich vier, fünf Teams um den Titel, mit Leicester City wurde 2016 gar ein vermeintlicher Abstiegskandidat Meister.


Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze?


Noch unumstößlicher galt die Weisheit, der DFB-Pokal habe seine eigenen Gesetze. So warf der FC St. Pauli als damaliger Drittligist 2005/06 mit Werder Bremen und Hertha BSC gleich zwei Bundesligisten aus dem Pokal und scheiterte erst im Halbfinale am FC Bayern München. Und dass zumindest ein Bundesligist bereits in der ersten Runde gegen einen unterklassigen Verein scheitert, ist fast mehr die Regel als eine Ausnahme. 2000/01 war auch für den FC Bayern München früh Schluss: Gegen den FC Magdeburg, der in der 4. Liga spielte, verloren die Münchner in der 2. Pokalrunde im Elfmeterschießen. Aber auch im Pokal scheint die Regel auf den FC Bayern München – und auf Borussia Dortmund, den zweiterfolgreichsten Verein der letzten zehn Jahre – nicht mehr zuzutreffen. Stand eine der beiden Mannschaften seit 2012 nicht im DFB-Pokal-Finale, so war sie in einer der vorigen Runden an der jeweils anderen gescheitert. Beide machen also auch den Pokal immer mehr unter sich aus. Ausnahmen: 2015 gewann der VfL Wolfsburg mit einem brillanten Kevin de Bruyne gegen den BVB, der eine enttäuschende Saison hinter sich hatte, 2018 gelang es der furios aufspielenden Eintracht aus Frankfurt, den Pokal gegen den FC Bayern zu gewinnen.


Die Spannung ist zurück


So verwundert es nicht, dass auch vor der aktuellen Saison unter den Verantwortlichen der Bundesliga-Klubs Einigkeit herrschte. 15 der 18 Bundesligisten sahen den Rekordmeister vorne. Und auch die Quoten bei Wettanbietern wie Betway verhießen auf der einen Seite eine weitere langweilige Saison, dafür aber andererseits auch lukrative Gewinne, sofern auf einen anderen Verein als die Bayern gesetzt wurde. Ganz anders sieht es nach Beginn der Rückrunde aus, die eindeutig Spannung verspricht. Nachdem Borussia Dortmund zwischenzeitlich neun Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierten Münchner hatte, führen sie nach dem 20. Spieltag die Tabelle vor Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern, die seit langem wieder Jäger und nicht der Gejagte sind, mit sieben Punkten an.



Ein angenehmes Polster für die Schwarzgelben aus Dortmund, aber auch kein unaufholbarer Vorsprung. Während die meisten einen Zweikampf zwischen den Bayern und dem BVB erwarten, könnte Gladbach der lachende Dritte sein, denn sowohl Dortmund als auch München müssen in der Rückrunde noch auswärts bei Gladbach antreten: Die Mannschaft von Dieter Hecking ist die einzige, die ihre bisherigen neun Heimspiele allesamt gewinnen konnte und damit noch keinen Punktverlust zu Hause hinnehmen musste.



Bild: ©istock.com/CrailsheimStudio
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