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Ein knappes Gut: Bezahlbare Unterkünfte für Studenten


Das Wohnen in Uni-Städten wird für Studenten immer teurer. Vielerorts sind Unterkünfte unbezahlbar. Hinzu kommt die Wohnungsknappheit an Hochschulstandorten von Berlin über München bis Kiel oder Bochum. Studierende, die sich keinen Platz in Wohnheimen sichern können, müssen besonders tief in die Tasche greifen oder sich für alternative Lösungen entscheiden. Darunter Projekte für kostenloses Wohnen gegen Arbeit.


Wenn der Mietpreis über den Studienort entscheidet

600 Euro für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in München, 480 Euro in Frankfurt, 450 Euro in Stuttgart: Studenten auf Wohnungssuche werden aufgrund des Mietpreisbooms mit immensen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Belastung ist inzwischen so groß, dass lokale Wohnkosten Einfluss auf die Wahl des Studienorts nehmen. Nicht selten wird aufgrund der persönlichen Finanzlage ein Hochschulort abseits wirtschaftsstarker Universitätsstädten gewählt. Die Frage nach Bildungsfreiheit stellt sich unweigerlich. Der Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg und Geschäftsführender Direktor des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) Dr. Stefan Brauckmann geht im Newsletter Dialog (Heft 82 1/2019)) der Forschungseinrichtung der Moses Mendelssohn Stiftung auf die Thematik der Bildungsgerechtigkeit ein. Unter anderem fordert Brauckmann: „Neben der direkten Förderung einzelner Studierender muss in vielen Hochschulstädten das Angebot an Unterbringungsformen für junge Menschen in der Ausbildungsphase deutlich ausgeweitet werden.“

Möglichst günstig, kommen Studenten in Studentenwohnheimen unter. Die Mietpreise sind verhältnismäßig gering, die Nähe zum Campus mindert Fahrtkosten und die Kontaktmöglichkeiten sind umfassend. Der größte Heimträger sind die deutschen Studentenwerke mit rund 194.000 Wohnplätzen. Aufgrund der hohen Nachfrage sind freie Platz allerdings Mangelware. Hinzu kommen standortbedingte Vergabekriterien, wodurch es teilweise tatsächlich Glückssache ist, einen der beliebten Plätze zu ergattern. Neben chronologischer Vergabe erfolgt die Verteilung des Wohnraums beispielsweise nach Losverfahren. Um die Chancen auf ein freies Zimmer zu erhöhen, sollte parallel nach anderweitig verwalteten Wohnheimen Ausschau gehalten werden. Schließlich ist das Angebot vielerorts nicht auf örtliche Studentenwerke beschränkt. Unter dem Dach der deutschlandweit tätigen Hausverwaltung Grand City Property (GCP) werden über die Plattform Studenthouses unter anderem Zimmer in einem erschwinglichen Studentenwohnheim in Bochum angeboten. Das sogenannte „Papageienhaus“ befindet sich unweit der Ruhr Universität Bochum und wartet mit attraktiven Serviceangeboten wie Waschmaschinen, kostenlosen Parkplätzen und Fernsehraum auf. Zur Auswahl stehen drei Zimmertypen. Anfragen sind direkt online möglich. Bis zu 20 Quadratmeter weisen Einzelzimmer in Studentenwohnheimen auf, die meist auf mehrere Stockwerke verteilt sind. Eine funktionale Möblierung ist üblich. Oft werden Bäder und Küchen gemeinschaftlich genutzt. Einzelappartements mit mehr Privatsphäre sind gegen Aufpreis ebenfalls denkbar. Die Kontaktaufnahme zu den Trägern sollte vor Semesterbeginn stattfinden. Anfragen mindestens sechs Monate vor Zulassung sind ratsam. Kommen mehrere Wohnheime infrage, sollte kein Favorit angegeben werden. Flexibilität steigert die Chancen auf eine Zusage.



Sind alle verfügbaren Wohnheime belegt, ist eine Wohngemeinschaft womöglich die einzige Option. Mit höheren Wohnkosten müssen Mieter allerdings rechnen. Für die Recherche stehen diverse Onlineportale bereit. Sie sparen nicht nur wertvolle Zeit, sondern erleichtern gleichzeitig den objektiven Preisvergleich. Vorteilhaft gegenüber Studentenwohnheimen sind die erhöhte Privatsphäre und Eigenständigkeit innerhalb der WG. Die Bewohner bestimmen selbst, wie der Haushalt organisiert wird und können Aufgaben untereinander aufteilen. Studenten finden schnell Anschluss und können ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen. Allerdings erfordern Wohngemeinschaften klare Absprachen, um unnötigen Konflikten vorzubeugen. Berührungsängste sollten Studenten bei keiner der beiden genannten Wohnraummöglichkeiten haben.

Ohne zusätzliche Wohnungen geht es nicht

Dass die Zahlungsfähigkeit von Wohnraum nicht das einzige Problem darstellt, verdeutlicht auch Ökonom Michael Voigtländer, Mitautor des aktuellen Studentenwohnreisindex vom Institut der deutschen Wirtschaft und dem DREF. Im Interview mit dem Deutschlandfunk nennt der Ökonom die Hauptstadt als Beispiel für Wohnraumknappheit: „Wir sehen, dass Berlin um 40.000 Menschen pro Jahr wächst, und dann werden eben nur 10.000, 15.000 Wohnungen gebaut.“ Dies reiche nicht. Finanzielle Förderungen genügen nicht, um das Problem des Wohnungsmangels zu lösen. Neue Wohnungen müssen gebaut werden, um der zunehmenden Nachfrage gerecht zu werden. Viele Städte sind sich der Not inzwischen bewusst und entsprechend bemüht, Unterkünfte zu schaffen, die den finanziellen Möglichkeiten von Studenten entsprechen. Doch nicht alle neuen Unterkünfte werden günstig sein. Um am Beispiel Bochum zu bleiben, lohnt sich derzeit der Blick auf das Bauprojekt an der Uni-Straße. Wie Radio Bochum online berichtet, will die niederländische Jan Snell-Gruppe dort bis Ende 2020 zwei bis zu zwölf Etagen hohe Wohntürme für Studenten realisieren. Was derzeit fehlt, ist die Baugenehmigung der Stadt. Folgt grünes Licht, könnten die Apartments schon bald bezugsfertig sein. Kostenpunkt: Zwischen 600 und 700 Euro für 20 Quadratmeter. Für viele Studenten ein Unding.

Alternativ wohnen: Von Campingplatz bis Mehrgenerationen-WG
Unter preisbewussten Studenten erfreuen sich kreative Alternativunterkünfte zunehmender Beliebtheit. Ob dauerhafter Aufenthalt auf dem Zeltplatz oder wohnen im Campingmobil. Dass die Nachfrage durchaus ernst zu nehmen ist, zeigt sich auf diversen Internetpräsenzen von Campingplätzen in Bonn, Düsseldorf und Co., welche um die zusätzlichen Einnahmen dankbar sind. Teilweise werden konkrete Angebote für Studenten gemacht, die während der Suche nach einer Bleibe dort einen Standort zum Überbrücken finden.

Nicht weniger spannend ist die bundesweite Initiative „Wohnen für Hilfe“ (WfH). Gegenseitiges Geben und Nehmen steht hierbei im Fokus. Teilnehmer der Bundesarbeitsgemeinschaft sind unter anderem Wohlfahrtsverbände, Non-Profit-Organisationen und kommunale Einrichtungen. Das Prinzip der Wohnpartnerschaften ist simpel: Menschen mit freiem Wohnraum stellen diesen anderen unentgeltlich zur Verfügung und erhalten dafür Hilfe vom Wohnraumnehmenden. In der Regel wird pro Quadratmeter monatlich eine Stunde Hilfe geleistet. Die Leistungen variieren und werden in Kooperationsverträgen festgehalten. Kinderbetreuung ist gleichermaßen denkbar, wie Garten- oder Hausarbeiten. Ausgeschlossen sind Pflegeleistungen jeglicher Art. Für die Nebenkosten wie Strom und Wasser müssen die Mieter selbst aufkommen. Als Vermieter sind beispielsweise Senioren denkbar, die sich soziale Kontakte und Unterstützung im Alltag wünschen. Studenten können durch eine derartige Wohnpartnerschaft besonders günstig an Zimmer sowie Wohnungen gelangen, solange sie bereit sind, einen Teil ihrer Zeit mitanzupacken. Bevor ein Kooperationsvertrag zustande kommt, werden Wohnräume besichtigt und Fragebögen ausgefüllt. Auch Studenten müssen detaillierte Personenangaben machen. Die Teilnehmer der Initiative führen mit allen Beteiligten Informationsgespräche, um aufzuklären und Fragen zu beantworten. Zu den teilnehmenden Städten zählen Bonn, Bremen, Freiburg, Kiel, Konstanz und Wuppertal. Alle WfH Städte sowie weiterführende Informationen lassen sich der Internetpräsenz der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln entnehmen.

Dass man auch in München kostenlos wohnen kann, zeigt die Reportage des Bayerischen Rundfunks über eine Pädagogik-Studentin, die in einer Mehrgenerationen-WG mit geistig behinderten Mitbewohnern lebt und sozialen Dienst leistet. Ihre Aufgaben reichen von Einkaufen über Kochen bis hin zu Körperpflege und nächtlicher Bereitschaft. Finanziert, wird die Wohnung durch die Sozialleistungen der Bewohner.



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