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 Warum günstig oder umsonst nicht immer gut ist

Die menschliche Psyche kommt ihnen dabei sehr entgegen Schon seit jeher versuchen Händler, ihre Kunden mit Tricks zum Kaufen zu verleiten Foto: © Finwiz

Wenn es etwas umsonst zu haben gibt, wird jeder hellhörig. Und auch mit Rabatten und besonders günstigen Produkten lassen sich nach wie vor viele Menschen locken. Das zeigt ein Blick auf das Marketing vieler großer Unternehmen. „Nimm zwei, zahl eins“ lautet ein beliebte Methode, um Ladenhüter loszuwerden. Und eine Google-Suche nach dem Wort „Schnäppchen“ offenbart hunderte von Seiten, die sich nur diesem einen Thema widmen. Apropos Google: Die digitale Welt wird von Konzernen beherrscht, die Verbrauchern ihre Dienste anbieten, ohne jemals einen Cent dafür zu verlangen. Ganz offensichtlich üben solche Angebote also eine besondere Anziehungskraft auf Menschen aus. Das hat psychologische Gründe – und kann die Kaufentscheidung durchaus auf eine zweifelhafte Art beeinflussen.

Zu viel des Guten

Schon seit jeher versuchen Händler, ihre Kunden mit Tricks zum Kaufen zu verleiten. Die menschliche Psyche kommt ihnen dabei sehr entgegen. Denn Studien zeigen, dass im Gehirn das Belohnungszentrum aktiviert wird, wenn ein Schnäppchen lockt. Der Kauf wird dann mit Glückshormonen belohnt – und das ganz unabhängig davon, ob er wirklich sinnvoll ist. So kommt es, dass fast jeder Haushalt das eine oder andere völlig unbenutzte Schnäppchen in der Ecke stehen hat. Besonders in Küchen- und Kleiderschränken finden sich viele Fehlkäufe, die nur eines großen Prozentzeichens wegen über den Ladentisch gingen. Das nutzt eigentlich niemandem außer dem Verkäufer. Und der voreilige Schnäppchenkäufer hat nicht nur weniger Geld auf dem Bankkonto, sondern muss sich auch noch über unnützen Krempel in der Wohnung ärgern. Und für die Umwelt bedeutet es eine zusätzliche Belastung, wenn überflüssige Produkte produziert werden. Denn Herstellung und Transport setzen Kohlendioxid frei und tragen somit zum Klimawandel bei. Und früher oder später werden die ungeliebten Käufe Teil der riesigen Müllmengen, die Tag für Tag anfallen. Daher sollten Verbraucher auf der Hut vor Impulskäufen sein und nur das in den Einkaufskorb legen, was sie ohnehin kaufen wollten.

Vergleiche kommen zu kurz

Auch wenn es etwas umsonst zu haben gibt, wird rationales Verhalten oft ausgesetzt. Obwohl kostenpflichtige Alternativen möglicherweise viel eher den Bedürfnissen entsprechen, wird sofort zu der Gratis-Variante gegriffen. Das zeigt sich besonders im Internet, wo Verbraucher daran gewöhnt sind, Dienstleistungen umsonst zu erhalten. Viele kostenpflichtige Email-Dienste bieten größere Datensicherheit und einen besseren Schutz der Privatsphäre für eine geringe Gebühr. Im Vergleich zu kostenlosen Email-Diensten wie Gmail sind ihre Nutzerzahlen allerdings verschwindend gering. Denn wer einmal ein kostenloses Email-Konto eröffnet hat, macht sich nur selten die Mühe einen Vergleich mit anderen Anbietern durchzuführen. Auch in anderen Fällen treffen Nutzer möglicherweise vorschnelle Entscheidungen, wenn ihnen ein Gratis-Angebot unterbreitet wird. So ist es bei Online Casinos üblich, dass Neukunden einen Willkommensbonus erhalten. Einige dieser Angebote sind völlig kostenlos: Beispielsweise finden sich bei Casinoinspektor gleich mehrere Boni ohne Einzahlung. Für Nutzer, die gerade knapp bei Kasse sind, ist das eine sinnvolle Option. Wer genug Geld für eine Einzahlung übrig hat, kann aber möglicherweise deutlich größere Bonusbeträge rausholen. Nutzern, die sich entscheiden ohne die verschiedenen Optionen abzuwägen, kann daher viel Geld entgehen. Gratis-Angebote sollten also nicht dazu führen, dass alternative Angebote ignoriert werden. Nur wer sich die Mühe macht, zu vergleichen, kann sichergehen, das beste Angebot auszuwählen.

Die Qualität leidet

Ein niedriger Preis sagt oft auch nichts gutes über die Qualität des Produktes aus. Und in manchen Fällen ist die nun einmal das wichtigste Kriterium. Günstige Produkte haben im Vergleich zur teuren Variante oft einen geringeren Funktionsumfang oder eine kürzere Lebensdauer. Die Freude über das Schnäppchen ist schnell wieder verflogen, wenn mit der Zeit die Nachteile des Billigkaufs immer deutlicher in Erscheinung treten. Wenn ein Paar Schuhe schon nach einigen Wochen aus dem Leim geht, ist der Ärger groß. Dann bewahrheitet sich auch das alte Sprichwort: Wer billig kauft, kauft teuer ein. Denn während ein hochwertiger Schuh in der Regel Jahre lang hält, müssen beim Billigprodukt im selben Zeitraum möglicherweise mehrere Paare nachgekauft werden. Zum Schluss entstehen so höhere Kosten, als wenn gleich zum Anfang das Qualitätsprodukt gekauft worden wäre. Und auch in diesem Fall entsteht durch die Billigvariante einer erhöhten Umweltbelastung durch Produktion und Entsorgung.

Bezahlung mit Daten

Es ist kein Geheimnis, dass kostenlose Apps und Online-Dienste ihr Geld unter anderem mit der Sammlung von Nutzerdaten verdienen. Viele Menschen nehmen das gerne in Kauf, da sie schließlich eine Gegenleistung dafür bekommen. Allerdings sind mit dieser Praxis durchaus einige Risiken verbunden. So werden bei Datenlecks immer wieder Daten von Millionen von Menschen öffentlich gemacht oder entwendet – auch bei großen Konzernen wie Facebook. Darunter können sich durchaus auch sensible persönliche Daten befinden, die eigentlich niemand zu Gesicht bekommen sollte. Zu den Folgen kann unter anderem ein erhöhtes Risiko für Identitätsdiebstahl und allen damit verbundenen Unannehmlichkeiten gehören. Und wie der Skandal um die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica deutlich machte, sind auch weitaus gefährlichere Formen des Datenmissbrauchs denkbar. Nutzer sollten sich also durchaus überlegen, welche Daten sie von sich preisgeben möchten und ob nicht die eine oder andere Smartphone-App doch deinstalliert werden sollte. Wie so manches, was umsonst angeschafft worden ist, stellt sie sich bei genauerem Hinsehen vielleicht ohnehin als überflüssig heraus.