Stadtauswahl:
Umkreis: 25 km
Berlin

🕘 Wörter: 864 • Lesedauer: ca. 3 Minuten

Mit der Kamera auf Städtetour

Frau fotografiert Gebäude mit Handykamera Bei einer Städte-Fototour lassen sich beeindruckende Bilder machen Foto: © Unsplash

Städtereisen bieten tolle Möglichkeiten für gute, abwechslungsreiche Bilder. Abseits der schon millionenfach fotografierten Standardmotive gibt es noch viel zu entdecken. Mit der richtigen Ausrüstung und ein wenig Vorbereitung gelingen Aufnahmen, die aus der Masse durchschnittlicher Urlaubsfotos herausstechen.

Rucksackreise durch den Großstadtdschungel

Wer eine Kompakt- oder Bridgekamera mit Reisezoom besitzt, kann mit leichtem Gepäck auf Städtetour gehen. Bessere Qualität bietet eine Spiegelreflexkamera oder spiegellose Systemkamera mit Wechselobjektiven. Da es in der Stadt oft eng zugeht, ist ein Weitwinkelobjektiv als Zoom oder Festbrennweite empfehlenswert. Bei kleinen Brennweiten und tiefem Standpunkt des Fotografen entstehen zwar stürzende Linien, aber die lassen sich entweder als Stilmittel einsetzen oder können später in der Bildbearbeitung korrigiert werden. Für die perspektivische Entzerrung per Software sollte genügend Raum um das Hauptmotiv sein, sonst werden Elemente am Bildrand möglicherweise abgeschnitten.

Den passenden Kontrast zum Weitwinkel liefert ein Teleobjektiv. Damit lassen sich Details herausarbeiten und durch die optische Komprimierung in der Tiefe gestaffelter Motive interessante Effekte erzielen, zum Beispiel Verkehrsgewühl in der Rushhour einfangen.

Praktisch für die große Fotoausrüstung ist ein Fotorucksack. Einige Modelle bieten Zugriff auf die Kamera, ohne den Rucksack abzusetzen. Das klingt praktisch, ist aber in der Großstadt auch risikoreich - auch Dieben steht der Rucksack offen. Besser ist es, einen Rucksack mit Öffnung an der dem Rücken zugewandten Seite zu nehmen und die Kamera während des Stadtspaziergangs in der Hand zu halten.

Für Nachtaufnahmen reicht die Stabilisierungsfunktion in der Kamera oder im Objektiv oft nicht aus. Sind Langzeitbelichtungen geplant, gehört ein stabiles Stativ ins Gepäck. Spiegelreflex-Fotografen müssen an die Spiegelvorauslösung oder an eine zeitverzögerte Aufnahme per Selbstauslöser denken, denn sonst verwackelt der Spiegelschlag das Bild.

Ungewöhnliche Perspektiven suchen

Jeder sieht eine Stadt anders. Wenn der Kölner Dom nicht aufs Bild passt, ohne dass die Türme verzerrt sind, lohnt vielleicht eine extreme Froschperspektive oder der Blick vom anderen Rheinufer mit einer Spiegelung im Wasser. Am frühen Morgen sind touristische Hotspots noch nicht überlaufen und erlauben Motive zur blauen und goldenen Stunde. Rechner für diese Zeiten gibt es im Internet. Hier kann man sich auch über den Sonnenstand informieren und ermitteln, zu welcher Uhrzeit ein Bauwerk interessantes Streiflicht abbekommt oder wann Sonnenstrahlen in eine enge Straßenschlucht fallen.

Ist ein Fotobuch geplant, sollten sich Bilder mit weitem Bildwinkel und Detailaufnahmen abwechseln. Orts- oder Straßenschilder, Namenszüge von Gaststätten und Werbetafeln von Geschäften lockern das Fotobuch auf und geben Orientierung. Zu Hause kann man ergänzend Fahrkarten, Eintrittskarten oder Ausschnitte aus dem Stadtplan abfotografieren oder einscannen. Für ein Wandbild ist ein Panorama besonders geeignet. Um die bestmögliche Auflösung zu erzielen, werden dazu mit einer Normalbrennweite oder leichtem Tele mehrere Einzelfotos von einem fixen Standpunkt gemacht.

Das Weitwinkel ist wegen der verzerrten Bildränder ungeeignet. Idealerweise nutzt der Fotograf wie bei Langzeitbelichtungen ein Stativ. Viele Kameras beherrschen das Zusammensetzen von Panoramen direkt nach der letzten Aufnahme, ansonsten geschieht diese Arbeit zu Hause in Ruhe am PC. Ein Kalender mit Stadtfotos ist besonders dann sinnvoll, wenn derselbe Ort zu unterschiedlichen Jahreszeiten besucht und fotografiert wurde, sodass es für jeden Monat ein Bild mit der richtigen Stimmung oder Vegetation gibt.

Der rechtliche Rahmen

Sollen Menschen mit aufs Bild, etwa im Rahmen von Streetfotografie? Juristen sind sich nicht einig, was hier seit Inkrafttreten der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) noch erlaubt ist. Mit dem Betätigen des Auslösers werden bereits schützenswerte Daten gespeichert. Deshalb braucht man jetzt nicht erst mit der Veröffentlichung einer Aufnahme das Einverständnis der abgebildeten Person, sondern vor dem Foto. Allerdings ist davon auszugehen, dass das Kunsturhebergesetz trotz DSGVO nach wie vor gültig und damit auch die Streetfotografie möglich bleibt. Erlaubt sind demnach Personenaufnahmen im künstlerischen Kontext. Auch die Abbildung größerer Menschenmengen, etwa auf einem Markt oder einem Volksfest, ist unproblematisch. Wer eine einzelne Person oder eine kleine Gruppe fotografiert, sollte vorher um Erlaubnis fragen und den Verwendungszweck des Bildes erläutern - schon aus Höflichkeit. Ist eine Veröffentlichung geplant, schafft ein schriftlicher Model-Vertrag Rechtssicherheit. Nicht nur bei Personenaufnahmen drohen rechtliche Fallstricke.

Das Atomium in Brüssel und die Beleuchtung des Eiffelturms in Paris sind urheberrechtlich geschützt. Der ICE der Deutschen Bahn genießt einen Schutz als Geschmacksmuster. In Deutschland gilt grundsätzlich Panoramafreiheit. Alles, was aus der Perspektive eines Fußgängers (nicht per Hochstativ oder Drohne) zu sehen ist, darf auch fotografiert werden. Ist der "Kussmund" des Malers Feliks Büttner auf der Aufnahme eines AIDA-Schiffs als unbedeutendes Beiwerk einer Aufnahme des Hafens zu sehen, ist das unproblematisch. Ein Kunstwerk einfach abzufotografieren und das Bild als Postkarte zu verkaufen, ist aber nicht erlaubt. Und auch ein ICE-Foto darf nicht ohne Genehmigung zu Werbezwecken beispielsweise für eine Reisebüro verwendet werden.

Warum in die Ferne schweifen, ...

... wenn das Gute liegt so nah? Ein Bummel durch die Heimatstadt bringt Übung in Sachen Städtefotos und Umgang mit der Ausrüstung. Dem Fotografen sind verborgene Plätze bekannt und er kann mit Wetter und Lichtverhältnissen experimentieren. So gerüstet, wird im Urlaub wenig schiefgehen.