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Gegenläufiger Trend: Viele Restaurants schaffen das Bargeld ab – was hat das für Auswirkungen?

Hand zieht Geld aus einem Geldbeutel Noch wird gerne mit Bargeld bezahlt Foto: © Quelle: https://unsplash.com/photos/2s9N9qHsSCI

och vor einigen Jahren waren Kartenzahler im Restaurant eher die Ausnahme, die meisten Gäste bezahlten mit Bargeld. In gehobenen Etablissements wurde das Geld dezent in einem Kassenbüchlein hinterlegt, im Standardrestaurant wechselten die Scheine einfach den Besitzer. Doch es zeichnet sich der Trend zum bargeldlosen Bezahlen und zur Abschaffung des Bargelds in Restaurants ab. Gäste zahlen dann entweder flexibel per Echtzeitüberweisung oder direkt per Girokarte oder Kreditkarte. Welche Folgen hat diese Veränderung? Wird der Verzicht auf Bargeld für Gäste eher angenehmer oder gibt es Nachteile für beide Parteien?

Der Sicherheitsaspekt – Restaurants nicht mehr im Blickpunkt der Diebe 

Schon seit langer Zeit ist zu beobachten, dass immer mehr Banken den Kassenschalter abschaffen und Geld nur noch aus dem Automaten anbieten. Eine Veränderung, die vor allem aus sicherheitsrelevanten Aspekten geschieht. Überall dort, wo Bargeld vermutet wird oder tatsächlich vorhanden ist, passieren Diebstähle. 

Wenn Restaurants am Ende des Abends ihre Einnahmen zählen und diese zur Bank bringen müssen, geraten nicht selten Mitarbeitende ins Fadenkreuz von Dieben. Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass es Diebstähle sogar innerhalb eines Betriebes geben kann. Immer wieder wird von Fällen berichtet, wo der Kellner plötzlich selbst zum Dieb wurde. Das Hauptaugenmerk liegt aber klar auf der Sicherheit der Mitarbeiter, um Überfälle und Einbrüche zu vermeiden. 

Mehr Effizienz durch den Verzicht auf Bargeld 

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte der Betreiber eines Hamburger Cafés noch mehr über die Beweggründe, warum er seit 2017 auf Bargeldzahlungen in seinem Haus verzichtet. Es ging ihm zu keinem Zeitpunkt darum, den Wert von Bargeld abzusprechen oder eine Umerziehung seiner Kunden ins Leben zu rufen. Für ihn als Betreiber sei es einfach vorteilsbehaftet, da jeder Mitarbeiter 30 Minuten Zeit pro Tag damit verbringt, das Bargeld zu zählen. Zeit, die vor allem in der Gastronomie fast nie vorhanden ist. 

Es kommt hinzu, dass ein gewisses Kontingent an Wechselgeld unverzichtbar ist, was wiederum ein sicherheitsrelevantes Problem werden kann. Um das Wechselgeld in der Gastronomie aufzubewahren, ist es zwingend nötig, es unter Hinzuziehung von Sicherheitstechnik zu verfahren. Diese ist teuer und hält Diebe dennoch nicht davon ab, einen Diebstahl zumindest zu versuchen. 

Hygienisch und besser oder eher ein Anstoß des Ärgers? 

Cash ist King, die Deutschen zahlen am liebsten mit Bargeld, welche Reaktionen wären bei einem kompletten Umstieg auf Zahlung mit Karte also denkbar? Zumindest am Beispiel des Hamburger Gastronomen zeigt sich, dass die Kundschaft schnell bereit ist, den Wandel mitzutragen. Ärger oder Beschwerden wegen der bargeldlosen Zahlung gibt es nicht. 
Tatsächlich haben vor allem Hygienegedanken in den letzten zwei Jahren mehr Menschen dazu gebracht, die Karte anstelle von Bargeld einzusetzen. Durch die Corona-Pandemie wurde auch an vielen Supermarktkassen und anderen Bezahlstätten bevorzugt die Karte entgegengenommen. Selbst jene, die zuvor eher stoisch aufs Bargeld zurückgriffen, haben während dieser Zeiten zu gewissen Teilen die Vorzüge der Girokarte kennengelernt. 

Nicht außer Acht zu lassen ist jedoch, dass der Ausschluss von Bargeld für bestimmte Personengruppen zu einem ernsten Problem werden kann. Zwar hat in Deutschland jeder ein Bankkonto, doch es gibt vor allem unter älteren Menschen viele, die sich den Umgang mit elektronischen Bezahlungsmethoden nicht zutrauen und die auch keinen Wunsch verspüren, sich auf diese Neuerung einzulassen. Auf diese Personen müssen Anbieter wie der Hamburger Gastronom dann wohl verzichten. 

Trinkgeld trotz Kartenzahlung – ist das überhaupt möglich?

Wer kein Bargeld für die Bezahlung der Rechnung haben möchte, braucht es auch nicht auf dem Trinkgeldtellerchen, oder? Tatsächlich braucht es für Trinkgeldzahlungen kein Bargeld, diese sind auch über die klassische Kartenzahlung möglich. Beim Abkassieren muss der Gast lediglich angeben, welche Summe an Trinkgeld er hinzu addieren möchte und schon wird die komplette Rechnung mitsamt Trinkgeld per Karte bezahlt. 

Nachteil für die Gastronomen? Eher nicht! Es ist sogar eher zu vermuten, dass durch die direkte Nennung des Trinkgelds beim Bezahlvorgang höhere Summen spendiert werden. Es ist eine Sache, beim Verlassen des Restaurants schnell knauserige 50 Cent auf den Tisch zu werfen. Wer aber dem Kellner von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, wird sich genauer überlegen, ob er aus einer 49,50-Euro-Rechnung wirklich nur 50,00 Euro macht. 

In Sachen Transparenz bietet die Zahlung per Kreditkarte oder Girokarte jedenfalls große Vorteile. Es ist anhand der Abrechnungen klar erkennbar, welcher Mitarbeiter welchen Gast abkassiert hat und wie das Trinkgeld auf der Rechnung ausgefallen ist. Für Gastronomiebetriebe, die das Trinkgeld dem Empfänger zuordnen und es nicht pauschal unter allen Mitarbeitern verteilen, ist das ein riesiger Transparenzvorteil. 

Skandinavische Länder und Niederlande gehen als Beispiel voran 

Was hier in Deutschland noch exotisch erscheint, ist in den skandinavischen Ländern und auch in den Niederlanden schon Standard. Egal ob beim Essen und Trinken oder beim Shopping-Bummel – in den Niederlanden zahlen rund drei Viertel aller Konsumenten mit ihrer Karte. Hier ist es keine Seltenheit, dass Restaurants und Cafés auf Kartenzahlung bestehen, selbst einige Geschäfte verweigern bereits die Annahme von Bargeld. 

In den skandinavischen Ländern wie Dänemark ist der Trend zur Karte sogar noch weiter verbreitet, die Akzeptanz der Bevölkerung ist jedoch auch deutlich höher. 

Noch attraktiver werden Angebote für Gäste, wenn nicht nur klassische Kartenzahlung, sondern auch Online-Zahlung angeboten wird. Ob per PayPal oder per Apple- und Google-Pay – die Zahlungsvielfalt ist groß und vor allem bei Lokalitäten mit internationalem Publikum macht sich eine hohe Flexibilität beim Bezahlvorgang bezahlt. 

Fazit: Nicht nur praktisch und sicher, sondern auch ökologisch 

Der alte Leitspruch: „Nur Bares ist Wahres“, scheint ausgedient zu haben. Aus Sicherheitsgründen für die Mitarbeiter und aus praktikablen Gründen ist es für viele Gastronomen verlockend, nicht mehr auf Barzahlung zu setzen, sondern stattdessen dem Bargeld einen Riegel vorzuschieben. Das lohnt sich vor allem für jene Betriebe, bei denen der Anteil an Barzahlern ohnehin schon gering ist. 

Weniger Zeitaufwand beim Kassensturz, kein Risiko beim Transport des Geldes zur Bank und keine Spritkosten – es gibt tatsächlich Gründe, die für ein „Bargeld – nein Danke“ sprechen. Nicht zu vernachlässigen ist dabei auch der ökonomische Faktor, denn das Zahlen mit Smartphone und Co. ist nachhaltiger als Prägung, Druck und Transport von Bargeld. In spätestens zehn Jahren wird sich zeigen, wie stark sich das bargeldlose Zahlen auf weitere Teile der Gastronomie ausgedehnt hat.