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Erfolgreicher Großeinsatz: Razzia gegen illegales Glücksspiel in Berlin

Nahaufnahme eines Blaulichts Eine Razzia gegen illegales Glücksspiel in Berlin hat viele Missstände aufgedeckt Foto: © Unsplash

Manchmal reicht eine Nacht, um zu zeigen, dass der Staat doch noch Biss hat. Berlin, Hauptstadt des Chaos, Bühne der Extreme und offenbar auch Zentrum für illegales Glücksspiel, hat Anfang April für Schlagzeilen gesorgt. Mit einer Razzia, die in Sachen Ausmaß und Symbolkraft neue Maßstäbe setzte. Über 500 Einsatzkräfte, 80 durchsuchte Lokale und ein klarer Gegner – das organisierte, illegale Zocken. Klingt nach Hollywood? War aber echt!

Wie hunderte Einsatzkräfte in einer Nacht über 80 Objekte kontrollierten

Illegales Glücksspiel ist in Berlin kein Randthema mehr, sondern ein florierender Untergrundmarkt. Während legale Angebote wie Poker Bonus Aktionen längst transparent und reguliert ablaufen, wird in vielen Berliner Hinterzimmern gezockt, was das Zeug hält. Und das ganz ohne Aufsicht, ohne Regeln und natürlich ohne Steuer.Was passiert, wenn man die Polizei, den Zoll, das Ordnungsamt und die Steuerfahndung in einen Topf wirft? Richtig: ein Einsatz, bei dem sogar hartgesottene Kriminalbeamte zweimal auf den Lageplan schauen müssen. In der Nacht vom 3. auf den 4. April 2025 wurde Berlin für einige Stunden zur Bühne eines akribisch geplanten Großeinsatzes. Das Ziel: 80 Lokale.Die Bezirke?

Neukölln, Wedding, Kreuzberg – dort, wo man weiß, dass hinter heruntergelassenen Rollläden gern mehr passiert als nur Shisha und Sky-Fußball. Koordiniert wurde der Einsatz von der neuen Taskforce gegen illegales Glücksspiel. Die ging nicht nur mit Vollmacht, sondern auch mit Ansage vor: Synchron, effizient, kompromisslos.Die Durchsuchungen begannen in den Abendstunden. Türen wurden geöffnet, manchmal höflich, manchmal mit Nachdruck. Drinnen fanden sich nicht etwa harmlose Würfelrunden, sondern technisch manipulierte Spielautomaten, schalldicht abgeschirmte Hinterzimmer und Überwachungstechnik, die eher an Hochsicherheitsbereiche erinnerte als an Berliner Kiezkneipen.

Was bei der Razzia sichergestellt wurde

Ein paar Automaten einkassieren? Von wegen. Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie hinter Barregalen plötzlich versteckte Räume fanden, ausgestattet mit Spielautomaten, die garantiert nie eine Zulassung gesehen haben. Über 100 dieser Geräte wurden sichergestellt. Viele davon modifiziert, um höhere Gewinne einzustreichen und Verluste zu verschleiern. Vom legalen Spielbetrieb meilenweit entfernt.Doch damit nicht genug: In den versteckten Schubladen, Wandverkleidungen und sogar Kühlschränken lagerten Bündel von Bargeld. Kleinscheine, säuberlich verpackt. Dazu Drogen in handelsüblichen Mengen: Kokain, Cannabis und eine Auswahl an Waffen, die eher in einen Gangsterfilm als in eine Berliner Bar gehören.

Die Täterstrukturen dahinter zeigen ein bekanntes Muster: familiär organisiert, oft mit ethnischen Bindungen, bestens vernetzt. Die Lokale? Schon mehrfach kontrolliert und die Betreiber, Wiederholungstäter mit gutem Anwalt. Das Spiel: immer dasselbe. Nur diesmal mit einem Haken. Die Taskforce kam früher als erwartet.Die Fassade glänzt, der Hinterraum nicht. Offiziell laufen viele dieser Lokale als Shisha-Bars oder Cafés. Wer einen Kaffee bestellt, bekommt ihn auch, aber wer die Tür zum Nebenraum kennt, spielt um Hunderte von Euro. Keine Quittung, keine Regeln, keine Limits. Der Betrieb läuft wie geschmiert: Tag und Nacht, oft sogar während der Schließzeiten.

Der Umsatz ist nicht selten fünfstellig. Und das Ganze steuerfrei, versteht sich. Das Personal? Häufig nicht angemeldet, manchmal gar nicht registriert. Wer kontrolliert wird, zieht den Ausweis eines Cousins aus der Tasche. Wer den Laden betreibt, bleibt meist im Hintergrund.Was mit den Einnahmen passiert, ist ein offenes Geheimnis: Geldwäsche, Drogenhandel, Luxusimmobilien. Illegales Glücksspiel ist nicht nur ein Geschäft, es ist ein Knotenpunkt für alles, was Geld bringt und sich nicht versteuern lässt. Behörden sprechen längst von einem parallelen Ökosystem, das sich den rechtlichen Graubereichen angepasst hat wie Wasser dem Gefäß.

Die Berliner Taskforce als neues Instrument gegen eine alte Bedrohung

Im März 2025 war Schluss mit halbherzigen Einzelaktionen. Berlin hat eine Taskforce ins Leben gerufen, die sich nicht nur nach außen gut anhört, sondern auch intern ordentlich aufräumen soll. Der Gedanke: Wenn jeder nur seinen Bereich kontrolliert, wird das Puzzle nie vollständig. Also ziehen jetzt Polizei, Zoll, Ordnungsamt, Steuerfahndung und Ausländerbehörde gemeinsam los.Das Ziel ist klar. Nachhaltige, koordinierte Bekämpfung mit mehr als nur einem Bußgeldbescheid. Die Taskforce arbeitet auf mehreren Ebenen.

Da geht es nicht nur um das Einsammeln von Automaten, sondern auch um das Einfrieren von Konten, das Durchleuchten von Steuererklärungen und die Überprüfung von Aufenthaltsstatus. Vor allem aber geht es um Konsequenzen. Nicht wie früher: Kontrolle, Verwarnung, vergessen. Sondern nun vielmehr Kontrolle, Schließung, Nachkontrolle. Wer wieder aufmacht, bekommt direkt den nächsten Besuch. Die Strukturen sollen nicht nur gestört, sondern zerschlagen werden.

Wie groß das Problem mit illegalem Glücksspiel wirklich ist

Wer denkt, das sei ein Randphänomen, irrt. Berlin ist einer der Hotspots für illegales Glücksspiel in Deutschland. Genaue Zahlen gibt’s nicht. Was es gibt, sind Schätzungen: Mehrere tausend illegale Automaten dürften in der Stadt laufen. Viele davon dort, wo keiner nachfragt. Die Lokale werden häufig kontrolliert und genauso häufig wieder geöffnet. Mal unter neuem Namen, mal mit neuem Betreiber, der dann zufällig denselben Nachnamen trägt wie der alte. Die Behörden wissen das. Aber bisher fehlte es an Personal, an Koordination, an politischem Rückhalt.

Die Folgen sind gravierend: Millionenverluste für die Staatskasse, ungeschützte Spielsüchtige ohne Zugang zu Hilfsangeboten und eine Schattenwirtschaft, die längst mitmischt bei Wohnungskäufen, Restaurantketten und Fahrzeugimporten. Wer hier denkt, es gehe nur um ein paar Spielautomaten, hat das große Ganze nicht verstanden.

Was den Erfolg dieser Razzia ausmacht 

Der Einsatz war ein Statement. Für Berlin, für die Szene und für die Politik. Es geht, wenn man will. Die Innensenatorin sprach von einem „Befreiungsschlag“ und auch in den Bezirken herrschte Aufbruchsstimmung. Endlich ein Signal, dass etwas passiert. Nach der Razzia wurden mehrere Lokale dauerhaft geschlossen. Ermittlungsverfahren laufen. Bei vielen Betreibern wird jetzt die Steuerakte auf links gedreht. Auch Aufenthaltsgenehmigungen werden geprüft. Ein heikler Punkt, aber Teil des Konzepts.Aber klar ist auch: Ein Einsatz reicht nicht. Die Szene wird sich anpassen. Andere Stadtteile, andere Konzepte. Wer aufhört zu kontrollieren, verliert. Deshalb muss genau jetzt nachgelegt werden. Die Taskforce muss dauerhaft aktiv bleiben, mit Ressourcen, Rückendeckung und einer klaren Linie. Sonst bleibt der Einsatz vom April ein PR-Coup und keine Wende.