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Frankfurt

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Auch Zootiere müssen arbeiten: Der Zoo professionalisiert sein medizinisches Tiertraining

Anders als in der Natur kommen Zootiere in den Genuss intensiver tiermedizinischer Betreuung. Gezieltes Training schafft dabei häufig erst die Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung und Prophylaxe. Im vergangenen Jahr wurde im Zoo Frankfurt für die Koordination des Tiertrainings und der Tierbeschäftigung eine volle Stelle geschaffen – in dieser Form einzigartig in Deutschland.

In Frankfurt untersuchen zwei Tierärztinnen regelmäßig Blut und Urin der Zootiere, kontrollieren den Herzschlag und das Gewicht, machen Ultraschalluntersuchungen und behandeln bei Bedarf Erkrankungen. Doch wie bekommt man die Tiere dazu, solche Prozeduren über sich ergehen zu lassen, ohne dass man sie dafür in Narkose legen muss? „Durch gezieltes Training über ein Belohnungssystem“, erklärt Zoodirektor Miguel Casares. „In manchen Bereichen entfällt ein beträchtlicher Teil der Arbeitszeit der Tierpflegerinnen und Tierpfleger auf solche Trainingseinheiten. Die Tiere müssen sich zuverlässig berühren lassen – auch an unzugänglichen oder empfindlichen Stellen. Wenn sie zum Beispiel von selbst auf die Waage gehen oder sich ohne Widerstände Augentropfen verabreichen lassen, erleichtert das die Arbeitsabläufe und minimiert die Risiken für Stress oder gar eine Verletzung auf beiden Seiten enorm.“

Das Ganze ist nicht neu. Tiertraining wird in allen Zoos praktiziert. Häufig profitieren auch die Besucherinnen und Besucher davon – zum Beispiel bei öffentlichen Trainingseinheiten bei den Robben, die für eine Belohnung gerne ihre Fertigkeiten zeigen. Neu ist, dass im Frankfurter Zoo im vergangenen Jahr eine Stelle für die Koordination des Tiertrainings und der Tierbeschäftigung geschaffen wurde. „Das medizinische Tiertraining, aber auch eine artgerechte Tierbeschäftigung, sind wichtige Säulen der modernen Zootierhaltung“, erläutert Casares. „Mit der Vollzeitstelle erhöhen wir die Kapazitäten für die Trainings und können damit nun auch Bereiche abdecken, die bislang noch nicht betrachtet wurden. So gibt es jetzt zum Beispiel ein systematisches Wiegetraining bei den Tamanduas und den Tamarinen, und wir planen ein Training zur Blutentnahme bei unseren Großkatzen.“

Regina Brinkmann, die die neue Stelle als Koordinatorin für medizinisches Tiertraining und Tierbeschäftigung inne hat, ist seit 1989 als gelernte Tierpflegerin im Zoo tätig. Sie kennt alle Reviere und war rund zwölf Jahre lang für die Menschenaffen zuständig. Für ihre neue Aufgabe hat sie an Fortbildungen teilgenommen und andere Zoos besucht.

Anfang Februar hat der Zoo ein dreitägiges Tiertrainings-Seminar organisiert, an dem etwa 100 Tierpflegerinnen und Tierpfleger aus Frankfurt und anderen Zoos aus Deutschland und der Schweiz teilgenommen haben.

In ihrem Büro hat sich Brinkmann eine Art kleiner Werkstatt eingerichtet. Hier entstehen immer wieder neue Spielgeräte zur Tierbeschäftigung – angepasst an einzelne Tierarten. „Die Herausforderung ist es“, so Brinkmann, „die Tiere nicht nur zu beschäftigen, sondern sie sinnvoll, nachhaltig und den entsprechenden körperlichen Voraussetzungen entsprechend zu beschäftigen. Bei den Giraffen zum Beispiel soll die flexible Zunge bei der Futtersuche trainiert werden, bei den Fenneks geht es darum, die Tiere in Bewegung zu bringen – durchaus auch für die schlanke Linie. Durch meine Arbeit kann ich die Kolleginnen und Kollegen in den Revieren entlasten und beraten. Vieles wird gemeinsam entwickelt, Erfahrungen und Know-how werden gesammelt. Es entsteht so ein Wissens-Pool, den wir für das Wohl der Tiere nutzen.“
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