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Der Palmengarten eröffnet sein Blüten- & Schmetterlingshaus

Falter im BSH des Palmengartens Von Blüten und ihren Besuchern Foto: © Palmengarten / Tom Wolf

Tropische Schmetterlinge als farbenfrohe Botschafter für das Thema Bestäubung und eine Schau, die die große Welt der Insekten unter die Lupe nimmt: Am Freitag, 6. August, eröffnet der Palmengarten sein Blüten- und Schmetterlingshaus (BSH) einschließlich der neuen Dauerausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“.
 
Im Oktober 2020 begann der Testbetrieb in dem rund 800 Quadratmater großen Glashaus-Ensemble: Die ersten Puppen wurden angeliefert, schlüpften, entfalteten sich und flogen alsbald zwischen den farbenprächtigen Blüten des Warmhauses umher. Nun also können auch die Besucherinnen und Besucher des Palmengartens dieses kleiner Wunder erleben: An der Puppenstation lässt sich die Metamorphose eines Schmetterlings von der Puppe zum Falter beobachten, während man durch das Haus spaziert, kommt man Bananenfaltern, Weißen Baumnymphen, Himmels- und Atlasfaltern ganz nah. 
 
Nur wenige Schritte weiter, im benachbarten Kalthaus, lädt die für das Blüten- und Schmetterlingshaus konzipierte Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ dazu ein, die Vielfalt der Insekten zu entdecken. Neben grundlegenden Informationen zum Thema Bestäubung und der Frage, was überhaupt alles in einer Blüte steckt, verdeutlicht die Schau die faszinierende Vielfalt, die sich im Laufe von vielen Millionen Jahren durch mannigfaltige Wechselbeziehungen zwischen Blüten und ihren Bestäubern entwickeln konnte. Warum fliegen die Bestäuber überhaupt so auf die Blüten? Wie sehen Insekten die Umwelt durch ihre Facettenaugen, wie sehen Blüten für sie aus? Diese und viele andere Fragen beantwortet die neue Ausstellung. Und dies nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Die Besucherinnen und Besucher können selbst den Hebelmechanismus einer Salbeiblüte auslösen oder ausprobieren, welcher Saugrüssel zu welcher Blüte passt. Im angrenzenden Workshop-Raum der Grünen Schule des Palmengartens kann das Erlernte und Erlebte weiterbearbeitet und das Thema Blütenbiologie vertieft werden.
 
„Im Jahr seines 150-jährigen Bestehens bietet der Palmengarten seinen Besucher*innen mit dem Blüten- und Schmetterlingshaus eine neue Attraktion. Ich durfte das Haus vor ein paar Monaten schon einmal besuchen, und glauben Sie mir: Kaum ein Gast wird sich dem Zauber der Schmetterlinge entziehen können“, sagt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Der Palmengarten konzentriert sich jedoch nicht allein auf die Schönheit der Falter, vielmehr thematisiert er ihren Nutzen als bestäubende Insekten und sensibilisiert so für ein Thema, das wichtiger denn je ist: Die Bedeutung von Bienen, Hummeln, Faltern und Krabblern für unsere Umwelt, für Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung. Wir alle wissen, dass die Anzahl der Insekten dramatisch zurückgeht.  Um dem entgegenzuwirken, müssen wir Bewusstsein schaffen und aufzeigen, wie es anders gehen kann. Orte wie der Palmengarten beweisen, was man mit einer insektenfreundlichen Bepflanzung bewirken kann. Hunderte Arten, viele davon selten, summen und brummen auf seinen Wiesen. Der Palmengarten ist zu einer Art Arche für Insekten und andere Lebewesen mitten in der Stadt geworden.“

„Die Vorfreude auf das Blüten- und Schmetterlingshaus ist über die letzten Jahre, besonders aber die letzten Monate, noch einmal enorm gewachsen – bei unseren Besucher*innen und uns als Gartenteam gleichermaßen. Seine Pforten nun endlich öffnen zu können, macht uns sehr glücklich – und auch sehr stolz, denn es steckt viel konzeptionelle und praktische Arbeit drin“, sagt Palmengarten-Direktorin Katja Heubach.

In seinem Jubiläumsjahr hat der Palmengarten erstmals ein Leitthema für seine Vermittlungsarbeit und Programmgestaltung benannt, das er in den kommenden beiden Jahren mit Führungen, Digital- und Printformaten bespielen wird. Das Blüten- und Schmetterlingshaus ist Ausgangspunkt und Herzstück dieses ersten Leitthemas, das sich ausgiebig der „Blüten- und Bestäuberökologie“ widmet. Heubach erklärt: „Unsere tropischen Schmetterlinge sind die Sympathieträger, mit denen wir die Aufmerksamkeit unserer Besucher*innen auf ein hochrelevantes Thema lenken wollen: den enormen Nutzen von Insekten für uns Menschen und gleichzeitig die Gefahr, in der sie sich befinden.“  In der Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ erfahren Palmengarten-Gäste, was der Bembel beziehungsweise sein Inhalt, der Apfelwein, mit der Biene zu tun hat und welche weiteren kulturellen und ökonomischen Leistungen Bestäuber für uns Menschen erbringen. Im Freiland und auch im benachbarten Botanischen Garten können sie beobachten, welches Insekt welche Blüte anfliegt und wie der Bestäubungsvorgang vor sich geht. Mit digitalen Angeboten können sie ihr Wissen zuhause und unterwegs vertiefen. „So werden Palmengarten und Botanischer Garten zu einem Modell-Lernort, der die Bedeutung der Bestäubung aus ökologischer und ökonomischer Sicht erklärt und verdeutlicht. Mit unserem sich durch alle Bereiche ziehenden Leitthema entsteht ein einzigartiges Bildungsangebot für sämtliche Zielgruppen – für Erwachsene und für Kinder vom Vorschulalter bis zum Schulabschluss. Das Leitthema wird uns bis mindestens Ende 2023 begleiten – viel Zeit also, sich mit diesem vielschichtigen Thema intensiv zu beschäftigen“, sagt Heubach.

Der Entwurf des Blüten- und Schmetterlingshauses, eine verzinkte, mit Isolierglas ausgefachte Stahlkonstruktion, stammt vom Architekturbüro Kissler + Effgen. Die unterschiedlich großen und hohen Gebäudeteile sind allesamt miteinander verbunden, weshalb das Gesamtvolumen kompakt bleibt und die Flächen der Außenhülle minimiert werden konnten. Durch die Auswahl verschiedener Verglasungsarten, Energieschirm- und Beschattungssystemen entstehen in Kombination mit den Beheizungs-, Bewässerungs- und Befeuchtungsanlagen im Inneren verschiedene Klimabereiche. Diese können hausweise an die Bedürfnisse der verschiedenen Pflanzenarten angepasst werden.  Fügungsprinzip, Maßordnung und Technik der Glashäuser leiten sich von modernen Gewächshauskonstruktionen ab. Die Architektur nimmt sich zurück und rückt die Exponate in den Mittelpunkt:  Blüten- und Schmetterlinge.
 
Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf acht Millionen Euro. 2,5 Millionen Euro trägt die Stiftung Palmengarten und Botanischer Garten, 5,5 Millionen die Stadt Frankfurt. Von städtischer Seite begleitet das Amt für Bau und Immobilien (ABI) das Bauvorhaben während aller Projektphasen –   von der Vorbereitung und der Auslobung des Wettbewerbes bis hin zur Betreuung aller Gewerke.
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