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Stets trittsicher auf diplomatischem Parkett

Protokollchefin, Frankfurt, Jubiläum, Jobs Protokollchefin Eva Katharina Prüfer Foto: © Stadt Frankfurt

Vier Jahrzehnte im Dienst der Stadt – Eva Katharina Prüfer feiert am 1. Oktober 40-jähriges Dienstjubiläum

 
Standardtanz und die makellose Ausführung protokollarischer Empfänge haben eine auffällige Gemeinsamkeit: Beide Disziplinen erfordern große Ausdauer und Genauigkeit. Insofern hat die heutige Protokollchefin der Stadt Frankfurt am Main bereits im Alter von fünf Jahren mit ihrer ersten Tanzstunde damit begonnen, sich für ihren beruflichen Werdegang zu wappnen: Denn Eva Katharina Prüfer ist nicht nur seit Kindesbeinen an leidenschaftliche Tänzerin. Seit nunmehr vier Jahrzehnten bewegt sie sich stil- und trittsicher durch die Institutionen der Stadtverwaltung.
 
Als Leiterin der Protokollabteilung im Hauptamt und Stadtmarketing der Stadt Frankfurt am Main haben Prüfer und ihr Team von Staatsgästen wie gekrönten Häuptern oder Emmanuel Macron bis zur feierwütigen Eintracht-Mannschaft unzähligen Ehrengästen einen stets würdigen und angemessenen Empfang im Frankfurter Römer bereitet. Dabei hat die gebürtige Friedbergerin nach Jugend und Abitur in ihrer Heimat zunächst nicht an eine Karriere in der öffentlichen Verwaltung gedacht. Ursprünglich wollte sie Mathematik studieren. Doch nach den Probevorlesungen habe sie die Lust an diesen sehr theoretischen geprägten Veranstaltungen verloren.
 
„Als Kind eines geburtenstarken Jahrgangs, und noch dazu in der damaligen Zeit, gab es für mich als Frau neben einem Studium eigentlich nur zwei andere Optionen: eine Lehre bei der Bank oder eben im öffentlichen Dienst“, erklärt die stolze Mutter zweier erwachsener Töchter. 1981 trat sie das duale Studium zur Beamtin des gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienstes an. Bereits in ihrer ersten Station nach dem Vorbereitungsdienst hat die diplomierte Verwaltungswirtin im städtischen Steuereinziehungsdienst gelernt, dass Paragraphen und Vorschriften einem wichtige Leitlinien aufzeigen, hinter jeder am Schreibtisch getroffenen Entscheidung aber auch ein menschliches Schicksal steht. Das nötige Gespür für die Bedürfnisse und Lebensumstände anderer hat die Älteste von drei Kindern schon in ihrer Jugend entwickelt. Im Laufe ihrer Karriere hat Eva Katharina Prüfer dieses Gespür stetig verfeinert – eine Tugend, welche die Protokollchefin bis heute auszeichnet.
 
Stets im Dienst der Bürger
 
„Natürlich arbeitet man als Beamtin in einer Stadtverwaltung für die Bürgerinnen und Bürger“, sagt Prüfer.  Bei allen Vorgaben gilt es dabei aber immer auch Entscheidungen zu treffen, die mit dem eigenen Gewissen und der inneren Haltung vereinbar sind. Rasch und stetig stieg die junge Friedbergerin in der Verwaltungshierarchie auf, ohne sich für ihre Karriere zu verbiegen. Nebenbei lernte sie vier Fremdsprachen und absolvierte zahlreiche Fortbildungen. Nach diversen Tätigkeiten in Revisionsamt und einem Abstecher als Projektmanagerin für EU-Projekte im Europabüro anno 1999 wechselte sie 2001 in den höheren Dienst und arbeitete als Pressereferentin des Stadtkämmerers und von 2002 bis 2008 als Persönliche Referentin und Büroleiterin des Stadtverordnetenvorstehers. 
 
Ob als Leiterin des Büros des Magistrats (2013/2014), Referentin und stellvertretende Büroleiterin des Dezernenten für Ordnung, Sicherheit, Brand- und Katastrophenschutz (2008-2011) oder als Büroleiterin und Persönliche Referentin des Dezernenten für Infrastruktur (2012/2013): Seit über zwei Jahrzehnten steht die heutige Protokollchefin bei wichtigen kommunalen Entscheidungen an vorderster Front, überlässt jedoch anderen das Rampenlicht und glänzt selbst durch exzellente Vorbereitung – eine weitere frühe Parallele zu ihrer protokollarischen Tätigkeit. „Unser Job spielt sich zu 80 Prozent im Hintergrund ab. Vieles von dem, was wir machen, fällt nur dann auf, wenn es nicht funktioniert“, sagt Eva Katharina Prüfer. Ihr Credo lautet: Höchste Ansprüche an sich selbst zu stellen, ohne mit den eigenen Erfolgen zu prahlen. Wahrscheinlich hat der antike Philosoph Seneca Menschen wie Eva Katharina Prüfer im Sinn gehabt, als er schrieb: „Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft“.
 
Täglich neue Herausforderungen
 
Protokollchefin in Frankfurt zu sein, das sei für sie auch nach Jahren jeden Tag aufs Neue eine große Erfüllung: „Mir ist wichtig, dass sich nicht nur Staatsgäste und Prominente bei uns wohlfühlen, sondern auch ehrenamtlich Tätige, die etwa eine Bürgermedaille verliehen bekommen, mit dem gleichen hohen Standard geehrt werden“, sagt Prüfer. Denn für den Bundespräsidenten sei protokollarische Korrektheit etwas Alltägliches. Für jemanden, der für sein Ehrenamt im Kaisersaal ausgezeichnet wird, ist dieser Empfang mit Sicherheit ein Höhepunkt seines Lebens.
 
„So divers unsere Stadt ist, so unterschiedliche Charaktere vereinen sich auch in meinem Team“, sagt Prüfer über die 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Protokollabteilung. Ihre Aufgabe, so sagt die Protokollchefin, sei es, die individuellen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken und ihnen Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln. Die recht starren protokollarischen Vorgaben empfindet die Chefin dabei nicht als einengend, sondern als einen Leitfaden, der einem dabei hilft, diesen harten Job einfach aussehen zu lassen.
 
Ein eingespieltes Team
 
Auf die Frage, ob sie sich am Ziel ihres Karriereweges sehe oder sich vorstellen könne, noch einmal eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen, verweist Prüfer auf ihr knapp zweijähriges „Gastspiel“, als sie 2014 bis 2015 für die Messe Frankfurt als Leiterin des Protokolls das Projekt „Deutscher Pavillon des Bundeswirtschaftsministeriums auf der Expo 2015 Milano“ verantwortete. Damals habe sie gesehen, welche Freiheiten, aber auch Zwänge sie in der freien Wirtschaft erwarten. Gleichzeitig sei die Rückkehr in die Herzkammer der Stadtverwaltung auch eine Rückkehr in den Kreis vertrauter Kolleginnen und Kollegen gewesen, die im Laufe der Jahre ein mehr als kollegiales Vertrauensverhältnis zueinander aufgebaut haben. „Da genügt manchmal nur ein Blick und jedem ist klar, was zu tun ist“.
 
Außerdem, so verrät die erfahrene Verwaltungsbeamtin, habe sich für sie inzwischen eine Art selbsterfüllende Prophezeiung bewahrheitet. Denn bereits 2009 habe ihr Rosemarie Heilig, die heutige Dezernentin für Umwelt und Frauen, geweissagt, dass sie dereinst Protokollchefin werden würde. Und wie soll es nach dem 40-jährigen Dienstjubiläum weitergehen? „Ich freue mich darauf, nach der Coronapandemie unsere Ehrengäste wieder in gewohnter Atmosphäre empfangen zu dürfen. Auch möchte ich im nächsten Jahr gerne ein Stück auf dem Jakobsweg pilgern“, sagt Prüfer.
 
Text: Mirco Overländer
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