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Neu im Zoo

Nacktmulle im Zoo Frankfurt Foto: © Zoo Frankfurt am Main, Foto: Salome Roessler

Eine Kolonie Nacktmulle hat ihre Anlage im Grzimekhaus bezogen

 
 Zugegeben, es sind vielleicht nicht die allerschönsten Tiere, die im Frankfurter Zoo leben, aber sie sind ausgesprochen interessant: Nacktmulle. Mit Hilfe des Fördervereins Zoo-Freunde Frankfurt ist in den vergangenen Monaten für die unterirdisch lebende Art ein Gehege im Nachttierhaus entstanden, das Einblicke in die verborgene Welt der Nagetiere bietet.
 
Bereits im April 2022 bekam der Zoo Frankfurt eine Gründungskolonie aus dem Zoo von Dresden. Die Tiere lebten seither „hinter den Kulissen“. Nun sind die sieben Nacktmulle in ihre neugestaltete Schauanlage im Grzimekhaus eingezogen. Das Leben der Nagetiere findet ausschließlich unter der Erde statt. Um einen Blick in das Reich der Kolonie werfen zu können, wurde eine etwa sechs Quadratmeter großen Anlage mit einem System aus einsehbaren Röhren und Höhlen ausgestattet. Finanziert wurde die neue Anlage von den Zoo-Freunden Frankfurt – dem 2021 gegründeten Förderverein des Zoos.
 
„Der 2021 gegründete Förderverein Zoo-Freunde Frankfurt unterstützt den Zoo bei der Erfüllung seiner Aufgaben tatkräftig und mit finanziellen Mitteln. Die Anlage für Nacktmulle ist das erste von den Zoo-Freunden geförderte Projekt. Über 5700 Euro konnten dem Zoo für Umbau und Einrichtung des Geheges zur Verfügung gestellt werden. Für dieses wertvolle Engagement möchte ich mich bei allen Mitgliedern des Fördervereins herzlich bedanken. Mein Dank gilt aber auch dem Team des Frankfurter Zoos für die Realisierung dieses schönen Projekts, das die ohnehin schon große Attraktivität des Tag- und Nachttierhauses noch einmal steigert“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.
 
Nacktmulle (Heterocephalus glaber) sind etwa sieben bis elf Zentimeter lang, ihre faltige Haut ist nahezu unbehaart und meist rosafarben. Zwei große Grabzähne und einige Tasthaare zieren das Gesicht, Augen und Ohren sind winzig. Ihr einziges natürliches Verbreitungsgebiet sind die Halbwüsten Ostafrikas. In den Nacktmull-Kolonien pflanzt sich ausschließlich eine Königin mit ein bis drei Männchen fort. Die anderen Koloniemitglieder sind sexuell unterdrückt und für den Ausbau der Gänge oder das Bewachen des Baus zuständig. Nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen bringt eine Nacktmull-Königin bis zu 28 Junge zu Welt – und das vier bis fünf Mal pro Jahr. Eine Kolonie kann bis zu 300 Mulle umfassen.
 
„Über Nacktmulle lässt sich unendlich viel Interessantes erzählen“, erklärt Zoodirektorin Christina Geiger. „Angefangen von ihrer Sozialstruktur, der Atmung, der Ernährung bis hin zu ihrer Resistenz gegenüber bestimmten Krankheiten. Die Lebenserwartung von Nacktmullen ist um ein Vielfaches höher als die anderer Nagetiere, und sie sind unempfindlicher gegenüber Schmerzen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten sind sie interessant für unterschiedliche Forschungsbereiche. Die neuen Informationstafeln an der Anlage vermitteln bereits einiges Wissen über die Tiere, wir werden die Nacktmulle aber mit weiteren Angeboten wie Vorträgen, Podcast und Veranstaltungen sozusagen aus dem Verborgenen holen und unseren Besucherinnen und Besuchern näherbringen. Dass wir das nun tun können, verdanken wir zu einem großen Teil unserem Förderverein. Ich bin den Zoo-Freunden sehr dankbar für ihr finanzielles und tatkräftiges Engagement bei diesem Projekt, das wir ohne deren Hilfe aktuell nicht hätten realisieren können“, sagt Geiger.
 
„Die im Englischen auch sand puppies genannten Kleintiere wurden vor genau 181 Jahren vom bekannten Frankfurter Naturwissenschaftler Eduard Rüppell wissenschaftlich beschrieben. Sie gehören daher einfach in den Frankfurter Zoo“, gibt Prof. Bruno Streit, der 1. Vorsitzende der Zoo-Freunde Frankfurt, zu bedenken, „Dies umso mehr, als wir in den letzten Jahren auch schier Unglaubliches über ihr Sozialsystem erfahren haben, welches an das der Bienen und Ameisen erinnert – aber wahrlich kein Vorbild für eine menschliche Gesellschaft wäre!“
 
Für die Nacktmull-Anlage wurde die ehemalige Tupaia-Anlage in der Tagabteilung des Grzimekhauses umgebaut. Die Glasscheibe wurde durch eine naturalistisch gestaltete Wand mit Einblicken in das Tunnel- und Höhlensystem der Nacktmulle ersetzt. Hinter der Wand verbergen sich Wohn- und Schlafhöhlen, die aus Kisten gebaut und mit Röhren verbunden wurden. Die Anlage bietet den Mullen einen großen Bewegungsspielraum und ist ausgelegt für mehrere Dutzend Tieren.
 
Informationen zum Förderverein Zoo-Freunde Frankfurt und wie man diesen unterstützen kann, gibt es unter zoofreundefrankfurt.de im Internet.
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