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Martin Kohlstedt
Klavierkonzert im Rahmen der Reihe "MIT HAND UND HERZ" Do 07.11.2019
Konzert in Kooperation KUZ & Kulturclub schon schön
Wir sind hocherfreut, im zweiten Konzert unserer „MIT HAND UND HERZ“-Reihe Martin Kohlstedt auf der KUZ’chen Bühne begrüßen zu dürfen. Der Konflikt steht dem
Komponisten und Pianisten ins Gesicht geschrieben. Dabei ist es egal, ob er sich für einen Moment mit dem Publikum verbindet oder wieder in sein Refugium aus Klaviaturen für
Stahlsaiten und Synthesizer versinkt.
Als
Musiker ist das ein Wagnis, ein provoziertes wie
provozierendes Spiel am Rand der eigenen Kontrolle – als Komponist dagegen hat das Konzept. Denn für die Energie und Unberechenbarkeit seiner Konzerte ist Kohlstedt, unübersehbar Bursche vom Thüringer Land, durchaus
berüchtigt und hat es damit von der Russischen
Staatsbibliothek über die iranische Talar-e Rudaki bis in den ausverkauften großen Saal der Hamburger
Elbphilharmonie gebracht. Doch man findet bei all dem keine Attitüde der großen
Inszenierung wegen, nur eine andere Art, Musik zu denken und mit ihr zu kommunizieren: Es gibt keine Werke, dafür kompositorische Versatzstücke, deren Kraft in dem Potenzial ihrer
Kombinierbarkeit und
Variationen liegt. Diese Module, wie Kohlstedt sie nennt, ergeben gerade in ihrer Verbindung unvorhersehbare Pointen und Konflikte.
Das gilt nicht nur für seine Konzerte. Schon auf den Schwester-Alben »Tag« und »Nacht« (2012 / 2014) wirkt die Format-bedingte Aufnahme wie das notwendige Übel, eine ihrer
Ausformungen festzuhalten. Voyeuristisch wohnt man einer Begegnung Kohlstedts mit seinem heimischen Piano bei. Mit »Strom« (2017) lösen sich dann die Schablonen der Bühnenfigur und ihres
Instrumentes endgültig auf, in einem berauschenden Wirbel aus Klaviermelodien und elektronischen Landschaften. Es ist keine Grenze mehr auszumachen zwischen Neu und Alt oder zwischen analoger und digitaler
Instrumentierung. Sound und Struktur treten hinter den Wunsch, Momente einfach zuzulassen. Als Motiv sind sie für Kohlstedt so
inspirierend wie die Sprache seiner Hände für uns – Musik als ein sozialer Zustand.