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Kleine Sensation: Stadtbibliothek ersteigert verschollen geglaubtes Autograph

Musikmanuskript des Mainzer Dichterkomponisten Peter Cornelius Foto: © Landeshauptstadt Mainz / Stadtbibliothek

Beim Berliner Auktionshaus Stargardt hatte die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz Bieterglück!

Ihr gelang der Erwerb eines kleinen Sensationsfundes: Ein eigenhändiges Musikmanuskript des Mainzer Dichterkomponisten Peter Cornelius (1824–1874).

Das Melodram auf das Gedicht „Mein Wald“ von Friedrich Hebbel war bislang nur anhand von Hinweisen, nicht aber inhaltlich be-kannt und galt als verschollen. Auf der Titelseite trägt das Auto-graph auch den eigenhändigen Schriftzug von Friedrich Hebbel, der also während der Entstehung der Komposition im persönli-chen Kontakt mit Cornelius stand.

Im Cornelius-Werkverzeichnis ist unter der Nummer CWVB A 133 ein „Gedicht von Hebbel mit melodramatischer Begleitung“ ver-zeichnet. Um dieses Werk muss es sich bei dem nun erworbenen Stück vermutlich handeln, denn kein weiteres Melodram auf einen Text von Hebbel ist dort nachgewiesen. Die Verzeichnung beruhte auf der Aussage von Cornelius in einem Brief Ende Oktober 1859 aus Wien an seine Schwester Susanne.

Dort heißt es, er habe „ein Gedicht v. Hebbel melodramatisch be-gleitet, es war ein Albumblatt für die Vermählung der Prinzeß Ma-rie, welche am 15ten wirklich stattgefunden hat. Die Composition ist mir ganz gut gelungen, während der Arbeit aber hatte ich ent-muthigte Stunden. Bei dieser Gelegenheit hatte ich auch einen kleinen Strauß mit Hebbel auszufechten, der eine reizbare, leicht-verletzliche Natur ist.“

Die Erwerbung ist auch deshalb so bedeutsam, weil Musikauto-graphen von Peter Cornelius auf dem Antiquariatsmarkt äußerst selten sind. Das „Jahrbuch der Auktionspreise Online“, das Aukti-onsergebnisse seit 1990 verzeichnet, nennt kein einziges Musik-autograph von ihm. Der letzte Ankauf einer Musikhandschrift durch die Stadtbibliothek ist mehr als 30 Jahre her.

Die Stadtbibliothek besitzt mit dem Peter-Cornelius-Archiv seit 1950 die international größte und bedeutendste Sammlung von Eigenschriften des Mainzer Dichterkomponisten und pflegt und erweitert sie seither systematisch. Für diese Sondersammlung ist die Erwerbung eine große Bereicherung und als Neuentdeckung sowohl für die Forschung als auch für die Musikpraxis von be-sonderem Interesse. Im Rahmen der Erschließung des gesamten Peter-Cornelius-Archivs ist die Handschrift bereits als „PCA Mus. ms. 64“ in der Datenbank Kalliope erfasst.

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