Büchners Woyzeck gehört zu den meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur. Vermutlich 1836 begann Büchner mit der Niederschrift. Erst 1879 erschien eine stark überarbeitete und vom Herausgeber veränderte Fassung. Büchner starb bevor er Woyzeck vollenden konnte. Die heute gespielten Bühnenfassungen bündeln vier verschiedene handschriftliche Fragmente aus Büchners Nachlass.
Sarah Kortmann macht sich für ihre Inszenierung Woyzeck oder der Mangel an Alternativen die Fragmentierung des Stückes zu nutze. Das entscheidende Verbrechen, der Mord an Marie, bildet den Auftakt des Stückes. Nach und nach werden die restlichen Handlungsfragmente chronologisch rückwärts erzählt. Erst am Ende des Abends kennt der Zuschauer Woyzecks ganze Vorgeschichte. Die rückwärts verlaufende Handlung hat keine klare Reihenfolge, sondern entwickelt sich jeden Abend neu. Der Zuschauer wird Einfluss auf die Abfolge der Bühnengeschehnisse haben. Das Publikum wird zu einem Teil von Woyzecks Erfahrungswelt und ist gleichzeitig mit seiner Entwicklung verknüpft.
Der Soldat Woyzeck schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, um seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind zu unterstützen: Er dient dem Hauptmann als Laufbursche und stellt sich den fragwürdigen Experimenten des Doktors zur Verfügung. Derweil betrügt ihn Marie mit dem Tambourmajor. Belustigt und voller Hohn treibt Woyzecks Umgebung die Verdächtigungen gegen Marie auf die Spitze. Nur der Mord an seiner ehemaligen Geliebten scheint der einzige Ausweg …
Inwieweit sind wir abhängig von unserem Umfeld, unseren Erlebnissen und unseren Erfahrungen? Die Familie, der Job, aber auch die wirtschaftliche Situation und die politische Ausrichtung der jeweiligen Regierung beeinflussen uns in unserem persönlichen Dasein. Wir existieren nicht allein, sondern auch durch Andere. Woyzeck soll nicht nur als Opfer der sozialen und gesellschaftlichen Umstände dargestellt werden. Maries Untreue ist nicht die Ursache für den Mord, sondern der Auslöser. Indem er seine Geliebte tötet, folgt er nicht mehr der gesellschaftlichen Triebunterdrückung. Es ist ein Akt der Befreiung von den Institutionen seiner Unterdrückung und Vereinnahmung. Woyzeck ist Opfer und Täter in einer Person.
Mi0808. Mai 2019Do0909. Mai 2019Fr1010. Mai 2019Sa1111. Mai 2019So1212. Mai 2019Mo1313. Mai 2019Di1414. Mai 2019Mi1515. Mai 2019Do1616. Mai 2019Fr1717. Mai 2019Sa1818. Mai 2019So1919. Mai 2019Mo2020. Mai 2019Di2121. Mai 2019Mi2222. Mai 2019Do2323. Mai 2019Fr2424. Mai 2019Sa2525. Mai 2019So2626. Mai 2019Mo2727. Mai 2019Di2828. Mai 2019Mi2929. Mai 2019
Woyzeck - oder der Mangel an Alternativen
Datum: Freitag, 10.05.2019
Location: Studiobühne Siegburg
Ort: 53721 Siegburg
Straße: Humperdinckstraße 27
Unterhaltung