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Sprachnachrichten - Quatschen statt Texten


Messenger-Dienste wie WhatsApp, Facebook oder Google-Hangouts sind heute Standard. Sprachnachrichten lösen langsam, aber sicher Textnachrichten ab. Circa 70 Prozent der Nutzer verschicken auch Sprachnachrichten.

Sprachnachrichten - Quatschen statt Texten

Sprachnachrichten zu erstellen, ist völlig unkompliziert. Zunächst das Smartphone zur Hand nehmen, den Messengerdienst öffnen und den entsprechenden Chat wählen. Dann einfach Knöpfchen drücken und losreden. Dabei lassen sich gleichzeitig noch andere Dinge erledigen, wie beispielsweise das Essen umrühren, den Kinderwagen schieben - ohne den Blick vom Straßenverkehr zu wenden -, aufräumen,oder man blickt währenddessen einfach entspannt ins Grüne. Es ist nicht notwendig, sich voll und ganz auf das Telefon und das Schreiben zu konzentrieren.

Freihändig Nachrichten aufnehmen

Moderne Smartphones mit entsprechendem Zubehör, wie beispielsweise Handyhalterungen für das Auto oder Headsets von zanasta.de , ermöglichen es, Sprachnachrichten freihändig aufzunehmen. Die Forsa-Umfrage „Sprachliche Kommunikation in der digitalen Welt“, von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Auftrag gegeben, hat ergeben, dass elf Prozent der befragten Messenger-Nutzer die Funktion der Sprachnachricht täglich nutzen. 31 Prozent der Nutzer sagen von sich, dass sie Sprachnachrichten überhaupt nicht benutzen. Die Studie steht unter gfds.de zum Download bereit.

Die Stimme kann Gefühle viel besser übertragen als alle Emojis in einem Messenger.

Die Stimme hören

Das Schöne an einer Sprachnachricht ist, dass die Stimme des Gesprächspartners zuhören ist, fast wie bei einem richtigen Telefonat. Für Infos, die in einer einminütigen Voicemail enthalten sind, müssen die meisten sehr lange auf dem Smartphone tippen. Eine Sprachnachricht lässt sich beinahe nebenbei erstellen, denn der Blick muss dabei nicht mehr auf der Tastatur ruhen. Dies gilt übrigens auch für das Abhören von Sprachnachrichten. Mit einem Headset lassen sich Sprachnachrichten ganz diskret abhören. Dabei ist es schön, die Stimme des anderen zu hören. Denn so lassen sich Emotionen viel besser transportieren. In der Stimme spiegeln sich Freude, Besorgnis, Aufregung oder ein Lachen viel deutlicher wider als in einer Textnachricht. Selbst wenn der Absender Emojis verwendet, um seine Gefühle auszudrücken, ist es nicht dasselbe. Eine Voicemail ist viel persönlicher und emotionaler als ein Text.

Die Umgebung hört häufig ungewollt mit

Viele sind genervt, wenn Mitmenschen um sie herum Sprachnachrichten erstellen und abhören und dabei die ganze Umgebung mithören lassen. Das will nicht jeder hören, insbesondere dann nicht, wenn es sich um sehr persönliche Themen handelt, wie die Sexprobleme der besten Freundin oder was für ein Idiot der Nachbar ist. Doch Sprachnachrichten bieten gegenüber einem Telefonat einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen sich aufnehmen und abhören, wann es passt. Telefonate kommen gelegentlich ungelegen, was zu peinlichen Situationen führen kann.

Der Empfänger wird überrumpelt

Bei Sprachnachrichten besteht ein kleines Problem: Es ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, was das Thema ist und auch nicht, ob die Nachricht wichtig oder eilig ist. Wer eine Sprachnachricht bekommt, muss sich darauf einlassen, ohne vorher zu wissen, ob die oft minutenlangen Nachrichten tatsächlich gehaltvolle Neuigkeiten liefern oder nur Unwichtiges und Unsinn. Das ist etwas, das viele Messenger-Nutzer nervt. Zumal einige dazu neigen, sich wirklich minutenlang über unnützen Kram auszulassen. Allerdings sollte jeder mit der Zeit seine Kontakte so gut kennen, dass er das einschätzen kann.

Textnachrichten sind kurz

Das Texten dauert naturgemäß viel länger als das Sprechen. Deshalb schreibt auch kaum jemand Romane. Sie lassen sich schnell und geräuschlos überfliegen, auch an Orten, an denen ein wenig Diskretion angebracht ist, wie in einem Wartezimmer. Wer Sprachnachrichten verschickt, muss auch damit rechnen, dass der Empfänger diese gerade nicht abhören kann, weil seine derzeitige Situation es nicht zulässt. Der Absender zwingt den Empfänger in eine Situation, es entsteht ein Ungleichgewicht. Jedoch ist es in der gängigen Meinung ein Konflikt, eingehende Nachrichten nicht sofort anzuhören. Sämtliche Kurznachrichtendienste sind für eine unmittelbare Kommunikation gedacht. Dabei kann es dann mitunter zu Problemen mit der Umwelt kommen, wenn die Nachrichten viel zu laut abgespielt werden. Manchmal sind die Nachrichten aber auch viel zu leise, sodass es gar nicht möglich ist, diese anzuhören. Unter praxistipps.chip.de gibt es ein paar hilfreiche Tipps, woran das liegen könnte und wie sich dies beheben lässt.


Das gute alte Telefonat kommt mehr und mehr aus der Mode.

Warum nicht telefonieren?

Kurznachrichtendienste sind für die unmittelbare Kommunikation gedacht. Das legt die Frage nahe, warum es nicht besser wäre, zu telefonieren, anstatt sich endlos Text- oder Sprachnachrichten hin und her zu schicken. Wer seine Kontakte kennt, kann diese Frage für jede Konversation individuell beantworten. Die einen schreiben lieber, andere schicken lieber Voicemails und wieder andere bevorzugen das Telefonieren. Hier wäre es kontraproduktiv,jemanden, der lieber telefoniert, mit endlosen Voicemails zu bestürmen. Das ist eine Frage der Sozialkompetenz und der Empathie. Wenn beide Seiten Voicemails mögen, ist es kein Problem, diese Form der Kommunikation zu verwenden. Wenn es allerdings nur eine einseitige Vorliebe ist, könnte der Empfänger die Voicemails als Beleidigung oder sogar als Herabwürdigung empfinden.

Sprachnachrichten verursachen Missverständnisse

Für Gerald Lembke, Digitalforscher und Buchautor, stellen Sprachnachrichten nur eine Möglichkeit der technisch vermittelten Kommunikation dar. Diese Art der Kommunikation hat für ihn einen großen Nachteil, wie er in einem Interview mit Der Spiegel ausführt. „Viele schicken sich lieber stundenlang WhatsApp-Nachrichten, anstatt sich einmal wirklich auszutauschen. Auch Sprachnachrichtenerzeugen nur dieIllusion eines Gesprächs, denn die Beziehungsebeneund Möglichkeitder Nachfragefehlt komplett.Die Folge sindjede Menge Missverständnisse“, so Lembke. Ein Teil des Interviews ist unter gerald-lembke.de nachzulesen. Für Gerald Lembke ist diese Form der Kommunikation einseitig. Andererseits gehen viele so lästigen Gesprächen aus dem Weg. Spontane Gespräche mit Sprechen und Zuhören bedeuten Arbeit und dieser entledigt sich der moderne Mensch auf diese Weise einfach.

Manches gehört persönlich besprochen

Es gibt Gespräche, die sollten nicht per Sprachmail, WhatsAppodermit einem anderen Messengerdienst stattfinden. Dazu zählt beispielsweise ein Beziehungsstreit. Auch das Quatschen sollte keiner übertreiben. Wer minutenlange Nachrichten verschickt, die nur Belanglosigkeiten enthalten, stiehlt seinen Mitmenschen die Zeit, wertvolle Lebenszeit. Das verursacht Frustration und macht bestimmt keine Freunde. Wer das Bedürfnis hat, zu reden, weil er einsam ist, sollte lieber mit einem Freund einen Kaffee trinken gehen oder anrufen, anstatt sein Umfeld mit wertlosen Nachrichten zu traktieren.

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