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Pandemie-Telefonie: Ein telefonischer Rundgang durch den Kunstverein

rosa, Pandemie-Telefonie, Schrift, Buchstaben, Zahlen Pandemie-Telefonie Foto: © Nassauischer Kunstverein Wiesbaden

Museen, Kunstvereine und kulturelle Einrichtungen sind derzeit meist nur online zu besichtigen. Für all diejenigen, die von der digitalen Welt in Zeiten von Corona vollkommen abgehängt sind, oder sich schlicht und einfach eine Online Pause wünschen, hat der Nassauische Kunstverein Wiesbaden das Konzept Pandemie-Telefonie entwickelt. 

Online-Rundgänge, Online-Führungen, Online-Archive, Online-Talks -  die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Angebote für Ausstellungshäuser sind. Jedoch erfordern die Angebote im Netz eine notwendige Infrastruktur wie Internetzugang, elektronische Geräte oder das zur Bedienung nötige Knowhow. Viele Menschen bleiben von dem digitalen Reichtum der Ausstellungshäuser vollkommen abgeschnitten, wenn ihnen genau diese Infrastruktur fehlt. Der Nassauische Kunstverein will daher ab März das Konzept Pandemie-Telefonie etablieren - nötig sind dafür nur ein Telefon und ein Briefkasten

In Vorbereitung der Ausstellungen, die am 25. Februar 2021 im Kunstverein hätten eröffnen sollen, stellte sich erneut die Frage nach möglichen Vermittlungsangeboten im Falle einer fortwährenden Schließung. Neben einem Online-Angebot bestand der Wunsch nach einem analogen Programm, das trotz verschlossener Türen für jede:n zugänglich ist. Pandemie-Telefonie ist ganz einfach: Man meldet sich im Kunstverein für eine Führung an und bekommt dann einen Umschlag mit Bildern der aktuellen Ausstellungen zugeschickt. Anhand der Installationsansichten wird die Ausstellung zu den Interessent:innen nach Hause gebracht, die die Möglichkeit bekommen, in einem 1:1 Gespräch mit der Kunstvermittlerin am Telefon mehr über die Ausstellungen zu erfahren. Je nach Interesse kann man sich nur für eine bestimmte Ausstellung oder verschiedene Ausstellungen im Kunstverein anmelden. 

Das Angebot richtet sich vor allem an die Menschen, die ein Online-Angebot nicht wahrnehmen können, und an die, die sich vielleicht einfach nur eine digitale Pause gönnen wollen und mal wieder in den realen Dialog mit der Kunst treten wollen. 

Termine können ab dem 1. März 2021 telefonisch während der Geschäftszeiten, Di-Fr von 10-18 Uhr, oder per E-Mail unter info@kunstverein-wiesbaden.de vereinbart werden. Die Terminvergabe erfolgt je nach Verfügbarkeit.

Aktuelle Ausstellungen im Nassauischen Kunstverein

Follow Fluxus 2020 David Horvitz / lessons 2. Oktober 2020 bis 30. Mai 2021 

David Horvitz, 13. Stipendiat des von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein vergebenen Stipendiums Follow Fluxus - Fluxus und die Folgen, verarbeitet in seiner Ausstellung lessons seine eigene Lebenssituation als Künstler und Vater in Zeiten der Pandemie. Da er aufgrund der Reisebeschränkungen nicht nach Wiesbaden reisen konnte, schickt er seit Ausstellungsbeginn jede Woche eine lesson als Luftpostbrief in den Kunstverein. Die kleinen Handlungsanweisungen haben sowohl einen pädagogischen und lehrreichen Charakter als auch eine spielerische Qualität, um auf kreative Art mit der gegebenen Situation umzugehen - Durchführung erwünscht!

Line Lyhne / Spaces and Species 26. Februar bis 2. Mai 2021

In Mosaiken aus haushaltsüblichen Glas- und Keramikfliesen entstehen vor den Augen der Betrachter*innen flimmernde Landschaften oder häusliche Interieurs in ungewohnter Perspektive. Sie treffen auf skulpturale Objekte im Raum, die sich im Moment des Werdens zu befinden scheinen und dabei auf ihren eigenen Herstellungsprozess verweisen. Line Lyhne thematisiert in ihrer Ausstellung kunstgeschichtliche und oft auch geschlechterspezifische Zuordnungen und Klassifizierungen von Handwerkskünsten und Genres. Gleichzeitig ist die Ausstellung eine Meditation über physische und gesellschaftlich besetzte Räume, in denen wir uns und Kunstwerke sich bewegen. 

Taus Makhacheva / Tightrope 26. Februar bis 2. Mai 2021

Ein einsamer Seiltänzer balanciert zwischen zwei Felsvorsprüngen in Dagestan, der größten und bevölkerungsreichsten Region im Kaukasus. Er transportiert 61 Werke moderner dagestanischer Kunst zwischen den Gipfeln und ordnet sie neu an. Der Film Tightrope (2015) von Taus Makhacheva visualisiert damit nicht nur eine spezifische Kunstgeschichte, sondern stellt durch den physischen Akt der Neuordnung eine lineare Geschichtsschreibung in Frage. Der Balanceakt wird zu einem Sinnbild für das prekäre kulturelle Erbe der Region und die komplizierte Geschichte der Republik Dagestan nach ihrer Sowjetisierung.

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