Stadtauswahl:
Umkreis: 25 km
Darmstadt

🕘 Wörter: 439 • Lesedauer: ca. 2 Minuten

Ein Pferd als Spiegel der Seele

Die Psychiatrische Tagesklinik am Evangelischen Krankenhaus Elisabethenstift startet therapeutisches Pilotprojekt. Auf dem Gelände des Reitervereins an der TU Darmstadt herrscht geschäftiges Treiben. Am östlichen Rand von Darmstadt, direkt an einem ausgedehnten Wald- und Feldgebiet, befinden sich Stallungen, zwei Reithallen, Reit- und Springplatz, Longierzirkel, Koppeln und Weiden. Hier treffen sich Pferdefreunde aller Art: Dressur-, Spring- und Geländereiter, Kutschfahrer, alte und junge Menschen, Menschen, die schon viele Jahre mit Pferden zu tun haben und solche, für die der Umgang mit den großen Tieren noch neu ist. Unter Letzteren auch eine kleine Gruppe, die an einem Pilotprojekt der Psychiatrischen Tagesklinik am Evangelischen Krankenhaus Elisabethenstift Darmstadt teilnehmen. Das Wissen um die Stabilisierung des psychischen Befindens durch eine pferdegestützte Therapie ist schon sehr alt. Der Begriff des Therapeutischen Reitens ist dagegen noch relativ jung, hat aber dennoch einen festen Platz im therapeutischen Angebot gefunden. Dipl.-Psychologin und Psychotherapeutin Patricia Gill-Schultz trägt zusammen mit Manuela Roth die Verantwortung für das neue Projekt am Elisabethenstift. Gemeinsam betreuen beide seit vielen Jahren ein Reittherapieprojekt der Darmstädter Herderschule (Sprachheilschule). Die Erfolge und guten Erfahrungen mit der tiergestützten Therapie, die die beiden gesammelt haben, haben sie auch zu dem Schritt ermuntert, auf Prof. Martin Hambrecht, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, zuzugehen. Die „Überzeugungsarbeit“ fiel ihnen nicht schwer; sie trafen auf offene Ohren. „Der Einsatz von Pferden im therapeutischen Bereich ist vielfältig“, erklärt Patricia Gill-Schultz. Depressionen, Burnout, Umgang mit Stress, Angststörungen und Angstbewältigung, posttraumatische Belastungsstörungen, Selbstwahrnehmungsstörungen (z. B. Essstörungen) oder psychosomatische Beschwerden können symptomunabhängig durch die Arbeit mit dem Pferd erheblich verbessert werden. Therapeutisches Reiten wirkt auf der körperlichen, sozialen, psychischen- und seelischen Ebene. Im Mittelpunkt des Therapeutischen Reitens steht die Interaktion zwischen Mensch und Tier. Pferde gehen ohne Vorurteile auf den Menschen zu, der wiederum kann in der Regel die authentischen und wertungsfreien Rückmeldungen der Pferde leichter annehmen als Kritik von Menschen. An der Reaktion eines Pferdes kann wie in einem Spiegel abgelesen werden, welche non-verbalen Signale der Mensch aussendet. Die wahre innere Haltung, unaufgedeckte und nicht bewusste Befindlichkeiten können unmittelbar an der Reaktion des Pferdes abgelesen und gespürt werden. Deshalb stellt die Begegnung mit dem Pferd eine besondere Art der Selbsterfahrung dar, die den Selbstheilungsprozess aktiv fördert. Bereits am 30. Juli 2009 startete das Projekt, vier Patienten konnten je zwei Mal wöchentlich über vier Wochen lang teilnehmen. Die Verantwortlichen hoffen, Sponsoren zu finden, um diese Form der Therapie auch darüber hinaus anbieten zu können. Pferde und Anlage werden dem Projekt vom Reiterverein an der TUD zur Verfügung gestellt.
Unterhaltung