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Interview mit Toni Mahoni: u.a. wie ein Esel auf seine Auto-Rückbank kam

Seit fast 2 Jahren ist Toni Mahoni der Star der Podcast-Szene im Internet. Doch sein Talent geht weit über das Erstellen bissiger Videokommentare zum Zeitgeschehen hinaus. Er ist gleichzeitig ein erstklassiger Komponist und Texter, der zudem mit einer Stimme gesegnet ist, die man irgendwo zwischen Tom Waits und Paolo Conte ansiedeln kann. Er geht nun auf Tour - Stadtleben.de präsentiert die Konzerte in Mainz und Hanau. Stadtleben.de stellte ihm ein paar Fragen zu seiner Tour, seinen Reisen und dem Internet. Wie kamst du zur Musik? Mit 15 sah ich ein Punkrockkonzert der Band TOBSUCHT aus Berlin-Köpenick, bei dem mich einige Songs völlig packten. Die Jungs die spielten, waren in meinem Alter, wir kamen ins Gespräch und irgendwann landeten wir in ihrem Proberaum. Mit dem Gitarristen verstand ich mich auf Anhieb und so kam ich öfter in die Bude. Eines Tages spielte ich mit dem Mikrofon rum und wurde promt als zweiter Sänger angeheuert. Das gab natürlich Ärger und ging nicht lange gut, ich aber hatte Blut geleckt. Seit dem mache ich immer wieder Sachen mit Ex-TOBSUCHT Gitaristen Lofi Emulator. Wie hat sich deine Band zusammengefunden? Nachdem ich mit einigen Gedichten bei Spielkamerad und Pianist Pierre Robert reingeschaut hatte und wir ein paar passable Stücke zusammen hatten, fragte ich Lofi und Mad Madunsky, ob sie Lust auf die Mahoni-Mucke haben und dem war so. Also begannen wir mit Proben und Songbastelei in Lofis Wohnstube. Seit dem läuft das so. Es war ein sehr natürlicher Vorgang, da wir alle schon oft miteinander gespielt haben und Freunde sind. Wie beschreibst du deinen Musikstil? Ich sage immer Berliner Couplets, obwohl ich nicht wirklich weiß, ob das stimmt. Passt aber am Besten. Küchenlieder. Lieder. Voller Sehnsucht und Alltag. Es stampft, es jazzt, es swingt und polkert, es klimpert und reimt sich. Was erwartet die Besucher deiner Konzert-Tour? Wir spielen die Songs des Albums, wir spielen einige neue Schmankerln. Nebenbei versuchen wir die Zuschauer mal für ne Weile in unsere seltsame Welt zu ziehen, um dort mit Charme und Melancholie die Tränen des Alltags in ein Lachen zu verwandeln. Hört sich komisch an. Na ja, vielleicht ist es auch eher so, dass wir probieren mit wenigen Mitteln das Beste aus den Dingen rauszuprügeln, um sie dann in vollen Zügen zu genießen. Aber letzten Endes geht es uns darum, aus dem Publikum einen großen Klumpen aus Liebe und Hingabe zu formen, es dann ins Bodenlose stürzen zu lassen, nur um es unvermittelt wieder aufzufangen. Nebenbei erklingt tolle Musik, is doch klasse! Warum sollte man ein Konzertticket für deine Tour kaufen anstatt für Robbie Williams? Meinetwegen kann man gerne beides machen, Robbie macht ne tolle Show! Wir machen weniger Show. Im Gegenteil. Wir sind so nüchtern, dass die Leute eher aus Selbstschutz ins Träumen geraten. Also keine Pyros, keine Überhöhungen, Verklärungen, Heiligsprechungen, sondern der schmerzhafte Tanz des gebrochenen Herzens mit dem Alltäglichen. Das Banale, das uns umgibt, das steppt auf unsrer Bühne. Und das kann steppen! Voller Wut kann es sein, voller Witz und abgelatschter Weisheit. Vielleicht kann man ja auch einfach sagen, bei uns geht’s beispielsweise auch mal ein Lied lang um nen guten Kaffee. Und das kriegt man bei Robbie nicht. Wie kam's zur "Reisewut" u.a. nach Israel, Jordanien und Vietnam? Also ehrlich gesagt konnte ich der puren Möglichkeit nicht widerstehen. Was war das spektakulärste Erlebnis auf deinen Reisen? Als ich in der Wüste Gobi zwei Grenzsoldaten ihren Esel abkaufen sollte. Dass die Jungs alles mit entsicherten MP’s regeln war mir da schon geläufig, allerdings war die Wüste so leer und die Soldaten so nachdrücklich, da gab’s plötzlich zu viele unschöne Vorstellungen. Das war jedenfalls eine äußerst spektakuläre Angelegenheit den verdammten Esel auf den Rücksitz meines Mietkleinwagens zu quetschen. Natürlich ohne Hilfe der netten Verkäufer, es war ja jetzt mein (teurer) Esel. Nach ein paar Sicherheitskilometern wollte ich ihn wieder rauslassen, da wollte er allerdings nicht mehr, es hatte ihm anscheinend gut gefallen. Na so ein Esel ist schon ein kräftiges Wesen und es gelang mir erst nach einer endlosen Weile. Er trabte dann zielsicher die Strasse zurück zu seinen beiden Soldaten und damit war die Sache bis auf die vollkommen versauten Rücksitze erledigt. Wann bist du das erste Mal mit dem Internet in Kontakt gekommen? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich es damals abgrundtief Scheiße fand, das ganze Gelaber über die weltweite Vernetzung. Hab mich da lange raus gehalten und irgendwie gehofft, die Sache würde nie richtig funktionieren. Die Vorstellung dass Millionen Menschen rund um die Uhr ihren flimmernden Bildschirm betrachten, war mir zu düster. Jetzt bin ich froh und mein Hirn ist weich geworden wie das aller anderer. Wie kam's zum erst PodCast? Was hat dich dazu bewegt ihn zu veröffentlichen? Ich habe aus purer Freude einige meiner Filmchen gedreht und sie Freunden bei Gelegenheit zur Belustigung vorgeführt. Mein Freund Lofi meinte, ich solle das mal ins Netz stellen, statt es auf dem Rechner zu lagern. Das wars im Grunde. Was ist dein Favorit-Podcast von dir selbst? Das war so ein Ding für Focus Live dingsda zur WM06. Da habe ich den Olaf Kahn bei mir im Wohnzimmer, wir trinken Bier und er jammert über Vater Oliver und über seine Kurzsichtigkeit, dann spielen wir zusammen ein wirklich cooles Lied „Ich Überäuge Dich!“ heißt es und ich hab immer noch nen Ohrwurm davon. Den spielen wir jetzt auch live, der ist einfach zu absurd. Welche drei Websites besuchst du am häufigsten? Oh Mann, nicht besonders aufregend: Wiki, Ebay, Bundestag.de Was möchtest du unseren Usern mit auf den Weg geben? Prinzipien sind total fürn Arsch. Wenn man sich verliebt. Weitere Informationen: - Biografie - Homepage & Podcasts
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