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Verbrechen in NS-Zeit: Uni Gießen entzieht Ehrung
Gießen (dpa/lhe) - Die Uni Gießen hat einem weiteren historisch belasteten Hirnforscher posthum eine Ehrung entzogen. Konkret verliert Hugo Spatz die ihm 1969 verliehene Ehrensenatorenwürde. Spatz sei in das «Euthanasie»-Programm der Nationalsozialisten eingebunden gewesen, teilte die Justus-Liebig-Universität (JLU) am Mittwoch mit. «Er hat mit seiner medizinischen Forschung die ethischen Prinzipien der Wissenschaft verletzt und mit seinen Untersuchungen billigend in Kauf genommen, dass Menschen an Leib und Seele Schaden zugefügt wird», hieß es zur Begründung.
Vor zwei Monaten hatte die JLU bereits dem verstorbenen Hirnforscher Julius Hallervorden aus dem gleichen Grund die Ehrendoktorwürde entzogen. Die beiden Männer waren Weggefährten gewesen. Hallervorden hatte seine Ehrung sieben Jahre vor Spatz erhalten. Sie hatten während des Zweiten Weltkrieges an einem Berliner Institut das «Euthanasie»-Programm genutzt, um bei der Obduktion der Opfer Gehirne zu entnehmen und damit zu forschen. Später hatten sie mindestens 700 dieser Proben mit ans Gießener Max-Planck-Institut für Hirnforschung gebracht und enge Kontakte zur Uni gepflegt.
Hinter dem «Euthanasie»-Programm der Nazis verbarg sich der organisierte Massenmord an seelisch leidenden, körperlich oder geistig behinderten Menschen und an chronisch Kranken.