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Eiderkaserne abgeschlossen
Rendsburg – Mit einer schlichten Zeremonie verabschiedeten gestern die Vertreter der Stadt Rendsburg das verbliebene Nachkommando des Fernmeldebataillons 610 aus der Rendsburger Eiderkaserne. Damit endete nach mehr als 100 Jahren die militärische Nutzung des Objektes.
Mit dem etwa 20-köpfigen Nachkommando stapften gestern zum letzen Mal die Stiefel der Soldaten durch den Schneematsch an der Wache der Eiderkaserne. Hinter sich schlossen die Militärs ab. Bereits im September des vergangenen Jahres war ein Großteil des Fernmeldebataillons 610 in Richtung seines neuen Standortes Prenzlau abgerückt.
General a. D. Günter Kießling erinnerte an die Zeit des Kalten Krieges und bezeichnete es aus damaliger Sicht als „unvorstellbaren Wunschtraum, dass Kasernen eines Tages geschlossen werden können.“ Das Ende des militärischen Kräftemessens zwischen den beiden Blöcken ist nach Meinung des ehemaligen Befehlshabers der NATO-Landstreitkräfte ein „Triumph der Strategie der Abschreckung.“ Was als Zeichen eines befriedeten Europas gewertet werden kann, trifft in Rendsburg auf ein geteiltes Echo. So schlagen auch zwei Herzen in der Brust von Reinhard Lange. „Aus militärischer Sicht muss man heute eben enger zusammenrücken“, erklärte der Stabsfeldwebel, der nach 29 Jahren zu den dienstältesten Soldaten der Eiderkaserne gehörte. „Persönlich ist der Abschied aus der Eiderkaserne natürlich ein trauriger Augenblick. Besonders, wenn man hier alles kennt und in allen Kompanien zu Hause war.“
48 Jahre lang prägten die bis zu 600 Soldaten des Fernmeldebataillons das Leben der Stadt. Zum Abschied aus Rendsburg, welchen der Kommandeur des Fernmeldebataillons, Oberstleutnant Klaus Hermann Echterbeck, mit den Worten „Ade zu unseren Freunden“ vollzog, ordnete er auch den verbliebenen Soldaten das Tragen des „großen Dienstanzuges“ an. „Nach 48 Jahren treuem Dienst, Pflichterfüllung und bester sozialer Einbindung wird diese Zeit nun abgeschlossen“, sagte Echterbeck und übergab den Schlüssel zum Kasernentor an Jörg Hoyer vom Bundeswehrdienstleistungszentrum.
Dieser erklärte, dass das Kasernengelände in den kommenden vier Wochen an die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten übergeben werde und bis dahin verschlossen bleibe. „Wir werden jetzt die letzte Räumung vornehmen und das Wasser und den Strom abstellen“, sagte Hoyer.
In Rendsburg macht man sich seit dem Beschluss des Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2004, die Kasernen zu räumen, Gedanken über deren Nachnutzung. Da sich die Eiderkaserne mit ihren historischen Gebäuden mitten in der Stadt befindet, blickt man optimistisch in die Zukunft. Krankenhaus, Museum und Gymnasien haben bereits Interesse an einzelnen Gebäuden angemeldet. Auch Stadtvillen und Wohnungen sollen entstehen. „Im April wollen wir die Pläne zur Nachnutzung öffentlich vorstellen“, kündigte Rendsburgs Bürgermeister Andreas Breitner an. Bis dahin stehen noch Verhandlungen mit dem Land sowie der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten an.
Im kommenden Jahr stehen die Vertreter der Stadt wieder an einem Kasernentor. Dann wird nach dem Abzug der Flugabwehrschule der Schlüssel für die Feldwebel-Schmid-Kaserne übergeben.
Quelle: Kieler Nachrichten