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Heidelzwerg – ganz groß!

Die Fotografin Susanne Ochs zeigt auf ihren Miniatur-Stillleben Heidelberger Schauplätze aus der Sicht von winzigen Kunststoffknirpsen – klein, aber oho! Forschen Schrittes und vermutlich mit einem Liedchen auf den Lippen marschiert ein Schornsteinfeger mit einem Schwein im Schlepptau über das Steingeländer der Alten Brücke. Eine Familie sitzt in gemütlicher Runde auf der Balustrade der Schlossterrasse vor dem Fernseher, und das Programm scheint viel interessanter als die Gassen und Kirchen, in die sich weiter unten Busladungen von Touristen ergießen. Eine Frau im Trenchcoat – zum Glück mit einem Regenschirm bewaffnet – gerät vor der berühmten Altstadtkulisse im Hintergrund in einen Herzsturm … „Memories of Heidelberg …“, „My home is my castle“ und „Wer hat sein Herz in Heidelberg verloren“ sind nur drei von rund 40 Fotografien der Wahl-Heidelbergerin Susanne Ochs, die ab dem 3. September 2016 im Bürgersaal Neuenheim zu sehen sein werden. Die Fotografin inszeniert seit fast 10 Jahren humorvolle Miniatur-Stillleben im Maßstab 1:87 und hat bereits im August 2014 die Serie „Komm ins Bad, Schatz“ im Thermalschwimmbad gezeigt. Jetzt wirft sie einen liebevoll-ironischen Blick auf die Stadt Heidelberg und erzählt vor den vertrauten Sehenswürdigkeiten im Hintergrund augenzwinkernd ihre Geschichten. Die Aufnahmen im Freien waren für die Fotografin, die ihre Schrumpfwelten sonst nur im Studio zum Leben erweckt, etwas ganz Neues: „Ich musste mich beim Fotografieren häufig ganz schön verrenken, stand manchmal auf einem kleinen Schemel oder saß über längere Zeit regungslos in der Hocke. Das war sicher oft lustig für die Passanten, zumal die Eisenbahnfiguren so winzig sind, dass kein Mensch sieht, was ich da überhaupt fotografiere“, erinnert sie sich. Und bei vielen Bildern kehrte die Fotografin, die im Hauptberuf Übersetzerin ist, immer und immer wieder an den Aufnahmeort zurück, weil sie auf besseres Licht, bestimmte Details im Hintergrund (zum Beispiel Passanten oder vorbeifahrende Boote) oder im Vordergrund (bestimmte Blüten oder Beeren) oder – ganz banal – auf Windstille warten musste. Im Laufe von zwei Jahren entstand so eine Serie mit ungewöhnlichen Fotografien von altbekannten Heidelberger Gebäuden, Brücken, Brunnen, Wiesen und Straßen, die jedoch ausnahmsweise nicht das Hauptmotiv bilden: Diesmal dienen sie nur als Bühne, auf der die 2 cm kleinen Heidelzwerge ihren großen Auftritt zelebrieren. Wie kommt man auf ein solches Spiel mit grotesken Größenverhältnissen? Die Idee ist ja nichts Neues: Schon Gulliver geriet in die Fänge von Zwergmenschen, und spätestens seit Eröffnung des Miniatur-Wunderlandes in Hamburg erlebt die Modelleisenbahn einen neuen Boom. Aber für Susanne Ochs hat die Arbeit mit den Miniaturfiguren vor allem einen persönlichen Hintergrund: Der Vater der Fotografin war sein ganzes Leben lang begeisterter Modellbauer, und der Hang zur Tüftelei, zur Miniaturisierung, zur Gestaltung der eigenen kleinen verschrobenen Welt, in der man schalten und walten kann, wie man will – so etwas färbt ganz einfach ab. Die Fotoausstellung „Heidelzwerg – ganz groß!“ von Susanne Ochs wird am 3. September (passend zum Fischerfest) um 17 Uhr im Neuenheimer Bürgersaal in der Lutherstraße 18 in Heidelberg eröffnet und kann auch am 4. September zwischen 10 und 20 Uhr besucht werden. Danach wird die Ausstellung bis zum 1. Oktober einen Monat lang von Dienstag bis Freitag zwischen 16 Uhr und 20 Uhr und Samstag und Sonntag von 10 Uhr bis 20 Uhr geöffnet sein. Bei Fragen können Sie die Fotografin über ihre Homepage www.tilpuli.de kontaktieren.
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