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Aschaffenburg

🕘 Wörter: 508 • Lesedauer: ca. 2 Minuten

Der 26.12.2004 wurde mein zweiter Geburtstag!

Wie ein Aschaffenburger vor vier Jahren den Tsunami überlebte Es sollte der lang ersehnte Traumurlaub werden, im Privathaus von Bekannten direkt am thailändischen Strand - das ultimative Geburtstagsgeschenk! An jenem Morgen, als der Tsunami alles zerstörte, wachte Benjamin Freppon auf, weil die Wellen draußen sehr laut waren. Die Nachbarn diskutierten auch schon auf dem Balkon. Um nachzuschauen, was draußen los ist, ging der damals 22-Jährige auf den Balkon und schielte durch die Palmen auf´s Meer. Und sah eine ungewöhnlich große, dunkle Welle auf das Haus zurollen. "Erst dachte ich mir nichts dabei" "Eine größere Welle kann ja mal vorkommen. Doch dann kam die Welle immer näher, zerstörte die Fensterscheiben und überschwemmte das ganze Erdgeschoss", beschreibt der Aschaffenburger die ersten Minuten. Schnell informiert er seine Freundin, die unter der Dusche gar nichts davon mit bekommen hat. Als sie unten nach dem Rechten schauen, wartet ein Bild der Zerstörung auf sie. Die Küche ist rausgerissen, der Fernseher nirgends mehr zu sehen, praktisch alles weggespült. Freppons Stimme zittert, alle Bilder dieses Albtraums kommen wieder hoch. Wie ferngesteuert Während der ganzen Zeit handelten er und seine thailändische Freundin Ronarkorn Wanphen ganz automatisch, wie ferngesteuert. "Ich dachte eigentlich gar nichts, wir wussten nur, dass irgendwas nicht stimmt und wir was tun müssen", beschreibt der LKW-Fahrer seine Gefühle. Daher packen sie hektisch ihre letzten Klamotten in die Koffer und flüchten nach draußen, nachdem sie die zweite große Welle im Badezimmer überrascht hat. Dort warten sie ohne jegliches Zeitgefühl bis das Schlimmste überstanden ist, um sich dann einen Überblick vom Inneren des Hauses zu machen. Es ist aber nichts mehr da, alles rausgespült. "Im ersten Stock, wo unser Schlafzimmer war, waren alle Möbel zerbröselt", sagt Freppon. Im Krankenhaus realisieren sie die Katastrophe Weil er Schnittwunden an den Knien hat, fahren sie nach Phuket ins "Bangkok Hospital". Auf dem Weg dahin sehen sie das gesamte Ausmaß der Wassergewalt und sind entsetzt darüber, wie viele Menschen betroffen sind. Im Krankenhaus angekommen wird es aber noch schlimmer. "Die überlasteten Ärzte operierten schon im Eingangsbereich. Schreiende Kinder liefen über den Flur, da waren Menschen mit abgetrennten Gliedmaßen, überall Blut, Spritzen wurden doppelt benutzt - es war der Horror!". Er ist so geschockt, dass seine Freundin die Organisation übernimmt, sich in ihrer Muttersprache um einen Arzt für ihn kümmert. Man lebt danach anders Eine Woche danach ist er wieder zurück in Deutschland. Seine Mutter zerquetscht ihn fast, als sie ihn endlich wieder in die Arme schließen kann. "Ich habe zum Glück überlebt. Jetzt ist es fast so, als ob einem nichts mehr etwas anhaben kann", trotzdem läuft es ihm beim Erzählen eiskalt den Rücken runter und er hat nasse Hände. "Nach meinem ersten Geburtstag am 23. Dezember feiere ich jetzt zum vierten Mal meinen zweiten Geburtstag, den 26. Dezember." Und er will wieder hin. Am 18. Januar geht es los, wieder für einen Monat nach Thailand.
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