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Aschaffenburg

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Ein Haufen Ärger

Hunde sollen auf den Aschaffenburger Mainwiesen zwischen Floßhafen und Schrebergärten sowie in großen Teilen der Fasanerie künftig nicht mehr frei herumlaufen dürfen. Diesen Antrag haben die CSU-Stadträte Gabriele Bokr und Bernhard Appelmann gestellt. Eine strikte Anleinpflicht erhöhe die Sicherheit von Kindern, auch von Wildtieren. Außerdem dämme sie die Verschmutzung der Wiesen mit Hundekot ein, wenn die Halter auf den Wegen bleiben. Die Stadträte wissen, dass sie eine Debatte wiederbeleben, die regelmäßig aufflammt und ihnen einen Haufen Ärger von Seiten der Hundehalter einhandeln dürfte. Zum Saisonstart für Ausflügler provozieren sie so die Wallung nicht nur von Frühlingsgefühlen. "Mir ist egal, ob ich Wählerstimmen verliere", sagt Gabriele Bokr: "Menschenschutz geht vor Tierschutz." Die Schnauze im Kinderwagen Die dreifache Großmutter erinnert sich mit Entsetzen an die erste Ausfahrt mit dem kleinsten Enkel am Fasaneriesee: "Da hängt doch so ein großer Hund seine Schnauze in den Kinderwagen - und von hinten ruft jemand nur: Der macht nichts!" Selbst wenn dem so wäre, sagt Bokr: "Ich finde das aber eklig!" Auf dem Fasanerie-Spielplatz und an den Mainwiesen sei zudem alles voll mit Hundehaufen. "Da sollen Kinder spielen? Das stinkt mir!" Bokr träumt von Grünflächen, die bedenkenlos zum Picknicken genutzt werden können. Gabriele Bokr , CSU-Stadträtin Gerade in den beliebten Naherholungsgebieten treten laut Bokr und Appelmann immer wieder Klagen über freilaufende Hunde auf. Bislang gibt es an den Mainwiesen nur einen punktuellen Leinenzwang, auf den aber nicht mit Schildern hingewiesen wird. Die Fasanerie ist der einzige stadtnahe Park ohne Leinenzwang - aus rechtlichen Gründen: Sie gilt als Wald und unterliegt deshalb nicht der städtischen Grünanlagen-Verordnung. Im Wald gilt dagegen "freies Betretungsrecht" für unangeleinte Hunde, "solange sich der Hund im Einwirkungsbereich des Halters befindet". Wenn der Hund also gehorcht, gibt es keinen Leinenzwang. Stadtförster Jochen Lüer sagt dazu: "Die Hundehalter regeln das unter sich." Für Hundespielwiesen Bernhard Appelmann hingegen fordert in der Fasanerie auf dem Spielplatz an der Birkenallee, rund um See und Gaststätte einen Leinenzwang: "Wir wollen kein allgemeines Hundeverbot", sagt der Besitzer eines kleinen Münsterländers, "ich bin doch selbst Hundeliebhaber". Aber mancherorts sei die Verkotung dramatisch. "Manche Hundehalter kapieren das Problem einfach nicht." Er selbst habe für seinen Hund immer ein Tütchen dabei. Bokr und Appelmann beantragen mit der Leinenpflicht die Ausweisung von Hundespielwiesen "an geeigneten Stellen im Innenstadtbereich" sowie in jedem Stadtteil. "Dorthin müssen die Hundehalter eben laufen", meint Bokr: "Mit dem Auto vorfahren, den Hund kurz rausspringen lassen und drin sitzen bleiben, geht halt nicht." Tierarzt Hansjörg Schäfer, Vorsitzender des Aschaffenburger Tierschutzvereins, versteht die Sorgen der beiden Stadträte: "Es kann nicht sein, dass Hunde auf Kinder und Radler zurennen, selbst wenn nichts passiert. Mich würde auch nerven, wenn mich ein Hund abschlabbert." Solche Situationen kämen leider viel zu oft vor, so Schäfer. "Das wirft ein schlechtes Licht auf die überwiegend vernünftigen Hundehalter." Gegen "ein Signal der Obrigkeit" hat Schäfer deshalb nichts, von Hundespielplätzen hält er aber wenig. "Wir brauchen stadtnahe Auslauf-Gebiete." Bokr setzt auf ein hartes Durchgreifen der Stadt: "Da muss man auch mal Strafe kassieren." Lothar Hinzer, Sachgebietsleiter im Ordnungsamt, gibt zu, er könne sich nicht erinnern, wann das letzte Mal eine Geldbuße wegen Verstoßes gegen Leinenzwang oder wegen eines Hundehaufens eingetrieben wurde. Er verweist auf den geplanten Einsatz eines Ordnungsdienstes. 60 000 Kotbeutel im Jahr Unterdessen vermelden die Stadtwerke erste Erfolge im Kampf gegen Haufen: Die 40 "Hundekot-Beutelspender" würden rege genutzt, sagt der Betriebsleiter Entsorgung, Robert Faust. "Wo die Spender stehen, ist die Situation besser geworden." Besonders falle das zum Beispiel in der Erbsengasse auf, im Bessenbacher Weg oder in der Obernauer Schulgasse. 60 000 Kotbeutel nutzten die Aschaffenburger im vergangenen Jahr. "Am Wolfsthalplatz zum Beispiel füllen wir jeden Tag 50 Beutel nach", sagt Faust. "Aber es ist unklar, ob die Tüten dort fürs Butterbrot genutzt werden oder für Hundehaufen." (Quelle: Main Netz)
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