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🕘 Wörter: 1.489 • Lesedauer: ca. 4 Minuten

Ein Interview mit Thorsten Havener

„Ich bin kein Therapeut!“ Stadtleben verlost zwei Bücher von Gedankenleser Thorsten Havener! Sie kennen ihn sicher! Er ist der Mann, der bei Kerner im Studiosaal eine winzig kleine Stecknadel findet. Er ist der Mann, der Gedanken liest. Das stellt er regelmäßig auf der Bühne und im Fernsehen unter Beweis. Nach seinem Buch „Ich weiß, was du denkst: Das Geheimnis, Gedanken zu lesen“ (Rororo) erschien nun „Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten! - Die Macht der Gedanken“ (Rororo). Im Gespräch mit stadtleben.de plaudert der charismatische Bestseller-Autor mit der beruhigenden Stimme über Menschenschlangen, 80er-Jahre-Zauberkästen und Erwartungshaltungen. Stadtleben.de: Sie betreiben keine typische Stand-Up-Comedy, sondern verbinden Unterhaltung mit psychologischen Ansätzen. Wie bereitet man da ein Programm vor? Thorsten Havener: Ich lese natürlich sehr viel Fachliteratur, um zu schauen, was für Experimente man mit dem Publikum machen kann. Dann bringe ich die Erfahrungen mit ein, die ich damals schon als Gedankenleser gemacht habe und lüfte dort ein wenig den Vorhang. Ich erzähle den Leuten, worauf sie achten müssen, um ihr Gegenüber besser einzuschätzen. Sie gehen ja sehr auf ihr Publikum ein. Ist es Ihnen eigentlich unangenehm, die Leute zu berühren? Ich will diese vierte Wand, die zwischen Bühne und Zuschauerraum entsteht, möglichst schnell einreißen, dass das so interaktiv wie möglich ist. Ich kenne das auch nicht anders. Ich habe das mal eine kurze Zeit lang versucht, wirklich nur auf der Bühne zu stehen und ohne jemanden nach vorne zu holen. Und ich habe schnell gemerkt, dass das nicht mein Stil ist. Ich mag diesen direkten Kontakt. Wie überzeugt man denn die Leute davon, dass man keinen Hokuspokus betreibt, sondern wirklich Psychologie anwendet? (lacht) Das war früher mein Ziel. Mittlerweile spielt es für mich keine Rolle mehr. Ich möchte unterhalten. Ich sage auch am Anfang: „Glauben Sie mir nicht alles, was Sie heute Abend hören! Ich erzähle Ihnen teilweise Unfug!“ Die Leute kommen mit einer gewissen Erwartung und diese wird ihre Wahrnehmung immer beeinflussen. Wenn da jetzt welche drin sitzen, die denken, da ist einer, der durchleuchtet mich und sieht mein Innerstes, dann werden die dafür auch Beweise finden, selbst, wenn ich das Gegenteil behaupte. Und wenn dann Leute denken, das ist alles Hokuspokus, werde ich auch denen einen Einwand liefern, aber sie werden es trotzdem nicht glauben. Weil unsere Erwartung das beeinflusst, was wir sehen. Es gibt einen schönen Ausspruch, der heißt: Für Menschen, die keine Beweise brauchen, braucht man auch keine zu liefern. Und für diejenigen, die Beweise brauchen, wird kein Beweis ausreichen. Geht man dann auch mit dem guten Gefühl ins Bett, heute wieder einigen gezeigt zu haben, wie man um besseres Verständnis untereinander werben kann? Ja, mir macht das unheimlich viel Spaß, nicht mehr rein eine Show zu machen, sondern auch zu erklären, damit die Menschen ein Mehrwert davon haben. Ich persönlich mag diese reinen Motivationsredner nicht so gerne, weil dort ganz oft die Nachricht mitschwingt: Ich habe eine Lösung und die funktioniert für euch alle auch. Und bei mir ist gerade genau das Gegenteil der Fall: Hört mal in euch selbst rein! Jeder findet seine eigene Lösung. Oder vielleicht auch nicht, ich habe da keine missionarischen Charakter. Vielleicht kann man es eine unterhaltsame Lernshow nennen! Das ist ja auch ein sehr therapeutischer Ansatz.. Genau! Wobei ich mich davon auch trenne. Ich bin ja kein Therapeut. Aber es hat teilweise offensichtlich diese Wirkung auf die Menschen. Haben Sie einmal über eine solche Laufbahn nachgedacht? Das habe ich mal ganz kurz. Aber ich bin Unterhalter, das steckt in mir drin. Das kann ich einfach besser! Das ist alles aus dem Bedürfnis heraus gewachsen zu unterhalten. Das hatte ich schon als Kind! Hatten Sie in Ihrer Jugend auch den klassischen Zauberkasten? Ja, sicher! Ich habe immer noch meinen Allerersten namens „Hokuspokus“ von Jumbo. Der liegt im Bücherregal im Arbeitszimmer. Der ist mir heilig! Meine Tochter hatte vergangenes Wochenende Geburtstag und da habe ich etwas gemacht, was ich vor über 20 Jahren das letzte Mal gemacht habe: Ich habe für die Kinder, die eingeladen waren, eine halbe Stunde lang gezaubert. Ich kann das immer noch! Es gibt gewisse Dinge, wie schwimmen oder Fahrrad fahren, die verlernt man nicht. Wie denken Sie über Kollegen, die von sich behaupten, Sie besitzen übernatürliche Fähigkeiten? Das ist jetzt echt eine schwierige Frage...Also ich habe noch keinen getroffen, der wirklich übernatürliche Fähigkeiten hatte. Ich konnte immer herausfinden, wie das geht. Ich selbst habe das nie von mir behauptet und grenze mich auch ganz klar davon ab. Im Gegenteil: ich zeige ja auch wie einige Tricks funktionieren. Ich möchte nicht ausschließen, dass es Menschen gibt, die auf einer ganz anderen Ebene sehr viel mehr wahrnehmen. Ich weiß auch, dass es Dinge gibt, die wir uns nicht erklären können. Sind Menschen, die ihre Hellseherei von Gott gegeben ansehen, nicht schädlich für ihren Berufsstand? Ziemlich sogar. Wenn Leute sagen, ich habe das von Gott in die Wiege gelegt bekommen, und ich sehe ganz genau wie er das macht, das finde ich einfach ekelhaft. Wo schauen Sie sich im Alltag etwas ab? Verfolgen Sie Serien wie „The Mentalist“ oder „Lie to me“? Wenn ich eine Talkrunde sehe, schalte ich ganz gern den Ton ab und gucke ganz genau in die Emotionen dieser Menschen. Weil man dann mehr sieht als nur das, was sie sagen. Oder wenn mein Kind sich das Knie aufstößt, dann kann ich Dinge, die ich über Suggestion weiß, so einsetzen, dass es sich schneller beruhigt. Das reicht allerdings nie an das heran, was eine Mutter machen kann. Da scheint es eine außergewöhnliche Bindung zu geben. „Lie to me“ habe ich die ersten beiden Staffeln gesehen, bevor sie in Deutschland heraus kamen und bei „The Mentalist“ bin ich irgendwann ausgestiegen, weil es sich für mich immer wiederholt hat. Und es sind auch nur Serien, die haben mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Sie haben einmal von dem großen Manipulator Freundlichkeit gesprochen. Gibt es Momente, in denn Sie nicht freundlich bleiben können? Ja, da gibt es ein paar Situationen. Wenn mich beispielsweise jemand unter Zeitdruck setzt. Das mag ich überhaupt nicht. Wo ich wahnsinnig werde, ist, wenn sich jemand vordrängelt. Das finde ich unmöglich und da werde ich richtig sauer. Das hat dann wieder mit dem Zeitdruck zu tun. Gibt es Situationen, die sie auch aggressiv machen? Selbstverständlich, ich bin ja auch nur ein Mensch. (kichert)...aber das verrate ich Ihnen jetzt nicht! Sie brauchen ja viel Contenance für ihre Auftritte. Versuchen Sie vorher noch einmal zu konzentrieren? Oh ja. Ich bin ein großer Freund von Ritualen! Die haben buchstäblich etwas Magisches! Rituale sind festgelegte Muster, mit denen man sich selber dazu bringt, in einen gewissen Zustand zu kommen. Eins meiner Rituale ist zum Beispiel die Krawatte zu binden. Wenn ich die umgebunden habe, bin ich fertig und kann loslegen. Jetzt hatte ich dummerweise bei den letzten Auftritten keine Krawatte mehr angehabt und musste mir etwas Neues suchen. Ich bin auch ein großer Freund davon, Dinge zu visualisieren, d.h. Ich stehe dann hinter der Bühne, habe die Augen geschlossen und gehe das Programm noch einmal gedanklich durch. Mit wem würden Sie noch gerne arbeiten? Hm, es gibt in Amerika einen Comedian, der heißt Jerry Seinfeld. Das wäre für mich eine riesige Ehre. (denkt lange nach) Ich finde auch Rene Marik ganz gut. Ich mag den Maulwurf, wobei den natürlich jeder mag. Das ist einfach ein sympathischer Kerl! Großartig, oder? Und total verrückt mit seinem Sprachfehler! Ich glaube, das ist das, was die Leute an ihm mögen: Seine Unvollkommenheit. Ja, wahrscheinlich. Perfekt ist ja auch immer langweilig. Man braucht immer eine Kante, das ist ganz wichtig. Ist das auch das spannende bei Ihnen, da Sie auch Tricks verraten? Wenn Sie den Trick nicht verraten würden, wäre es quasi vollkommen. Ja, es gibt Momente, bei denen man mit dem Vollkommenen brechen muss. Für ein Entertainment-Programm ist das Vollkommene ganz schlecht. Und Comedians leben ja davon, dass sie ihre eigenen Unvollkommenheit immer auf die Spitze treiben. Die erzählen ja immer von Situationen, in denen es nicht so für sie läuft. Das Interview führte Iris Exner Stadtleben verlost zwei Bücher von Gedankenleser Thorsten Havener! Willst du an der Verlosung für das Buch "Ich weiss, was du denkst" teilnehmen, schicke eine E-Mail mit deinem Namen und einem guten Grund, warum DU das Buch gewinnen solltest an stadtleben.de! 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