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Lebe lieber esoterisch?

Die Esoterik ist längst in der Gesellschaft angekommen. Wurden noch vor einigen Jahren die Engelsgläubigen, Handauflegenden und zu den Erdgeistern Betenden als Spinner abgetan, finden sie heute eine stetig wachsende Gemeinschaft vor. Esoterisch sein ist „in" und ein riesiger Markt. Mit dem Glauben ans Übersinnliche lässt sich heute viel Geld verdienen, und ebenso viel ausgeben. Die Stars aus Hollywood machen es vor - von esoterischer Literatur über energetisch aufgeladene Gegenstände bis hin zu kostenpflichtigen Diensten kann der Sinnsuchende sich in jedweder Form seinem Glauben hingeben. Meist ist das auch völlig harmlos, bzw. kann sogar ein guter Anker sein, wenn das Leben mal nicht in geraden Bahnen verläuft. So kann ein Blick auf das Tageshoroskop am Morgen durchaus dazu beitragen, dass man sich für die anstehenden Aufgaben innerlich ordnet und bewusster in den Tag startet. Onlineportale wie Viversum bieten diese kleinen Alltagshilfen in Kurzform auch gratis an.

Ein weiterer positiver Aspekt vieler esoterischer Strömungen ist ein bewussteres Leben. Der Wert des Lebens an sich wird, zumindest in der Theorie, über den des Konsums, des Prestiges und des Egoismus gestellt. Die ayurvedischen Lehren sind dabei häufig ein wichtiger Bestandteil und so ist eine überwiegend vegetarische und biologisch erzeugte Ernährung besonders hoch im Kurs. Das ist sowohl in Bezug auf die Gesundheit als auch aus Umweltaspekten als positiv einzustufen.


Von Missionaren und Gurus

Eine esoterische Lebensweise kann also durchaus glücklich machen und sich auch auf die Umgebung positiv auswirken. Doch sobald die „Erleuchteten" nicht mehr nur ihr eigenes Leben ihrem Glauben unterordnen, sondern auch das ihrer Mitmenschen bekehren wollen, wird es mitunter lästig. Natürlich ist das kein neues Phänomen, schließlich sind seit jeher auch Missionare unter anderem im Auftrag der christlichen Kirche unterwegs. Solange es hier jedoch nur um private Bemühungen geht, den näheren Freundes- und Bekanntenkreis von den bevorzugten esoterischen Lehren zu überzeugen, ist das noch wenig problematisch. Richtig gefährlich kann es allerdings werden, wenn nicht das selbstgewählte Weltbild hinter den Missionsbemühungen steht, sondern der Rekrutierungsapparat einer Sekte.

Was genau als Sekte bezeichnet werden kann, ist nicht eindeutig. Die Frage, wo die Religionsgemeinschaft aufhört und wo die Sekte anfängt, ist oft nicht klar zu ziehen. So wird beispielsweise die Scientology Church in den USA als Religionsgemeinschaft, in Deutschland als Sekte eingestuft. Der Verein Sekten-Info Nordrheinwestfalen e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu leisten und fungiert als Anlaufstelle für Betroffene und ihre Angehörigen.

Die Prinzipien esoterischer Lehren sind nicht pauschal zu verurteilen, bergen jedoch auch Gefahren. Statt blind zu vertrauen sollte also jeder auch einen kritischen Blick auf die Behauptungen der zahlreichen Publikationen, Geistheiler und Glücksverkäufer werfen. Wer für sich die Kernpunkte herauszieht, die ihm als plausibel und sympathisch erscheinen, dem kann ein Hauch von Esoterik im Leben sicher nicht schaden.


Bildquelle: fotocommunity.de © M.R. Michael Raab (CC BY-ND 2.0 DE)
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