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Der Bologna-Prozess und die Rolle der Bachelorarbeit für moderne Studenten

Der Bologna-Prozess hat seit 1999 das Hochschulsystem in Europa stark verändert. Zu diesem Zeitpunkt setzten sich 29 europäische Staaten für einen kompatiblen und anerkannten Hochschulabschluss ein, mittlerweile ist die Anzahl auf 48 europäische Staaten gestiegen. Zu den Staaten die bis jetzt noch nicht beteiligt sind zählen San Marino, sowie auch Monaco. Weißrussland ist seit 2015 das neueste Mitglied.

Zu den wohl wichtigsten Elementen des Bologna-Prozesses gehören das Zweistufensystem von den Bachelor- und Masterabschlüssen, in Bezug auf die Hochschulen eine konstante und fortlaufende Qualitätssicherung, sowie zumindest in Deutschland Studiengänge, die sich auf die Beschäftigungsfähigkeit am Arbeitsmarkt beziehen.
Die wichtigsten Prioritäten im Bologna-Prozess sind aber nicht nur vergleichbare Abschlüsse, sondern auch die Förderung der Mobilität, eine verstärkte Beschäftigungsfähigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Durch die Einführung vom European Credit Transfer System soll die Bildungsqualität verbessert und auch die Transparenz der Kurse erhöht werden.

Das Studium in Deutschland sieht durch dieses europäische Abkommen 1.800 Arbeitsstunden im Jahr vor, Studenten sollen also wöchentlich 40 Stunden für ihr Studium aufbringen können. Allerdings ist dies natürlich nicht möglich, wenn sich Studierende ihren Lebensunterhalt selber verdienen müssen. Problematisch sind aber auch die notwendigen Leistungspunkte pro Semester, bei denen die Präsenzzeiten, Selbststudium, Praktika und auch die Prüfungen eine wichtige Rolle spielen.

In vielen deutschen Universitäten wurde beispielsweise der ehemalige Magisterabschluss um ein Jahr zum Bachelor komprimiert. Das bedeutet, dass der Lehrstoff von vier Jahren auf drei Jahre verteilt werden musste. Auch erfolgen die Prüfungen durch den Bologna-Prozess studienbegleitend, was 2009 zu bundesweiten Protesten der Studenten führte, weshalb jetzt nur noch eine Prüfung pro Lehrveranstaltung vorgesehen ist und nicht mehr mehrere. Allerdings wurden bei dem großen Bildungsstreik auch andere Faktoren reklamiert, wie z.B. der extrem hohe Leistungsdruck und der Konkurrenzkampf schon ab dem ersten Bachelorsemester, sowie auch das Mobilitätsversprechen, was leider nur für einen geringen Teil der Studenten gilt.

Seit der Einführung des zweistufigen Bachelor und Master System sind die Studenten gestresst und überfordert. Kein Wunder also, dass mittlerweile immer mehr Studierende unter Burnouts leiden. Wer in der modernen Gesellschaft dem ständigen Perfektionsstreben und dem harten Wettbewerb nicht mehr mithalten kann, bleibt leider auf der Strecke. Der extrem große Leistungsdruck der Studenten endet immer häufiger in physischen und psychischen Krankheiten. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die Notwendigkeit, sich neben dem Studium auch noch den Lebensunterhalt verdienen zu müssen.

Besonders schlimm wird es, wenn die Bachelorarbeit immer näher rückt. Die meisten Studenten fühlen sich in diesem Fall komplett überfordert und zu nichts mehr imstande. Es ist so gut wie unmöglich, sich mit Hausarbeiten, Modulprüfungen, Archiv-Recherchen für die Bachelorarbeit auseinanderzusetzen, wenn man zusätzlich noch mindestens 20 Stunden in der Woche jobben muss. Dies ist auch der Grund, warum sich viele Studenten ihre Hausarbeit von einem Ghostwriter schreiben lassen , denn wer in den Prüfungen gute Noten erhalten will, ist auf Hilfe angewiesen. Die Preise der Hausarbeit richten sich nach dem Umfang, der Deadline und natürlich auch nach dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad der Prüfung. Für viele Studierende sind Ghostwriter oft der einzige Ausweg aus ihrer stressigen Situation. Wer neben dem Studium Geld verdienen muss, hat überhaupt keine Zeit um eine gute Bachelor- oder Hausarbeit zu schreiben, da schon alleine die notwendigen Recherchen besonders zeitaufwendig sind.

Burnout an der Uni sind auf den extrem großen Zeitaufwand zurückzuführen, da es sich durch den Bologna-Prozess um mehr Pflichtveranstaltungen handelt, um weitaus mehr Prüfungen und leider auch um viel mehr Hürden auf dem Weg zum Masterstudium. Die Angst zu versagen und dem zunehmenden Leistungsdruck nicht mehr gerecht zu werden endet bei vielen Jugendlichen mit einem akuten Erschöpfungssyndrom. Mentale und körperliche Erschöpfungszustände sind in der Regel bei besonders ehrgeizigen Studenten der Fall.

Laut der Techniker Krankenkasse leidet mittlerweile schon jeder fünfte Student unter psychischen Problemen, wobei der Anteil bei Frauen bei weitem überwiegt. Nicht nur der Leistungsdruck und Prüfungsängste führen zu Burnouts, sondern auch der ökonomische Druck. Wer als Student nicht finanziell von den Eltern unterstützt wird und auch kein BaföG erhält, muss um das Überleben kämpfen und das nicht nur an der Uni. Schlimm ist natürlich auch die Angst, dann nach dem Studium keinen Job zu bekommen. Mangelnde Zeit, Zukunftsängste und der Gelddruck sind mit die häufigsten Ursachen für den nervlichen Zusammenbruch.

Depressionen im Studium sind auf keinen Fall auf die leichte Schulter zu nehmen, wenn man nicht kraftlos und ausgebrannt in einer Klinik enden möchte. Es ist in diesem Fall ratsam, sich erst einmal eine entsprechende Auszeit zu nehmen. Schon bei ernsthaften Anzeichen von Erschöpfungszuständen sollte man unbedingt einen Gang runterschalten und Entspannung beim Sport, Malen oder Meditieren suchen. Es nützt nichts, wenn man den Stundenplan bis oben hin vollpackt und dabei überhaupt nicht mehr aufnahmefähig ist. Ansonsten ist es empfehlenswert, die psychosoziale Beratung an den Hochschulen in Anspruch zu nehmen. Dort erhält man dann auch die notwendigen Informationen über eine längere Auszeit oder inwiefern sich ein Urlaubssemester einlegen lässt.



Bildquellenangabe: Thomas Kölsch / pixelio.de
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