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Ein besonderes Fußballerleben mit Union Berlin

Union Berlin Plakat Die Berliner sind richtig stolz auf ihren Verein Foto: © Unsplash

Union Berlin gehört in den letzten Jahren zu den Aufsteigern des deutschen Fußballs. Nach jahrelanger Odyssee in den unteren deutschen Ligen kämpft die Mannschaft seit 2019 in der 1. Bundesliga. Seitdem erregt die Unioner Anhängerschaft die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Denn sie gehört zu den wenigen Fangemeinden des Profifußballs, die sich gegen die fortschreitende Kommerzialisierung im Fußball wenden. 

Die kurze Geschichte von Union Berlin

Union Berlin ist der Fußballclub des Berliner Ortsteils Köpenick. Er entstand 1966 aus einer Fusion von einzelnen Berliner Vereinen und startete seinen Werdegang mit guten Leistungen in der ersten Oberligasaison. Bereits ein Jahr nach der Gründung gewann die Mannschaft den FDGB-Pokal im nationalen Pokalturnier der DDR. Doch der Erfolg währte sich nicht lange.

Bis 1989 verzeichnete Union Berlin stets unstete Leistungen verbunden mit zahlreichen Aufstiegs- und Abstiegskämpfen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands musste der Club in der NOFV-Oberliga seinen Fußballstart legen. Dem folgten finanzielle Probleme und der Lizenzentzug aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit. Erst durch die finanzielle Unterstützung des Unternehmers Michael Kölmel konnte sich der Verein 1998 von seinen Existenzsorgen befreien. Die Saison 2000/01 brachte schließlich auch den sportlichen Erfolg. Das Fußballteam stieg nicht nur zum ersten Mal in die 2. Bundesliga auf, sondern erreichte auch im DFB-Pokal die Finalrunde, bei der die Mannschaft im letzten Spiel von FC Schalke 04 mit 0:2 besiegt wurde.

Da Schalke als Vize-Meister für die Champions League bereits startberechtigt war, durften die Berliner zudem in der darauffolgenden Saison zum ersten Mal im Europapokal antreten und qualifizierten sich als bisher einziger deutscher Drittligist für den UEFA-Pokal. Nach dieser spektakulären Saison wurden die Berliner zu einer festen Größe der 2. Bundesliga inklusive einiger schwacher Jahre, in der die Fans um den Abstieg ihrer Mannschaft bangen mussten. In der Saison 2018/19 ist dem Verein schließlich der Sprung in die 1. Bundesliga geglückt. Aktuell befindet sich das Team im oberen Tabellendrittel der Bundesliga und kämpft um die europäischen Plätze.

Größte Herausforderung ist im Moment die Abwesenheit des Top-Scorers Taiwo Awoniyi, der beim diesjährigen Fußballhighlight, dem Afrika-Cup, für Nigeria antritt. Die westafrikanische Mannschaft zählt laut den Betway Sportwetten zu den besten Teams des afrikanischen Kontinents und hat neben Ägypten gute Chancen, die Gruppenphase zu überwinden. Daher wird Awoniyi voraussichtlich mehrere Wochen fehlen – eine verzwickte Situation für Union Berlin, denn der Stürmer unterstützte die Mannschaft vor der Winterpause mit neun Toren in 17 Spielen.

Wer sich in Berlin ein Unioner Spiel ansehen will, sollte sich allerdings keinen Kopf über die derzeitige Teamsituation machen. Was in Köpenick Spaß macht, sind nicht die Tore, sondern die einzigartige Atmosphäre im Stadion.

Feiernde Menschen
Die Berliner feieen ihren Sieg beim Fussball

Fankultur und Fußballerlebnis

Derzeit ist Union Berlin so erfolgreich, wie noch nie in seiner Geschichte. Doch Neulinge im Stadion An der Alten Försterei interessieren sich in erster Linie für die berühmte Fankultur der Unioner. Auch vor seiner Zeit in der 1. Bundesliga besaß das Team eine feste Anhängerschaft, die sich viel mehr als eine Familie verstand, statt sich über die Erfolge ihrer Mannschaft zu definieren.

Jeder Fan der Union weiß, dass Verlieren genauso ein Teil des Fußballs ist wie Gewinnen. Ist ein Spiel verloren, wird es höchsten in der nächsten Kneipe beim Essen und Trinken ironisch kommentiert und dann folgt schon das nächste Match. An erster Stelle steht das Gemeinschaftsgefühl. Deswegen werden in Köpenick immer noch altmodisch wirkenden Regeln ausgeführt: Niemand verlässt das Stadion bis zum Schlusspfiff und die eigene Mannschaft wird selbstverständlich nicht ausgepfiffen.

Unnötige Musik, Extraevents und Hightech für die Dauerbespaßung der Stadiongäste ist An der Alten Försterei nicht üblich. Und das Fan-Dasein beschränkt sich nicht nur auf das Fußballschauen. Nicht selten haben die Anhänger in der Vereinsgeschichte Geld für den Erhalt des Clubs gesammelt. Legendär ist der Spendenaufruf „Bluten für Union“, als Union Berlin 2004 erneut in einer finanziellen Krise steckte. Dazu werden jenseits des Fußballs kleinere Events zwischen Fans organisiert wie das traditionelle Weihnachtssingen, das seit 2003 regelmäßig mit tausenden Menschen veranstaltet wird.

Auch in besonders schwierigen Zeiten sind die Unioner füreinander da. Stirbt ein Vereinsmitglied, zollt ihm das ganze Stadion im nächsten Heimspiel Respekt. Da verzichtet man auch gerne im Spiel auf die Sponsoren-Botschaften. Die Ablehnung der Kommerzialisierung des Fußballs und das treue Fan-Dasein in Union Berlin sind heute ein seltener Anblick in der Fußballwelt. Die Unioner versprechen neuen Gästen im Stadion ein unvergessliches Erlebnis jenseits des wohlbekannten Profifußballs, der sich oft auf den aggressiven Willen zum Sieg reduziert. Für Menschen, die Fußball mal etwas anders erleben wollen, wird der Besuch eines Spiels im Köpenicker Stadion eine willkommene Abwechslung sein und einen Einblick in die weniger bekannte Berliner Kultur gewähren.