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Cannabis im Handel: Legalisierung bringt Herausforderungen mit sich

Cannabis Blüte mit Bonbon Cannabis Blüten sind kaum größer als ein Bonbon Foto: © elsaolofsson / msqrd2 / pixabay.com

Cannabis gehört zu den Hanfgewächsen und liefert als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt seit Jahrzehnten immensen Diskussionsstoff. Insbesondere die Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) lösen kontinuierlich Debatten über gesundheitliche Risiken und Chancen aus. Während die einen Hanf stigmatisieren und als Drogenquelle abtun, sehen andere das Potenzial zur Gesunderhaltung und für therapeutische Zwecke. Die erwartete Legalisierung könnte den Zugang zu den pflanzlichen Wirkstoffen deutlich vereinfachen. Doch es gibt Tücken.  

Breites Spektrum an Produkten – CBD als Verkaufsargument

Hanf (Cannabis) hat einen breiten Markt mit unterschiedlichsten Produkten hervorgebracht. Neben Hanfsamenöl für die Küche, Textilien und ätherischen Ölen erleben CBD-Produkte seit einigen Jahren einen starken Boom. Darunter CBD-Öle und -Kapseln, die als Nahrungsergänzungsmittel verkauft und beispielsweise zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens empfohlen werden. CBD wird eine entzündungshemmende, angstlösende sowie krampflösende Wirkung nachgesagt und soll eine Vielzahl von Beschwerden wie Angstzustände, depressive Verstimmungen und Schlafstörungen lindern. Aber auch Hautcremes zur Beruhigung der Muskeln, Kosmetik, Süßigkeiten (z. B. Gummibärchen), Mund- sowie Nasensprays und vieles mehr wird mit CBD angereichert, um die Vorteile der Pflanzenstoffe auf unterschiedlichste Arten verfügbar zu machen.  

Maximal 0,2 Prozent auch bei CBD Gras

Psychoaktiv sind derartige Artikel nicht, da spezielle Nutzhanfsorten aus dem EU-Sortenkatalog mit geringem THC-Gehalt Verwendung finden. Bei legalen CBD-Produkten sind beispielsweise maximal 0,2 Prozent Tetrahydrocannabinol erlaubt. Inzwischen ist zudem legales CBD Gras in Deutschland erhältlich, wie ein Naturheilkundemagazin in einem Beitrag über legale Produkte, seriöse Anbieter und die Einnahme der Pflanzenteile aufzeigt. Verbraucher, die das legale Gras aufgrund der schädlichen Effekte auf die Lunge nicht rauchen möchten, können es mit einem Inhalator oder als Tee konsumieren.  

Cannabis auf Rezept


Doch so verpönt THC als Quelle von Rauschzuständen ist, so wirksam ist die pflanzliche Substanz im kontrollierten Einsatz bei Gesundheitsbeschwerden. Dass Cannabis (medizinisches Marihuana) seit fünf Jahren auf Rezept erhältlich ist und die Kosten von Krankenkassen übernommen werden müssen, kommt schließlich nicht von ungefähr. Hilft Menschen kein anderes Medikament, dürfen Ärzte Cannabis seit 19. Januar 2017 verschreiben. Linderung verspricht medizinisches Marihuana unter anderem bei chronischen Darmentzündungen Morbus Crohn und Multiple Sklerose.  

Auch Franjo Grotenhermen – Arzt und Geschäftsführer der internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente (IACM) sowie der deutschen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) – ist von Cannabis überzeugt: „Es gibt weltweit kein zweites Molekül, das gleichzeitig schmerzstillend, Übelkeit hemmend, Appetit steigernd, Muskel entspannend, aufheiternd, schlaffördernd, entzündungshemmend, Bronchien erweiternd wirkt“, zitiert ihn die Tagesschau in einem Artikel über die Erfahrungen mit Cannabis in den letzten fünf Jahren und die Erwartungen in Hinblick auf die mögliche Legalisierung. 

Bayerischer Rundfunk über die Tücken im Verkauf

Wird Cannabis legalisiert, wie es die Ampel-Koalition anstrebt, werden Industrie und Handel mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Wie der Verkauf im Einzelhandel künftig verlaufen könnte, hat der Bayerische Rundfunk mit einer Psychiaterin zum Thema gemacht. Gemeinsam mit Sophie Kirchner – Leiterin der Cannabis-Ambulanz im Augsburger Bezirkskrankenhaus – besuchte die bayerische Landesrundfunkanstalt ein Nutzhanf-Geschäft am Augsburger Hauptbahnhof. Neben Tee und Hanfölen könnte hier schon bald Cannabis über die Ladentheke gehen, wenn die Legalisierung tatsächlich erfolgt.  

THC-Gehalt und Beratung in der Kritik

Aus Sicht von Kirchner sollte der Verkauf von Cannabis künftig erst ab 25 Jahren erfolgen. Schließlich endet die Entwicklung des Gehirns nicht mit der Volljährigkeit. Die Folgen für noch nicht ausgereifte Gehirne könnten durch den Konsum ansonsten fatal sein. Ein kritischer Faktor ist laut der Psychiaterin der THC-Gehalt der Produkte. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer des besuchten Ladens wird schnell deutlich: Viele der Produkte eines potenziellen Lieferanten für eine Cannabis-Abteilung enthalten mehr als 10 Prozent THC.

Kirchner beurteilt das als zu hoch, da in diesem Bereich das Psychosen-Risiko erhöht ist. Darüber hinaus sei die Kompetenz der Verkäuferinnen und Verkäufer äußerst wichtig: "Wer auch immer verkauft, der muss sich mit Psychosen auskennen, der muss das erklären und erkennen können. Und er muss dann auch die Schnittstelle kennen, wo Hilfe geleistet wird“, setzt die Ärztin voraus und glaubt, dieses Wissen sei aktuell nicht vorhanden.   Es bleibt abzuwarten, welche Weichen die Politik stell wird, um im Handel die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu gewährleisten und das Wohl der Patienten zu schützen