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Das Gesundheitswesen als Arbeitgeber: So vielfältig sind Tätigkeitsfelder und Jobchancen in der Region
Den Alltag für Senioren besser machen - mit gut ausgebiuldetetn Pflegekräften
Fachkräftemangel prägt den Gesundheitssektor besonders stark
Deutschland verfügt über ein erstklassiges Gesundheitswesen, das im internationalen Vergleich als beispielhaft gilt. Die Versorgung im gesundheitlichen und sozialen Bereich ist im gesamten Bundesgebiet sehr gut ausgebaut. Dennoch kommt es häufig zu Engpässen und einer Überlastungen zentraler Bereiche des Gesundheitssektors, weil der Bedarf an qualifiziertem Personal nicht gedeckt werden kann.Ausgebildete Mitarbeitende fehlen in der Pflege, in Krankenhäusern, in Arztpraxen und in den vielfältigen anderen Teilbereichen des Gesundheitssektors. Eine Prognose, die auf statistischen Erhebungen des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PwC beruht, stellt in Aussicht, dass bis zum Jahr 2030 fast 40 Prozent der ausgeschriebenen Stellen für Gesundheits- und Krankenpflegerhelfer unbesetzt bleiben werden. In der Gesundheits- und Krankenpflege könnten somit etwa 35 Prozent der Ausschreibungen unbeantwortet bleiben.
Das Potenzial, das die Branche Wirtschaft und Soziales als Arbeitgeber bietet, ist groß. Deutschlandweit suchen Arztpraxen, Krankenhäuser, ambulante Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtung und viele andere Unternehmen händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Die Beschäftigungsfelder im Gesundheitssektor sind vielfältig. Sie reichen von klassischen Heilberufen über Berufe nach dem Berufsbildungsgesetz mit Schwerpunkt im Bereich Gesundheit und Soziales bis hin zu Berufen nach der Handwerksordnung, die auch als Gesundheitshandwerke bezeichnet werden.
Das Bundesministerium für Gesundheit präsentiert auf seiner Internetseite eine Übersicht über die große Bandbreite der Gesundheitsberufe und ihrer Unterteilung in Teilbereiche und Schwerpunkte in der Ausrichtung. Den wesentlichen Anteil der Tätigkeitsbereiche machen die so genannten geregelten Berufe aus, für die der Bund nach Artikel 74 Absatz 1 Nummer 19 im Grundgesetz die Zulassung regeln darf. Damit im direkten Zusammenhang steht die Vorgabe, dass das Führen einer Berufsbezeichnung aus dem Bereich der geregelten Gesundheitsberufe geschützt ist. Die Notwendigkeit einer Approbation oder einer durch eine fachliche Ausbildung erworbene Erlaubnis zum Führen einer Berufsbezeichnung aus dem Bereich Gesundheit und Soziales führt dazu, dass die Branche nur für ausgebildete Fachkräfte zugänglich ist.
Diese hohen Anforderungen stellen die Qualität der Versorgung im deutschen Gesundheitswesen sicher, machen es für die Branche aber umso schwieriger, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ein Ausweichen auf Quereinsteiger aus anderen Berufszweigen ist aufgrund fehlender Qualifikationen kaum möglich. So bleibt der Gesundheitssektor auch perspektivisch besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen.
Pflegebereich sorgt für besonders starken Beschäftigungszuwachs
Dem wachsenden Fachkräftemangel bei steigendem Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung steht ein anhaltender, wenn auch zu niedriger Beschäftigungszuwachs im Bereich Gesundheit und Pflege gegenüber. Wie das Bundesministerium für Gesundheit mitteilt, hat die Anzahl der Erwerbstätigen in der medizinischen Versorgung seit dem Jahr 2012 um 800.000 zugenommen. Im Jahr 2020 sei die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent gestiegen. Das entspricht eine Zahl von rund 77.000 neuen Erwerbstätigen in der vom Fachkräftemangel geprägten Branche.Ein besonders hoher Anteil der Neubeschäftigungen entfällt dabei auf dein Teilbereich der Pflege, insbesondere der Altenpflege. Rund 22.000 neue Pflegekräfte konnte das Gesundheitssystem im Jahr 2020 in den Dienst aufnehmen. Das entspricht einem Zuwachs von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Verteilung auf die teilstationäre und stationäre sowie auf die ambulante Pflege ist dabei verhältnismäßig ausgeglichen.
Rund 10.000 zusätzliche qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten für teilstationäre und stationäre Pflegeeinrichtungen gewonnen werden (plus 1,3 Prozent), bei den ambulanten Pflegediensten waren es etwa 9.000 Neueinstellungen (plus 2,2 Prozent). Im Vergleich zum Ausgangsjahr der Erhebungen 2012 ist die Beschäftigung im Pflegebereich laut Bundesministerium für Gesundheit um 20 Prozent in der teilstationären und stationären Pflege und sogar um 42 Prozent in der ambulanten Pflege angestiegen.
Auch in Frankfurt und der Region stehen mehr als 200 ambulante Pflegedienste zur Verfügung, die ihr Angebot an ambulanten Pflegeleistungen in Kooperation mit allen Kranken- und Pflegekassen zur Verfügung stellen. In der teilstationären und stationären Pflege ist die Metropole am Main ebenfalls gut aufgestellt Mehr als 40 Alten- und Pflegeheime stehen in Frankfurt und der direkten Umgebung zur Verfügung. Erweiterte man den Fokus auf teilstationäre Einrichtungen, sind fast 150 Anlaufstellen in der Stadt selbst und in einem Umkreis von rund 50 Kilometern erreichbar.
Den zertifizierten Pflegediensten und stationären Einrichtungen stehen in der Region allein in der Altenpflege mehr als 30.000 Pflegebedürftige im Alter über 65 Jahre gegenüber. Der Pflegebedarf variiert stark und spricht damit unterschiedliche Qualifikationen der Fachkräfte an. Das schlägt sich auch im regionalen Stellenmarkt nieder.
Qualifizierte Pflegefachkräfte im ambulanten oder stationären Bereich werden regional und überregional gesucht. Interessierte finden aktuelle Stellenausschreibungen in der Pflege beispielsweise beim Darmstädter Pflegedienst Hessen-Süd. Wie in anderen Regionen Deutschlands bleiben aber auch in der Main-Metropole viele dringend benötigte Pflegestellen unbesetzt.
Großstädte sind wenig attraktiv für Pflegeberufe
Der Mangel an qualifizierten Fachkräften ist in Großstädten wie Frankfurt und anderen urbanen Ballungsgebieten noch stärker zu spüren als in anderen Regionen Deutschlands. Dem anhaltenden Trend zur Urbanisierung und einer Abwanderung aus ländlichen Regionen in städtische Gebiete steht ein eklatanter Mehrbedarf an Pflegekräften im Vergleich zu den pflegebedürftigen Personen gegenüber.Im deutschlandweiten Vergleich steht es um Frankfurt am Main als eine der begehrtesten Großstädte im Hinblick auf das Angebot an qualifizierten Fachkräften aus der Pflege besonders schlecht. Der Grund dafür ist in erster Linie die Kombination aus verhältnismäßig niedrigen Gehältern in Pflegeberufen und den extrem hohen Lebenshaltungskosten, die Einwohner in Frankfurt stemmen müssen. Mit durchschnittlichen Mietpreisen von 17,19 Euro pro Quadratmeter liegt die Stadt auf Platz 2 der teuersten Pflaster in ganz Deutschland. Noch unerschwinglicher ist Wohnraum nur noch in München.
Ein weiteres Argument, das Frankfurt für Pflegefachkräfte aktuell noch unattraktiv macht, ist die fehlende Infrastruktur im Bereich der Kinderbetreuung. In Deutschland sind mehr als 80 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigen in der Pflege weiblich. Der Bedarf an qualifizierten Pflegefachkräften geht deshalb mit einem ausreichenden Angebot an Betreuungsplätzen einher. In Großstädten wie Frankfurt erstreckt sich der eklatante Fachkräftemangel aber nicht nur auf den Gesundheitssektor, sondern auch auf Berufsbereiche im sozialen Umfeld, zu dem auch Betreuungspersonen in Kindertagesstätten und Schulen gehören. Je knapper das Angebot an flexiblen Betreuungsplätzen, desto unattraktiver ist ein Standort für die Fachkräfte, die dringend benötigt werden.
Wenn die Bevölkerung in Großstädten wie Frankfurt am Main weiterhin so stark anwächst, ohne einen hohen Anteil an Fachkräften aus dem Gesundheits- und Sozialwesen anziehen zu können, wird die demografische Entwicklung auch perspektivisch nicht positiv sein.
Berufliche Perspektiven in der Pflege attraktiver machen
Urbane Ballungsräume können dem ansteigenden Mangel an Fachkräften langfristig nur begegnen, indem sie sich als Lebensmittelpunkt für ausgebildete Arbeitskräfte attraktiv machen. In Frankfurt soll der Fokus dabei insbesondere auf der Verbesserung von Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen liegen. Erste konkrete Ansätze nehmen vor allem die Vier-Tage-Woche in den Fokus.Mit der Möglichkeit zu einem Arbeitszeitmodell von 32 Stunden wöchentlich bei vollem Lohnausgleich könnten Berufe in der Pflege deutlich aufgewertet werden. Eine niedrigere Arbeitsbelastung von Pflegepersonal könnte außerdem einen Beitrag dazu leisten, die Qualität in der stationären und ambulanten Pflege zu verbessern und gleichzeitig personelle Ausfälle durch Krankheit aufgrund von anhaltender Überlastung zu minimieren.
Langfristig könnte die Einführung der Vier-Tage-Woche für Pflegekräfte den Beruf attraktiver machen und der Flucht von qualifizierten Fachkräften aus der Branche entgegenwirken. Pilotprojekte in verschiedenen Einrichtungen haben gezeigt, dass der Ansatz durchaus Potenzial hat. Das Konzept muss allerdings im Vorfeld zu Ende gedacht werden. Eine Reduzierung der Arbeitszeit vorhandener Pflegekräfte führt kurzfristig zu einem personellen Mehrbedarf, um die entfallenden Arbeitsstunden zu kompensieren.
Wenn eine Vier-Tage-Woche als Anreiz für Angestellte in der Pflege langfristig etabliert werden soll, muss die Gewinnung zusätzlicher Unterstützung durch ausgebildete Fachkräfte zeitgleich erfolgen, damit personelle Engpässe und eine damit einhergehende Mehrbelastung des Pflegepersonals das Vorhaben nicht ad absurdum führen.