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„Wie der Vater, so das Kind“: HealVersity Festival in Bad Vilbel thematisiert epigenetische Einflüsse auf die Gesundheitsvorsorge

Timo Janisch (links) und Dr. Manuel Burzler Timo Janisch (links) und Dr. Manuel Burzler Foto: © © HealVersity

Die Ergebnisse der aktuellen LIFE-Child-Studie aus dem Sommer 2024 zeigen einen bedeutsamen Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht von Vätern und dem Gesundheitsrisiko ihrer Kinder. Ausgewertet wurden Daten von mehr als 3.000 Familien.  

Die Epigenetik untersucht Genveränderungen, die die DNA-Struktur nicht verändern. Vielmehr geht es um körpereigene Mechanismen, die beeinflussen, welche Gene aktiviert oder deaktiviert werden. Äußere Faktoren wie Ernährung, Lebensstil oder Umweltbedingungen können diese Veränderungen verursachen und an die nächste Generation weitergeben.  

Eine wichtige Stimme für die Epigenetik ist die HealVersity-GmbH, ein innovatives Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf funktioneller Medizin und Epigenetik als Ansatz für eine ergänzende Form der Gesundheitsprävention. Auf dem HealVersity-Festival, der ersten Großveranstaltung zum Thema Epigenetik im deutschen Raum, könnten die aktuellen Forschungsergebnisse der LIFE-Child-Studie einen interessanten Gesprächsrahmen schaffen.  

Körpergewicht des Vaters beeinflusst das Kind – unabhängig von der Mutter  


Seit 2011 widmet sich das Forscherteam von LIFE Child um Prof. Dr. Wieland Kiess und Prof. Dr. Antje Körner der Frage, wie Zivilisationserkrankungen entstehen und erhalten bleiben und welche Faktoren Einfluss darauf nehmen. Die aktuelle Auswertung aus dem Sommer 2024, in die die Gesundheitsdaten von mehr als 3.000 Familien eingeflossen sind, legten den Fokus auf die Frage, welchen Einfluss das Gewicht der Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder hat, insbesondere im Hinblick auf das Risiko für das metabolische Syndrom.  

Dabei richteten die Wissenschaftler den Blick auf eine Reihe von gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht, Bluthochdruck und Störungen im Zucker- und Fettstoffwechsel, die langfristig zu Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen können. Die Auswertung zeigte, dass das Gewicht des Vaters entscheidend ist und die gesundheitliche Entwicklung der Kinder unabhängig vom Gewicht der Mutter beeinflussen kann.  

Besonders alarmierend: In Familien mit schlanken Müttern verdoppelt sich das Risiko für Fettleibigkeit bei den Kindern, wenn der Vater übergewichtig ist. Die Ergebnisse rücken die Epigenetik stärker in den Fokus. Der noch junge Ansatz erforscht den Zusammenhang zwischen Lebensumständen und dem Erbgut und könnte richtungsweisend für das Gesundheitssystem von morgen sein.  

Epigenetik als Schlüssel zur Gesundheitsvorsorge  

Die LIFE-Child-Studie untermauert den Forschungsansatz der Epigenetik und erlaubt Rückschlüsse darauf, wie sehr die elterliche Gesundheit und ihr Lebenswandel die Zukunft zukünftiger Generationen beeinflussen kann. Sie unterstreicht damit die Bedeutung der Epigenetik als Schlüssel zu einem besseren Verständnis dieser Zusammenhänge und einer Weiterentwicklung der Gesundheitsprävention.  

Erstmals werden der aktuelle Forschungsstand und Ansätze zur Integration der Epigenetik in das Gesundheitssystem in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Das HealVersity Festival lädt am 16. November 2024 Wissenschaftler, Trauma-Experten und zertifizierte Functional Medicine Health Coaches zusammen mit einem interessierten Publikum in die Begegnungsstätte in Bad Vilbel bei Frankfurt ein. In einer offenen Diskussion sollen die Breite und Komplexität der Epigenetik sowie Ansätze der funktionellen Medizin vorgestellt und diskutiert werden.  


Gastgeber der Veranstaltung, das im VILKO Kongresszentrum in Bad Vilbel ausgerichtet wird, ist die HealVersity GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in München widmet sich der Persönlichkeitsarbeit und Traumabewältigung und bildet schwerpunktmäßig Epigenetik-Coaches nach einem selbst entwickelten Ausbildungskonzept aus. Die Gründer Dr. Manuel Burzler, der als Arzt mit Schwerpunkt auf Mitochondrienmedizin, funktioneller Medizin und Epigenetik eine breite Expertise mitbringt, und Timo Janisch, der auf langjährige Erfahrung im Bereich der Persönlichkeitsarbeit und Traumatherapie, möchten mit ihrer Arbeit den wissenschaftlichen Ansatz der Epigenetik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und den bereits gewonnenen Erkenntnissen für eine ganzheitliche Gesundheitsprävention eine Plattform geben. Gemeinsam mit ihrem Team aus 20 Mitarbeitern haben die beiden Gründer innerhalb der letzten zwei Jahre bereits mehr als 1.500 Interessierte zum Epigenetik-Coach ausbilden können.  

Die Ausbildung richtet sich an Coaches, Trainer, Therapeuten, Ärzte und Heilpraktiker, die ihre Expertise durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Epigenetik erweitern und ihren Patienten und Klienten damit einen Zugang zu einem noch ganzheitlicheren gesundheitlichen Ansatz ermöglichen wollen.  

Mit dem Festival, das die erste Großveranstaltung dieser Art in Deutschland darstellt, soll das Forschungsgebiet der Epigenetik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die neuen Erkenntnisse aus der LIFE-Child-Studie der Universität Leipzig könnten interessante Impulse für die Verortung der Epigenetik in der Gesundheitsprävention von morgen liefern.  

Neue Wege für Prävention und Gesundheitsvorsorge  


Die Erkenntnisse, die die Wissenschaftler aus der aktuellen Auswertung der Gesundheitsdaten gewonnen haben, könnten zu einer neuen Gewichtung im Bereich der Gesundheitsvorsorge führen. Bisher konzentrierte sich die Präventionsmedizin vorwiegend auf die Gesundheit der Mutter während der Schwangerschaft. Nun zeigt sich, dass auch die Gesundheit des Vaters schon vor der Zeugung eine zentrale Rolle spielt. Ein ungesunder Lebensstil des Vaters kann langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder haben, selbst wenn die Mutter sich während der Schwangerschaft gesund ernährt und gesund lebt.  

Dies könnte bedeuten, dass Präventionsprogramme künftig stärker auf die gesamte Familie abzielen. Gesundheitskampagnen, die sich bisher auf werdende Mütter konzentriert haben, könnten um gezielte Maßnahmen für Männer erweitert werden, die bereits vor der Familienplanung ansetzen. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Gesundheitsvorsorge für Männer mit Kinderwunsch mehr Aufmerksamkeit erfahren und Programme dafür entwickelt werden sollten, beispielsweise mit Blick auf die Ernährung", erklärt Studienautor Raffaele Teperino im Gespräch mit dem MDR. Er ist Leiter der Forschungsgruppe „Umwelt-Epigenetik" bei Helmholtz Munich.  

Ein Ansatzpunkt könnte zum Beispiel sein, Väter stärker für gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein Normalgewicht zu sensibilisieren, mit dem Ziel, epigenetische Risiken für ihre Kinder zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Erfolge, sondern um die langfristige Vermeidung von Zivilisationskrankheiten, die sich über Generationen hinweg manifestieren könnten. Die Leipziger LIFE-Child-Studie unterstreicht außerdem die Bedeutung der Epigenetik für das allgemeine Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Während genetische Faktoren die Grundbausteine für die Entwicklung eines Menschen legen, beeinflussen epigenetische Prozesse maßgeblich, wie diese genetische Information genutzt wird.  

Die Ergebnisse der jüngsten Auswertungen könnten daher auch einen Paradigmenwechsel in der Forschung einleiten: weg von der Fokussierung auf genetische Prädispositionen und hin zu einem stärkeren Augenmerk auf die modifizierbaren epigenetischen Faktoren. Die Wissenschaft steht hier noch am Anfang, doch die aktuellen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Prävention und Therapie in Zukunft stärker auf individuelle epigenetische Profile abgestimmt werden könnten. Dies würde nicht nur die Behandlung von Erkrankungen neu bewerten, sondern auch neue Möglichkeiten in der Früherkennung eröffnen.