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VeggieWorld Wiesbaden - Interview mit "Vegan ist ungesund"
Die VeggieWorld, die Messe für den veganen Lebensstil, hat vom 08.02.19 bis zum 10.02.19 im neuen RheinMain Congress Center in Wiesbaden stattgefunden. Hier drehte sich alles rund um das Thema Veganismus - von Essen bis Kleidung und Kosmetik. Auch wir von stadtleben.de wollten natürlich die Messe nicht verpassen und die Möglichkeit nutzen, um Euch davon zu berichten. Wir hatten auch die Möglichkeit, ein Interview mit den Videomachern Gordon und Aljosha vom Youtubekanal „Vegan ist ungesund“ zu führen.
Die VeggieWorld wächst! Die erste fand 2011 ebenfalls in Wiesbaden statt. Damals starte sie mit 21 Ausstellern, heute sind es rund 130 Aussteller und 20.000 Besucher. Die VeggieWorld bietet eine Platform, um sich an den pflanzlichen Lebensstil anzutasten, und dabei kann man neue Produkte ausprobieren. Hier geht es nicht um Moralpredigten oder darum, Fleischesser zu konvertieren, sondern darum, zu zeigen, dass der vegane Lebensstil vielfältig ist und es sich nicht um Verzicht sondern um Gewinn & Genuß handelt.
Was man auf jeden Fall sagen kann ist, dass man die Messe nicht mit Hunger verlassen wird, da so gut wie jeder Aussteller die Produkte zum Probieren angeboten hat. Es gab Fleischersatzprodukte, Brotaufstriche, veganen Käse, Schokolade, Smoothies, Joghurts und vieles mehr. Auch Pflege- und Naturkosmetik, Küchen und Haushaltsprodukte sowie Mode und Accessoires kamen nicht zu kurz. Interessante Produkte, die man sonst im üblichen Supermarkt nicht bekommt, konnte man hier finden! Beispielsweise künstlichen Lachs, der genauso wie richtiger Lachs schmeckt, gab es hier zu probieren. Natürlich kann man neben dem Schlemmen auch Petitionen gegen Tierversuche unterschreiben oder sich über verschiedene Möglichkeiten informieren, um nachhaltiger und tierfreundlicher zu leben.
Neben den Ausstellern wurde ein schönes Rahmenprogramm mit unterschiedlichen Auftritten vorbereitet. Hier gab es beispielsweise Yoga, Kochshows und interessante Reden von Stars aus der veganen Szene, u.a. Gordon und Aljosha vom Youtubekanal „Vegan ist ungesund“. Die beiden begannen 2016 mit ihren Videos über das Thema Veganismus. Dabei versuchen sie, mit Humor diesen Lebensstil dem Publikum näher zu bringen. Aljosha arbeitet hauptberuflich als Arzt und klärt zusammen mit Gordon Vorurteile gegenüber Veganern auf. Wir haben mit beiden gesprochen und ihnen ein paar Fragen zum Thema Veganismus und Youtube gestellt.
Weitere Bilder von der VeggieWorld 2019 in Wiesbaden findet Ihr in unserer Bildergalerie.
Interview mit Gordon und Aljosha von "Vegan ist ungesund"
stadtleben.de: Wie schafft man es, sich konsequent vegan zu ernähren? Was sind Eure Tipps?
Aljosha: Ich halte mir immer vor Augen, wieso ich das mache. Und versuche mir immer zu propagieren, dass die ethischen Aspekte die wichtigsten sind und, dass man bewusste Entscheidungen trifft. Ich finde, das ist das stärkste, was man machen kann. Immer, wenn ich mir gedacht habe „Ich will jetzt aber“, dann habe ich mich gefragt: „Ist es das gerade wirklich wert diese Situation auszunutzen, um diese furchtbare Industrie zu unterstützen?“ Das ist bei mir so, aber ich glaube, das ist dann bei jedem anders.
Gordon: Ja, er hat Recht. Wieso ich letztendlich den Schritt zum Veganismus gemacht habe ist, weil ich mich kenne….wenn ich eine Ausnahme mache, mache ich sie immer wieder.
stadtleben.de: Was sind allgemein Eure Tipps für Einsteiger?
Gordon: Man sollte sich nicht nur denken: „Ich kann mir nicht vorstellen Veganer zu werden“. Es reicht tatsächlich schon, wenn man kleine Veränderungen in seinem Lifestyle macht. Zum Beispiel weniger tierische Produkte konsumieren, das in seine Ernährung integrieren bis zu dem Schritt, dass man sie komplett weglässt. Das ist für ein Neuling einfacher. Dass man sich eben nicht zu sehr unter Druck setzt und sich überlegt, wieso man das macht.
Aljosha: Das wichtigste meiner Meinung nach ist: informieren. Man sollte sich immer wieder neue Informationen aneignen, so viele und wie gut es geht. Und Sachen ausprobieren: Kauf dir ein Kochbuch, triff dich mit Freunden und mach ein Kochabend draus, mach ein Kochkurs oder google verschiedene vegane Rezepte. Man sollte einfach Schritte machen, die einem zeigen, dass es gar nicht mal so schwer ist sich vegan zu ernähren.
Gordon: Das wichtigste ist eigentlich: Guckt unsere Videos. ;)
stadtleben.de: Aljosha, fällt es Dir schwer, auf der Arbeit Deinen Patienten nicht Deinen Lebensstil weiterzuempfehlen?
Aljosha: Das ist tatsächlich eine sehr häufige Frage. Jeder Arzt, der das jetzt liest, wird sich darin bestätigt fühlen, dass das einfach nicht möglich ist, im Alltag überhaupt darüber zu reden. Der Alltag ist so durchorganisiert. Dazu kommt noch, dass ich auf der Intensivstation arbeite. Viele meiner Patienten sind nicht wach oder ansprechbar. Deshalb ist eine Kommunikation sowieso schwierig und wenn sie möglich wäre, hat man einfach nicht die Zeit oder die Struktur dafür. Entsprechend ist die Antwort: Nein es fällt mir nicht schwer, weil ich in einer ganz anderen Welt bin.
stadtleben.de: Glaubt Ihr, es ist irgendwann so weit, dass alle Menschen vegan oder vegetarisch sind? Ist das überhaupt möglich?
Gordon: Ich glaube, um ehrlich zu sein, die Frage hat sich mittlerweile verändert. Ich glaube es nicht. Da es zum Beispiel das Fleisch aus Reagenzgläsern, in Vitro Fleisch, geben wird. Dadurch werden die Menschen wahrscheinlich auf so ein Fleisch zurückgreifen. Die Menschheit wird also nicht vegan, aber auf jeden Fall tierleidfrei. Das ist das, was wir glauben, was passieren wird und das ist eine gute Entwicklung.
Aljosha: Also, ich hoffe, dass es passiert. Ich habe leider immer solche Phasen, wo ich denke, dass es alles zu spät ist. Und dann habe ich Phasen, wo ich optimistisch bin und sage „Das schaffen wir“.
stadtleben.de: Was haltet Ihr denn allgemein von in Vitro-Fleisch. Würdet Ihr das essen?
Gordon: Es wäre natürlich für uns besser, wenn die Welt akzeptieren würde, dass man keine tierischen Produkte benötigt. Aber das ist natürlich ein Wunschgedanke. Wir leben in einer Welt, in der Bequemlichkeiten noch einen sehr großen Stellenwert haben. Deshalb glaube ich, dass Vitro-Fleisch das Beste wäre, was der Menschheit, den Tieren und der Umwelt passieren kann.
stadtleben.de: Nochmal: Würdet Ihr in Vitro Fleisch essen?
Gordon: Nein. Der Planet hat so viel zu bieten, so viele geile pflanzlichen Produkte gibt es.
Aljosha: Ich möchte das nicht. Vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Anfangs hatte ich mich mit Veganismus aus ethischen Gründen befasst. Der gesundheitliche Aspekt ist jetzt für mich auch in den Vordergrund gerückt und das Vitro-Fleisch wird ja trotzdem nicht gesund sein. Das wird zwar gesünder sein als normales Fleisch… Ich möchte keine tierischen Produkte mehr, ich möchte einfach nichts mehr damit zu tun haben.
stadtleben.de: Habt Ihr früher gerne Fleisch gegessen?
Aljosha: Sehr gerne. Wir beide waren absolute Fleischfanatiker. Also wirklich ganz schlimm. Ich hätte mir das auch nie vorstellen können, vegan zu werden.
stadtleben.de: Ist es für Euch ein No Go, wenn euer Partner Fleisch isst?
Gordon: Also jetzt an dem Standpunkt, an dem wir sind…ja. Aber man kann sich natürlich auch verändern. Und wenn der Partner sich langsam verändert, dann ist es eigentlich nur wichtig, dass der Partner eine gewisse Offenheit gegenüber dem Thema hat.
Aljosha: Aber diese Offenheit sollte, dann für uns persönlich, dann auch letztendlich zum Veganismus führen. Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem zusammen zu leben, der sich nicht damit auseinandersetzt. Vegan sein macht nämlich so einen großen Teil meines Lebens aus. Das ist einfach ein so wichtiger Aspekt. Und wenn wir emotional so weit auseinander wären, dann passt es einfach nicht.
Gordon: Bist du eigentlich deshalb mit mir zusammen? ;)
Aljosha: Ja ;)
stadtleben.de: Die letzte Frage: Was sind eure Tipps für Youtube-Anfänger?
Aljosha: Einfach ausprobieren. Einfach mal machen. Wir haben uns damals reingestürzt. Ich hatte gar kein Bock irgendwas zu machen, ich wollte nicht vor der Kamera stehen und wir hatten Null Erfahrung in dem Bereich. Versucht es einfach. Geht aber nicht in den Bereich vegan, denn da zerstören wir euch ;) Aber alles andere, versucht es einfach.
Vielen Dank an Gordon und Aljosha für das Interview, das Kantom Azad führte.
Abschließend noch unser kleines Fazit zur VeggieWorld selbst. Die Messe ist auf jeden Fall besuchenswert, denn es gibt jedem - egal ob Veganer, Vegetarier oder Fleischesser - die Möglichkeit, neue Produkte zu testen und zu entdecken. Die Messe hat eine offene Stimmung und bietet vor allem Veganern und Vegetariern die Möglichkeit, Dinge zu probieren, ohne auf die Inhaltsstoffe achten zu müssen.