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Berlin hebt Sexverbot auf - als erste Stadt in Deutschland
Alternative Möglichkeiten für die Erotik Foto: © Artem Labusky Unsplash
Geschlechtsverkehr weiterhin verboten
Ab dem 1. September werden schließlich weitere Lockerungen zugelassen, die auch sexuelle Handlungen inklusive Geschlechtsverkehr unter strengen Auflagen erlauben. Ab dem 1. Oktober dürfen schließlich auch sexuelle Dienstleistungen in Prostitutionsfahrzeugen gegen Entgelt durchgeführt werden.Momentan sind intime Momente zwischen Prostituierten und deren Freiern noch strikt untersagt. Lediglich Dienstleistungen, die nichts mit Geschlechtsverkehr oder anderweitigem sexuellem Körperkontakt zu tun haben, sind bislang erlaubt – das aber auch nur unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln.
Solche Handlungen, wie sie beispielsweise in Dominastudios angeboten werden, können jetzt wieder von Freiern gebucht und auch Massagen ohne erotisches Zutun können durchgeführt werden. Das Angebot beschränkt sich dabei höchstens auf Berührungen mit der Hand, wodurch schließlich der Abstand zwischen beiden Parteien weiterhin bestehen bleiben kann. Das kommt den Rufen nach Wiedereröffnung der Bordelle auf jeden Fall entgegen, denn bereits in Berlin und auch Hamburg, Köln oder Stuttgart sind viele Prostituierte auf die Straßen gegangen, um zu protestieren und auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen.
Gefahren für Prostituierte gering halten
Besonders in diesem Dienstleistungsgewerbe besteht die Gefahr von wirtschaftlicher Not oder Abhängigkeitsverhältnissen, was unter anderem ein Grund für die Berliner Gesundheitsverwaltung war, Bordelle wieder zu öffnen. Einzig jene Prostituierte, die einen speziellen Ausweis für ihre Tätigkeit besitzen und offiziell in der Hauptstadt registriert sind, können vom Staat Corona-Soforthilfen beantragen. Dennoch gibt es gerade in diesem Gewerbe viele Frauen, die keinen einen festen Wohnsitz haben und auch keinen Prostituiertenausweis besitzen. Bei Verboten könnte es vor allem schneller passieren, dass Prostituierte illegal und unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen ihrem Job nachgehen. Viele Prostituierte in Berlin hielten sich schlichtweg nicht an die Corona-Verordnungen, weil ihnen sonst das Geld fehlt. Nicht nur vor dem Hintergrund des Tätigkeitsverbots, sondern auch wegen anderer Gefahren ist eine Lockerung dringend notwendig gewesen.Beobachten werden konnte zwar, dass die Freier die Sexarbeiterinnen nicht mehr ganz so häufig aufsuchten, ganz ausgeblieben ist die Nachfrage dennoch nicht. Dies waren schließlich aber nicht mehr seriöse Gäste, sondern jene, die entweder Betrunken waren oder sich auch sonst nicht an die Hygieneauflagen hielten und somit ein höheres Risiko für eine Infektion an die Arbeiterinnen herantrugen. Wie in anderen Branchen auch, hat die Krise auch hier Auswirkungen auf die Preise der Dienstleistung. Freier wissen um die prekären Verhältnisse und die Not der Sexarbeiterinnen. Wegen des eigentlichen Verbotes drücken diese schließlich auch die Preise – ablehnen können Prostituierte das Geschäft schließlich nicht. Das Geschäft mit der Prositution bewegt sich in vielen Orten Berlins bereits in einer Grauzone, ganz ungefährlich ist es auf der Straße ebenfalls nicht. Sobald die Tätigkeit der Sexarbeit aber verboten wird, verliert man vollends die Kontrolle über das Gewerbe. Das Phänomen konnte auch die Leiterin des Frauentreffs Olga beobachten.
Die Frauen stehen jetzt nicht mehr an der Straße, wo Polizei und Passanten jederzeit eingreifen können, sondern treffen sich mit Freiern im Verborgenen. Das Bordell als geschützter Arbeitsplatz fällt nun ja schließlich weg. Die Gefahr, dass dort etwas passiert, ist immens. Raub, Vergewaltigung oder Gewaltverbrechen sind dabei nicht selten. Die Freier schließlich anzuzeigen, kommt dann auch nicht mehr infrage, weil man sich dabei selbst einer Straftat stellen müsste. Auch die Gleichberechtigung spielte bei den Demonstrationen in Berlin eine tragende Rolle, schließlich durften auch Friseur- und Massagesalons schon länger wieder ihre Pforten öffnen. Warum das Verbot für Bordelle weiterhin bestand, ist für Prostituierte und Angehörige des Gewerbes schlichtweg nicht verständlich. Bereits im Juni hatte die Deutsche Aidshilfe einen Appell für Gleichbehandlung und Unterstützung von Menschen in der Prostitution an Verbände gerichtet und die Aufhebung des Verbotes von Sexarbeit gefordert.
Schließlich liegen bereits verschiedene Hygienekonzepte im Bereich der Sexarbeit vor und es dürfe zu keiner Benachteiligung in der Krise kommen, heißt es. Holger Wicht, Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe betont nochmal, dass auch andere Bundesländer dem Beispiel Berlins dringend folgend müssen, um die Auswirkungen der Pandemie auf Jobs im Prostitutionsgewerbe ebenso gering zu halten, wie in anderen Dienstleistungsbranchen.